Spannender als der „Tatort“ aus Konstanz: der ZDF-Film „Die Toten vom Bodensee“ besticht mit einem tollen Ermittlerduo sowie der Landschaft. Das ZDF zeigt den Film am 3. November und auch die Fortsetzung ist bereits abgedreht.

Stuttgart - Einheimische wissen, wie launisch das Wetter am Bodensee in diesen Tagen sein kann. Doch gerade diese Wechselhaftigkeit macht die Region zum perfekten Krimischauplatz, findet Sam Davis. Der Amerikaner lebt seit gut zwanzig Jahren in Deutschland, war bis 1998 bei RTL für mehr als hundert sogenannte TV-Movies verantwortlich und hat seither Dutzende von Filmen produziert, unter anderem die mehrfach ausgezeichneten Werke „Das Wunder von Lengede“ (2003) und „Das Wunder von Kärnten“ (2011).

 

Im letzten Jahr nun hat Sam Davis den Bodensee entdeckt. Die Dreharbeiten zum zweiten Film mit Matthias Koeberlin und Nora von Waldstätten als ungleiches Ermittler-Duo sind gerade zu Ende gegangen. Den vor exakt einem Jahr gedrehten ersten Fall, „Die Toten vom Bodensee“, zeigt das Zweite am 3. November.

Normalerweise warten die Sender erst mal ab, ob die Premiere beim Publikum ankommt, bevor sie eine Fortsetzung in Auftrag geben. Diesmal jedoch war das ZDF offenbar auch ohne konkrete Zuschauerzahlen vom Potenzial der Figuren überzeugt. Natürlich weiß man auch in Mainz, dass der Südwestrundfunk seit zwölf Jahren ein „Tatort“-Duo am Bodensee ermitteln lässt. Aber selbstredend ist die Region viel zu facettenreich, um bloß Platz für eine Krimireihe zu bieten. Außerdem hat der ZDF-Film mit den meist betulich erzählten Geschichten aus Konstanz nur den Handlungsort gemeinsam, und selbst das bloß aus der Ferne betrachtet: Der Film spielt auf der anderen Seeseite, weshalb Michael Oberländer von der Kripo Lindau auch nicht mit der Schweizer Polizei, sondern mit einer Kollegin aus dem österreichischen Bregenz zusammenarbeitet.

Sphinxgesicht und unergründliche Katzenaugen

Allein diese Kombination ist schon sehenswert. Matthias Koeberlin und Nora von Waldstätten sind ein prima Paar, was jedoch vor allem an ihr liegt. Während Koe-berlins Kommissar als freundlicher Familienmensch fast automatisch zum Sympathieträger wird, ist die Kriminalinspektorin Hannah Zeiler eine ausgesprochen kühle und distanzierte Person. Mit ihrem Sphinxgesicht und den unergründlichen Katzenaugen ist die Wienerin wie geschaffen für diese Rolle.

Auch die weiteren Rollen sind gut und treffend besetzt. Besonders sehenswert ist der Bodensee, selbst wenn er sich dank der spätherbstlichen Drehzeit von einer wenig einladenden Seite zeigt. Trotzdem zählen für Sam Davis in erster Linie Handlung und Umsetzung. Beides muss seinem persönlichen Maßstab genügen: „Wenn mich eine Geschichte packt, wenn ich mich so stark mit der Hauptfigur identifiziere, dass ich mit ihr mitfiebere, dann atmet ein Film automatisch Qualität.“

Diese Qualität haben die „Toten vom Bodensee“ vor allem den beiden Hauptdarstellern zu verdanken, die sich bei ihrer ersten gemeinsamen Arbeit gegenseitig beflügelt haben. Für Davis kam ohnehin kein anderes Duo in Frage. Er war derart überzeugt von der Besetzung, dass die beiden bereits das Deckblatt des Exposés schmückten, noch bevor sie selbst etwas von dem Projekt ahnten. Beim ZDF hat man den Reiz dieses „Traumpaars“ (Davis) auch gleich erkannt; zum Glück haben beide dann auch zugesagt.

Die Dreharbeiten sind mitunter kompliziert

Neben der ungewöhnlichen Geschichte einer mysteriösen Mordserie hat das Drehbuch ein echtes Alleinstellungsmerkmal zu bieten. Am Bodensee ist die Kooperation der Polizeibehörden aus Deutschland und Österreich Alltag, für einen Fernsehfilm ist dies eine Premiere. Die Idee dazu hatte die Producerin Annette Köster, die in der Region aufgewachsen ist; der Film ist eine Koproduktion des ZDF mit dem ORF. Beide Sender, so Davis, hätten unabhängig voneinander festgestellt, dass der Bodenseeraum in ihren fiktionalen Produktionen unterrepräsentiert sei. Außerdem sei man sich rasch darin einig gewesen, „eine andere Art von Krimi“ zu wollen.

Auf das Wetter hat allerdings selbst ein Erfolgsproduzent keinen Einfluss. Randregionen wie der Bodensee, sagt Davis, waren bislang auch deshalb eher selten Filmschauplatz, weil die Witterungsbedingungen so unzuverlässig seien. Aufgrund der Vorliebe der Sender für regionale Krimis müsse man sich nun damit arrangieren, selbst wenn das die Dreharbeiten mitunter kompliziere. Aber das wechselhafte Wetter habe auch sein Gutes: „Auf diese Weise zeichnen sich die Filme durch eine ganz spezielle Atmosphäre aus.“