Der Yeah-Club beschallte die Stuttgarter Tanzflächen zehn Jahre lang mit tanzbarer Gitarrenmusik. Inzwischen ist Indie eigentlich tot. Aber am Samstagabend steht die Partyreihe für ein einziges Mal und augenzwinkernd von den Toten auf.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Ob Punk tot ist oder nicht, wird seit mehr als dreißig Jahren diskutiert. Dass Indie tot ist, dürfte zumindest unter unserer urbanen Leserschaft Konsens sein: Die coolen Kids hören heute Cloud Rap.  

 

Als Young Hurn et al. noch im Kindergarten waren, lief der Beat ein bisschen straighter durch. Die ersten Alben von Franz Ferdinand, The Libertines und Co. kamen zeitlich so kompakt daher, dass daraus eine eigene Form von Party entstanden ist. Indie-Mucke lief Anfang der Nullerjahre heiß, in Stuttgart nicht zuletzt dank des Yeah Club. Diese Partyreihe wurde 2003 bis 2013 von Hannes Steim organisiert, der unter dem Label Popnotpop den Indie-Pop über Jahre auch auf den Konzertbühnen am Köcheln hielt. Mit alledem (und auch mit dem Popnotpop-Clubfestival) ist längst Schluss, Steim ist jetzt Oberboss der Shoppingpassage Fluxus.

Zum zweijährigen Fluxus-Bestehen bringt er sein neues und sein altes Aufgabengebiet für einen Abend wieder zusammen: der Yeah Club steht wieder auf, und zwar am Samstagabend im Fluxus-Craft-Beer-Himmel Ridmueller (wer bei Facebook zusagen will: bitteschön). Alter und neuer Hipsterscheiß feierlich vereint - ist dieser Abend womöglich die Keimzelle für das weltweite Indie-Revival? Die Revolution im Ü-30-Party-Business? Der DJ selbst winkt ab. "Der Abend ist eher mit einem Augenzwinkern zu sehen", sagt Steim, "die Partyreihe lief zehn Jahre. Diese Zeit war gut, aber sie war irgendwann auch mal vorbei."

Alte Schule

Man soll es laut Steim eher so sehen: die Party findet auf zwanzig Quadratmetern statt. "Das ist ja die passende Größe, wenn man sagt 'Indie is dead'." Zu erwarten sei eine Art Nostalgieshow mit breitem Grinsen, gespielt werden ausschließlich Songs aus der Zeit. "Und so hoffe ich, dass der eine oder andere von den Gästen, die aus Keller Klub rausgewachsen sind, auf ein Bier vorbeischaut." Indie ist Youth and Young Manhood (erinnert sich noch jemand an Kings of Leon?), zu erwarten sind also Gäste um die dreißig, die zu ihrer musikalischen Vergangenheit stehen.

Und jetzt doch mal ganz ernsthaft: wie tot ist Indie, Hannes Steim? "Gitarrenmusik gab es immer, und 2001 bis 2003 haben Franz Ferdinand und Co. mit ihren wirklich guten ersten Alben da eine Welle losgetreten. Die Musik ist nach wie vor spannend zum Weggehen, in Hamburg gibt es ja immer noch den Revolver Club. Aber so wie vor zehn Jahren wird es in Stuttgart nicht mehr werden, als da in drei, vier, fünf Locations gleichzeitg diese Musik lief. Es ist auf keinen Fall geplant, das wieder im größeren Ausmaß zu starten. Etwas wie den Yeah Club kann ich mir am ehesten noch für nen Weihnachtsfeiertag vorstellen."

Irgendwann, das ist sicherlich auch Konsens, war die popmusikalische Idee von Indie auserzählt. Das gesteht auch Hannes Steim ein. "Ich bin da mittlerweile ein bisschen raus, habe aber auch nicht die große Neuentdeckung gemacht." Am interessantesten finde er "die elektronische Art von Singer/Songwriter-Geschichten, zum Beispiel Caribou. Oder die Solo-Sachen von Kele Okereke". 

Aber das ist ja das Schöne bei Nostalgie-Geschichten: dass man da alte Schule macht und sonst nix. Für optische Nostalgie-Momente empfehlen wir die Facebook-Timeline des Yeah-Club (und unsere Bilderstrecke, die eine kleine Auswahl davon zeigt).


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