Manchmal hilft es, die Augen zu reiben, sie wieder zu öffnen und festzustellen: „Doch, das gibt es wirklich!“ Beispielsweise im Fall von Schloss Neuschwanstein. Jetzt, im Sommer, wird das Schloss regelrecht von Chinesen, Japanern und Amerikanern belagert. Neuschwanstein ist ein Sehnsuchtsziel, wir liefern zehn Fakten zum Mythos.

Hohenschwangau - Neuschwanstein ist vor allem bei ausländischen Touristen ein sehr beliebtes Ziel und in den Sommermonaten völlig überlaufen. Wir liefern zehn Fakten zu dem Mythos – der, was viele nicht wissen, sehr viel jünger ist als das Mittelalter.

 

1886

Das Jahr, in dem Neuschwanstein nach 17 Jahren Bauzeit fertiggestellt wurde – geradezu ein baulicher Schnellschuss im Vergleich zu Stuttgart 21 oder dem Berliner Hauptstadtflughafen. Schöner ist es sowieso.

18

Sprachen – so international ist das Angebot bei den Audioguides. Berücksichtigt werden dabei auch künftige Wachstumsmärkte in Asien: Die Geschichte gibt es auch auf Thailändisch und Koreanisch.

120

Kilogramm wog Ludwig II. im letzten Jahr seines Lebens. Er war zu diesem Zeitpunkt entmachtet und für verrückt erklärt worden. Neuschwanstein war ein Teil seiner großen Weltflucht geworden – das Schloss sollte die Opern seines Lieblingskomponisten Richard Wagner in Architektur übersetzen.

7000

Besucher kommen in der nun anstehenden Hauptsaison oft täglich. Die Führungen durch die wenigen begehbaren Räume sind straff organisiert. Es geht in einer halben Stunde im Schweinsgalopp durch die bayerische Geschichte.

5

Der Platz, den Neuschwanstein unter den Top-Touristenattraktionen in Deutschland belegt. Am meisten Besucher zieht der Kölner Dom an (sechs Millionen), auf den weiteren Plätzen folgen das Brandenburger Tor, der Reichstag und die Dresdner Frauenkirche.

1,52

Millionen Touristen besuchen jährlich das Schloss im Voralpenland. Inzwischen kommen die meisten aus China. Die Schlossverwalterin Katharina Schmidt erzählt, dass viele Amerikaner das Schloss für eine Kopie halten: „Ach, das haben sie von Disney abgeguckt.“

0

Das Fotografieren und Filmen in den Räumen des Schlosses ist nicht erlaubt. Wer glaubt, das Verbot mit einer filmenden Drohne umgehen zu können, stößt auf ein weiteres Stoppschild: Aufgrund des angrenzenden Naturschutzgebiets Ammergebirge gilt rund um das Schloss: Drohnen verboten.

1000

Teile hat das Neuschwanstein-Puzzle aus dem Souvenirshop. Dem schlechten Geschmack sind bei den Andenken keine Grenzen gesetzt: Es gibt das Schloss in der Schneekugel, blaue Kristallschwäne, zahllose Taschenspiegel und sogar Brillenputztücher mit Schloss-Emblem.

10

von maximal 10 Punkten erreicht das Schloss auf der Kitschskala. Zinnen, Dächer, Türmchen, dazu eine künstliche Tropfsteinhöhle, die der bayerische Märchenkönig mit elektrischem Licht ausleuchten ließ. Was man wissen muss: Während des Baus rollte die Industrialisierung durch Europa, das Mittelalter wurde romantisch verklärt.

172

Tage wohnte Ludwig II. selbst auf Neuschwanstein. Der Bau brachte ihm kein Glück. Er warso teuer, dass der König am Ende pleite war. Was dann folgte: Tod im Starnberger See.