Der Betreiber des erfolgreichsten Fußball-YouTube-Kanals der Welt heißt Konstantin Hert und kommt aus der Region Stuttgart. Mit seinen Abonnenten-Zahlen lässt der YouTube-Kanal freekickerz milliardenschwere Sportsender hinter sich.

Stuttgart - Roman Weidenfeller nimmt die Herausforderung an. Der Nationalspieler, der im Sommer 2014 in Brasilien Weltmeister wurde und im ausverkauften Stadion von Borussia Dortmund die Tore hält, steht vier Jungs gegenüber. Zuschauer gibt es keine auf dem Fußballplatz. Dafür läuft die Kamera und zeichnet jeden Schuss der Amateure auf den Profi auf. Warum gibt sich ein Mann wie Weidenfeller, der 2,5 Millionen Euro im Jahr verdient für so ein Spielchen her?

 

Der erfolgreichste Fußball-Kanal der Welt

Die Antwort ist auch eine Zahl in Millionen, aber nicht in Geldmünzen, sondern in Klicks: 5.693.587. So viele Menschen verfolgen das Tor-Wettschießen mit Weidenfeller auf dem YouTube-Kanal von freekickerz. Der Betreiber des Fußball-Channels heißt Konstantin Hert und kommt aus Altenriet (Landkreis Esslingen). Mit seinen Abonnenten-Zahlen trippelt der 28-Jährige lässig an milliardenschweren Sportsendern wie Red Bull vorbei: Auf der Rangliste des Statistikdienstes Socialblade rangiert freekickerz mit mehr als  2,5 Millionen Abonnenten auf Platz 5 aller Sport-Channels. 42, 5 Millionen mal werden die Beiträge im Monat aufgerufen. Damit ist dieser YouTube-Kanal der erfolgreichste Fußball-Kanal der Welt. Der Wachstum der Fans in den sozialen Netzwerken zeigt beeindruckende Zahlen: 2,5 Millionen Fans folgen freekickerz auf Facebook, wöchentlich kommen rund 50.000 Follower aus der ganzen Welt dazu. Ganz zu schweigen von den 600.000 Abonnenten bei Instagram. Keine Frage: Konstantin Hert kennt die Zauberformel, die die Generation zwischen 15 und 30 Jahren begeistert – ein Rezept, um das ihn etablierte Fernsehsender beneiden.

Das erste Video: Ein Doppel-Pfosten-Torschuss

Dabei kommt die wichtigste Zutat von Herzen und ist nicht für Geld zu kaufen: Die Liebe zum Fußball verbindet den erfolgreichen YouTuber mit seinen Fans. Wer sich für Fußball begeistert, der gibt sich nicht mit der Sportschau, der Bundesliga oder der Premier League zufrieden: Das erste Video, das Konstantin Hert am 1. Januar 2010 mit zwei Freunden bei freekickerz hochlud, zeigt zwei unbekannte Fußballer beim Kicken auf ein Tor auf einem einsamen Platz. Der Ball springt zwei mal an den Pfosten, bevor er neben dem verdutzten Gesicht des Torwarts im Tor liegen bleibt. Obwohl die Community vor fünf Jahren noch überschaubar war, wurde der Doppel-Pfosten-Torschuss ein Hit. „Da war mir klar, dass das Konzept von freekickerz funktioniert und in den sozialen Netzwerken ein großes Potenzial steckt“, erzählt Konstantin Hert.

Der Zuschauer hat mehr Spaß, wenn er das Programm mitgestaltet

Die Idee von freekickerz ist einfach: Um die Reichweite zu erhöhen und die Zuschauer stärker einzubinden, nutzt freekickerz das Prinzip vom „User Generated Content“. Der YouTube Fußball-Kanal schneidet Hobby-Videoaufnahmen von unbekannten Amateuren zusammen. So kickt bei den Beiträgen zu den „Top 5 Toren“ der Woche und den „Funny Football Moments“ die Community als Hauptdarsteller auf dem Fußballplatz aktiv mit: „Der Zuschauer hat mehr Spaß am Programm, wenn er es selbst mitgestalten kann“, schätzt Konstantin Hert.

Allein für das Format „Die besten Tore“ kamen 2014 über 18.000 Mails in seinem Email-Postfach an. Mit der Zeit ist das Team von freekickerz bei der Auswahl der Hobbyfilmchen wählerischer: „Inzwischen sollte man schon ein ziemlich ausgefallenes Video im Angebot haben, wenn man bei uns gesendet werden will.“

In den von ihm selbst produzierten Filmen, die er wöchentlich hochlädt, finden seine Fans Trainingsanleitungen, Testempfehlungen von Fußballschuhen oder die beliebten Challenges mit Prominenten.

Den Klickdruck ausblenden

Als Konstantin Hert 2012 sein Betriebswirtschaftslehre-Studium abschloss, bemerkt er bald in welchem Beruf er seine beiden Lieblingshobbies, Fußballspielen und Filmemachen, perfekt verbinden kann: „Ich werde YouTuber“ beschließt er und hängt seinen Job in einem Start-Up Unternehmen an den Nagel. Inzwischen arbeiten sechs bis sieben Leute für den wöchentlichen Sendeplan von freekickerz. Nach einer dringenden Empfehlung von Google sich für den schnell wachsenden YouTube-Kanal Unterstützung zu holen, entschließt sich Konstantin Hert 2013 das Medien-Netzwerk Athletia zu nutzen. Auch wenn er einen Teil der Werbeeinnahmen abgeben muss, hat er den Schritt bis heute nicht bereut. Denn beim Dreh muss er den Medien- und Klickdruck ausblenden, damit die Filmqualität nicht leidet: „Wichtig ist, sich nicht auf die Zahlen zu konzentrieren. Sonst besteht die Gefahr, dass man den Überblick verliert und Videos macht, die schlechter sind.“

Zu jedem Tor gibt es das direkte Feedback aus der Community

Außer dem Ansporn und dem Mitmachcharakter von freekickerz bietet die Interaktivität der sozialen Netzwerke Chancen: „Wir entwickeln uns ständig weiter. Durch die Kommentarfunktion holen wir uns das direkte Feedback von den Zuschauern und versuchen nach ihren Wünschen die Beiträge zu gestalten“, berichtet der YouTuber. Momentan seien weniger die Freistöße, als die „Challenges“ gefragt. Der Kampf um das Tor von Roman Weidenfeller geht mit einem Sieg für das Team der freekickerz aus. Doch die Community gibt schon den nächsten Film in Auftrag: „Warum habt ihr nicht Manuel Neuer gefragt?“ Den Sportler Hert freuen solche Kommentare: „Beim Battle können wir beweisen, dass wir im Hinblick auf die Schusstechnik mit den Profis mithalten können.“