Die Zahl der Elterntaxis steigt. Immer mehr Mütter und Väter bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Das dadurch entstehende Verkehrschaos gefährdet die Sicherheit der Mädchen und Jungen, warnen die Rektoren auf den Fildern.

Filder - Die Schule hat begonnen und schon sind sie wieder da: die vielen Mütter und Väter, die ihre Kinder morgens mit dem Auto bringen und nachmittags wieder abholen. Das allein wäre kein Problem. Doch manch einer fährt seinen Sprössling bis direkt vors Schultor. Dann parken die Autos oft im Halteverbot, stehen kreuz und quer vor den Schulen, blockieren Wege und die Sicht auf die Straße.

 

Für die Freien Wähler im Gemeinderat ist das ein Problem. Sie fordern in einem aktuellen Antrag, dass die Zahl der Elterntaxis weniger wird. Stattdessen sollen mehr sogenannte Kiss-and-Go-Zonen eingerichtet werden. Dort können Eltern ihre Kinder ein Stück vor der Schule aussteigen lassen. Sie haben aber dennoch die Sicherheit, dass diese gut ankommen.

Beim Laufen können sich Kinder verabreden

Auch Erika Diemer-Hohnholz, die Schulleiterin der Österfeldschule in Vaihingen, kennt das Problem der Elterntaxis. Seit Jahren bitte sie Eltern darum, ihre Kinder nicht zur Schule zu fahren – mit geringem Erfolg. Dabei schade das Chaos vor den Schulen auch anderen Kindern. Nämlich denen, die gern zu Fuß kommen würden, sich das wegen des hohen Verkehrsaufkommens vor den Schulen aber nicht mehr trauen. Den eigenen Kindern nehme man damit die Erfahrung, den Schulweg allein zu bewältigen. „Am besten ist es, wenn Kinder gemeinsam in Gruppen zur Schule laufen“, sagt die Schulleiterin. Dann könne man Dinge besprechen, etwa um sich zum Fußballspielen zu verabreden.

Jedoch sehe Diemer-Hohnholz keine Möglichkeit, die Elterntaxis zu verbieten. „Es ist die Entscheidung der Eltern, ob sie ihr Kind zur Schule bringen wollen oder nicht“, sagt die Rektorin.

Viele Kinder haben oft kein Durchhaltevermögen mehr

Dass man einige Eltern nicht zum Umdenken bewegen könne, bestätigt Gerhard Gödrich. Der Schulleiter der Steinbachschule in Büsnau ist der Meinung, dass es durch Elterntaxis zu gefährlichen Situationen kommen könne. Eltern nehmen keine Rücksicht auf Parkverbotszonen, die die Straßen übersichtlicher gestalten sollen: „Manche Eltern würden ihre Kinder am liebsten bis in den Schulhof vorfahren“, berichtet Gödrich. Neben dem Verlust der Eigenständigkeit und der Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer sieht er einen weiteren negativen Aspekt: die körperliche Fitness. „Die Kinder haben oftmals kein Durchhaltevermögen mehr, um ein bis zwei Kilometer zu Fuß zu gehen“, sagt Gödrich. Die meisten ließen sich auch bei kurzen Strecken mit dem Auto fahren. Dabei gehe es nicht nur um Erstklässler, deren Eltern gewährleisten möchten, dass ihre Kinder sicher ankommen. Auch viele ältere Schüler würden zur Schule gebracht, obwohl diese die Kompetenz besitzen müssten, sich im Straßenverkehr zurechtzufinden.

Das Chaos, das durch die Elterntaxis verursacht wird, kennt auch Ulrike Wolff. Die Schulleiterin der Salzäckerschule in Möhringen kämpft seit Jahren darum, dass sich die Verkehrssituation vor ihrer Schule verbessert. Zum Teil spreche sie Leute direkt auf ihr Fehlverhalten an, erhalte dann aber meist unfreundliche Reaktionen. Ein vom Elternbeirat ausgearbeiteter Flyer soll über die Gefahr informieren, die von zugeparkten Einfahrten oder Gehwegen und dem Halten vor dem Schulgebäude ausgeht. „Viele denken nicht darüber nach, welche Konsequenzen ihr Verkehrsverhalten mit sich bringt“, sagt Wolff. Schließlich seien Erwachsene immer auch ein Vorbild für ihre Kinder. Und Rücksicht sei ein wesentliches Prinzip der Salzäckerschule. Dazu gehöre auch Rücksicht im Straßenverkehr.

Kontrollen helfen wenig

„Für Kinder ist der Schulweg wichtig, um den Wechsel zwischen Zuhause und Schule zu vollziehen“, ergänzt die Schulleiterin der Riedseeschule in Möhringen, Ingrid Willemsen. Es sei wichtig, sich um das Problem der Elterntaxis zu kümmern, jedoch habe sie keine zündende Idee, wie sie das angehen könne. Regelmäßig veranstaltet die Riedseeschule in Zusammenarbeit mit der Polizei Aktionen, bei denen die Eltern direkt auf ihr Verhalten im Straßenverkehr angesprochen werden. „Dann ist es vier Wochen besser und anschließend bürgert sich das Fehlverhalten wieder ein“, sagt Willemsen. Mangels eines langfristigen Erfolges seien die Aktionen weniger geworden.