Das ZDF feiert die viertausendste Ausgabe des Klatschmagazins „Leute heute“. Die Moderatorin Karen Webb bekommt Besuch von ihrer Vorgängerin Nina Ruge.

Stuttgart - Wer hier nicht vorkommt, ist entweder nicht wichtig oder sollte seinen PR-Agenten wechseln: „Leute heute“ ist montags bis freitags um 17.45 Uhr mit gut zwei Millionen Zuschauern (Marktanteil: über 15 Prozent) gleich hinter „Exclusiv“ (RTL, gut 16 Prozent) das erfolgreichste deutsche Promimagazin; am Donnerstag zeigt das ZDF die viertausendste Ausgabe. Kritiker fragen sich allerdings, warum sich auch ein öffentlich-rechtlicher Sender am Klatsch und Tratsch über Schauspieler, gekrönte Häupter und Popstars beteiligen muss. Aus Sicht des ZDF stellt sich diese Frage jedoch gar nicht. Für den Redaktionsleiter Peter Zock ist das Erfolgsgeheimnis des Magazins Antwort genug: „,Leute heute‘ liebt die Stars, und deshalb lieben die Stars ‚Leute heute‘.“ Dazu „ein bisschen gute Vorbereitung, Respekt, emotionale Intelligenz und Fachwissen“, und schon ist die Rezeptur fertig.

 

Mittlerweile regt sich kaum noch jemand über das unterhaltsame Informationsmagazin auf, aber als die Sendung 1997 startete, wurde munter gelästert; vor allem über Moderatorin Nina Ruge und ihren Standardabschiedsspruch „Alles wird gut“. Was Zock rückblickend als „kleine Sensation“ bezeichnet, war aus Sicht der Kritiker eher ein kleiner Skandal. Es sagt viel über die programmliche Entwicklung des ZDF aus, dass die Kritik schon lange verstummt ist. Tatsächlich ist es wohl eher eine Frage des Geschmacks wie auch des Prinzips, ob man „Leute heute“ für eine zwar leichte, aber handwerklich seriöse Spielart des Journalismus hält, oder doch eher für Unterhaltung. Immerhin kommt das „Lifestyle- und Peoplemagazin“ (Zock) ebenso wie die Nachrichtensendungen aus der ZDF-Hauptabteilung Aktuelles.

Eine Königshochzeit ist das Größte

Ihre Existenz verdankt die Sendung in erster Linie programmplanerischen Gesichtspunkten: Vor 15 Jahren empfanden viele Zuschauer den Übergang von den weichen Vorabendserien zu den harten „heute“-Nachrichten als zu abrupt. Deshalb gab es ab 18.45 Uhr als Puffer Pseudonachrichten aus der Welt der Prominenten: Die einen bekommen Kinder, die anderen heiraten. Völlig aus dem Häuschen sind sie in der Redaktion, wenn eine Königshochzeit ansteht; dann wird das Publikum schon Wochen vorher vorbereitet. Hin und wieder stirbt auch jemand, dann vermittelt die Moderatorin Karen Webb, die die Sendung vor fünf Jahren von Ruge übernommen hat, überzeugende Anteilnahme.

In der Regel aber sind die 15 Minuten Promiklatsch völlig unerheblich. Karl Lagerfeld eröffnet eine Ausstellung, eine gewohnt aufgekratzte Sonya Kraus versichert beim „Powershoppen“, es gehe ihr nach der Geburt des zweiten Kindes „Bombe“, und wenn sich der Teenie-Star Robert Pattinson von seiner „Twilight“-Partnerin Kristen Stewart trennt, ist sich der   einstmals renommierte Medienpsychologe Jo Groebel nicht zu schade, so zu tun, als verfüge er über Insiderwissen aus Hollywood. Charakteristisch für „Leute heute“ ist die positive Grundhaltung: Ganz gleich, was die Prominenz anstellt, es wird nie ein böses Wort verloren. Seine Mitarbeiter bezeichneten ihre Abteilung als „Kuschelredaktion“, verrät Zock. Er hält das für einen Ausdruck des guten Betriebsklimas, aber gekuschelt wird auch mit den Stars und Sternchen. Der Redaktionsleiter ist außerdem der Meinung, viele Beiträge enthielten ein „,Leute heute‘-typisches Augenzwinkern“, aber das ist wohl Wunschdenken.

Die Vorgängerin kommt vorbei

Zum Jubiläum von „Leute heute“ gibt es zwar nicht mehr Sendezeit, aber eine Sondersendung und ein Wiedersehen mit Nina Ruge: Die viertausendste Ausgabe wird mit einem Rückblick auf die letzten 15 Jahre gefeiert. Die Nachfolgerin Webb, stets geschmackvoll und gern auch mal sexy gekleidet, hat vor drei Jahren ein Buch veröffentlicht, dessen Titel das Motto der Sendung auf den Punkt bringt: „Charmant in jeder Lebenslage“. Die Moderatorin ist für „Leute heute“ ohnehin hoffnungslos überqualifiziert. Nach dem Abitur hat sie Betriebswirtschaft studiert und später parallel zur Fernseharbeit ein Fernstudium in Politikwissenschaft absolviert. Münchener Studenten des Fachs Kommunikationswissenschaft werden gern bestätigen, dass die Moderatorin deutlich mehr draufhat, als Kurzberichte über Promis anzusagen: Seit drei Jahren hat sie an der Ludwig-Maximilians-Universität einen Lehrauftrag.