Wunschkennzeichen werden immer beliebter in Baden-Württemberg. Die Landkreise Ludwigsburg und Esslingen liegen dabei ganz vorne. Aus der Reihe fällt der Auto-Kreis Böblingen.

Region Stuttgart - Auf den Straßen Baden-Württembergs scheint die Tierliebe ausgebrochen zu sein. Immer mehr Autos tragen Kennzeichen, deren Buchstabenkombination Tiere ergeben, beispielsweise ES-EL, MA-US oder die allseits beliebte S-AU. Was vielen Autofahrern auffällt, wurde nun in einer Umfrage der Deutschen-Presse-Agentur (dpa) bestätigt: Immer mehr Autofahrer legen sich ein individuelles Wunschkennzeichen zu. Oft sind es die Initialen zusammen mit dem Geburtsdatum, aber eben auch die Tierkennzeichen, nach denen bei den zuständigen Landratsämtern gefragt wird. Im Rems-Murr-Kreis waren 70 Prozent der Neuzulassungen im vergangenen Jahr Wunschkennzeichen, im Kreis Göppingen waren es 52 Prozent. In Ludwigsburg liegt der Wert gar bei 80 Prozent.

 

Im Schnitt 263 758 Euro

Das spült Geld in die Kassen der Kreise und Städte, denn ein Wunschkennzeichen kostet 10,20 Euro Extragebühr (bundesweit einheitlich). „Im Verhältnis zur Neuanschaffung eines Autos sind das Peanuts“, sagt der Leiter der Stuttgarter Zulassungsstelle, Matthias Franke. Im vergangenen Jahr haben die 35 Landkreise nach der dpa-Umfrage im Schnitt 263 758 Euro durch die Kennzeichen eingenommen. Bei den neun Stadtkreisen waren es durchschnittlich 229 568 Euro. Die Landeshauptstadt lag mit 591 886 Euro Gebühren bei den Stadtkreisen vor Mannheim (285 447) und Karlsruhe (256 846). Ganz oben bei den Landkreisen liegen Ludwigsburg (679 960 Euro), Esslingen (612 205) und Ostalb (470 223) mit den höchsten Einnahmen.

In Ludwigsburg nimmt man die Spitzenreiter-Position gelassen: „Wir sind, was die Bevölkerungsanzahl angeht, der zweitgrößte Landkreis. Da ist es nicht verwunderlich, dass wir auch bei den Kfz-Neuzulassungen vorne liegen“, sagt der Sprecher Andreas Fritz. Eine Zusatzarbeit für die Mitarbeiter der Zulassungsstelle seien die Wunschkennzeichen nicht, da die meisten Bürger ihr Kennzeichen online vorab reservierten. Verwunderlicher ist jedoch, dass der Rhein-Neckar-Kreis, der bevölkerungsreichste Landkreis in Baden-Württemberg, nur 237 000 Euro mit Wunschkennzeichen eingenommen hat – doch auch dort sei die Tendenz leicht steigend, wie das Landratsamt mitteilt.

Auch in Stuttgart rechnet man mit einem neuen Rekord

Auch in Stuttgart steigt die Zahl der Wunschkennzeichen. Im Jahr 2013 beantragten in der Zulassungsstelle 54 431 Autohalter eine individuelle Buchstaben- oder Zahlenkombination. Ein Jahr später waren es 55 641, 2015 dann 58 028. Die Bilanz der ersten sechs Monate dieses Jahres – 30 863 Wunschkennzeichen wurden vergeben – deute auf einen neuen Rekord hin, sagt Matthias Franke. Warum die persönliche Kombination – oft werden Geburtsdaten und Vor- und Nachnamen gemischt – in Stuttgart so zunimmt, kann er nicht erklären. Landesweit könne das Phänomen mit der Wiedereinführung von Altkennzeichen, zum Beispiel „LEO“ für Leonberg, zu tun haben. Damit ergäben sich neue Kombinationsmöglichkeiten.

Die Altkreis-Kennzeichen verdoppeln die Kombinationsmöglichkeiten

So sieht es auch Peter Keck, der Sprecher des Landkreises Esslingen: „Mit dem Altkreiskennzeichen NT haben wir jetzt die doppelte Zahl eines jeden Wunschkennzeichens.“ Seit dem vergangenen Jahr gibt es das Schild für den ehemaligen Kreis Nürtingen wieder, seither habe sich auch die Nachfrage nach Wunschkennzeichen „signifikant“ erhöht. Keck geht jedoch davon aus, dass sich der Trend „nach kurzer Zeit wieder egalisieren“ werde – nämlich dann, wenn auch bei NT alle beliebten Kombinationen vergeben sind.

Es gibt jedoch auch Buchstabenreihen, die nicht genehmigt werden. In Stuttgart sind es Kennzeichen mit den Buchstaben A, D, S, ED, HJ, KZ, NS, SA, SD und SS – Kombinationen, die an das Nazi- oder das DDR-Regime erinnern. Die Naziabkürzungen sind bundesweit verboten.

Böblingen fällt aus der Reihe – oder doch nicht?

Möglich wäre in der Landeshauptstadt S-IS, was als Abkürzung für das Terrorregime des Islamischen Staats missverstanden werden könnte. Diese Kombination „ist bei uns nicht als Wunschkennzeichen nachgefragt worden“, sagt Franke. Durchaus beliebt sind die Kombinationen S-EX und S-AU, mit denen die Fahrer wahrscheinlich eine bestimmte Botschaft übermitteln wollen.

Aus der Reihe fällt der Kreis Böblingen. Dort habe man im vergangenen Jahr nur knapp 150 000 Euro mit Wunschkennzeichen eingenommen, heißt es auf Nachfrage. Warum man im Vergleich zu Ludwigsburg und Esslingen abgeschlagen ist? Der Sprecher des Landkreises, Dusan Minic, wagt eine Spekulation: „Vielleicht, weil man mit BB so schlecht neue Worte bilden kann.“ Am späten Nachmittag folgt dann die Korrektur: Man habe sich bei der Zulassungsstelle verrechnet und nur die Online-Anträge für Wunschkennzeichen gezählt. In Wirklichkeit lägen die Einnahmen „weit über 500 000 Euro“, was vor allem an Daimler liege, sagt Minic. Eine exakte Zahl könne er erst im Laufe der Woche liefern. Es sei zu vermuten, dass Ludwigsburg dann von der Spitzenposition verdrängt werde.