Die neue Optik des Waaghäusles nach dem Umbau der Plieninger Zehntscheuer kommt nicht bei allen gut an. Die Stadt wird aber wohl trotz negativer Stimmen zum kleinen Anbau an der Front der Scheuer nichts ändern.

Plieningen - Wie ein Fahrradschuppen sehe das Waaghäusle derzeit aus. Das sagte eine Vertreterin des Bezirksbeirats in der vergangenen Sitzung des Gremiums. Die meisten ihrer Kollegen stimmten ihr da zu. Wie berichtet, wird die Zehntscheuer umfassend saniert und umgebaut. Dabei hat sich auch das einstige Waaghäusle stark verändert. Bei der Stadt hat man sich der Klage der Bezirksbeiräte angenommen. Dass sich an der Optik des kleinen Anbaus an der Front der Scheuer noch etwas verändert, sei jedoch nicht wahrscheinlich, sagt Matthias Bertram vom Stadtplanungsamt.

 

Bis vor dem Beginn der Sanierung hatte das Waaghaus, einst für das Wiegen der Ernte genutzt, einen Verputz mit Fachwerkoptik. Diesen Zustand hätten die Kritiker gerne zurück. Dass den Bezirksbeiräten – und wie sie sagen auch einigen Bürgern – das neue Waaghäusle nicht gefällt, ist der Stadt bekannt. Und sie prüfe auch bereits, ob es Abhilfe geben kann, wie Stadtplaner Bertram auf Nachfrage sagt. Einen Rückbau werde es aber nicht geben.

Ein Anstrich ist wohl auch keine Lösung

Zum Beispiel werde jedoch überlegt, mit Farbe Abhilfe zu schaffen. Der Architekt prüfe, ob die Bretterverschalung gestrichen werden könnte, um etwas attraktiver zu wirken. Das würde um die 5000 Euro kosten. „Ich gehe aber davon aus, dass das eher nicht machbar ist“, sagt Matthias Bertram. Das Problem sei jedoch nicht das Geld, sondern die Folgen. Ein einseitiger Anstrich der Latten könnte dazu führen, dass diese sich verziehen. Das werde man voraussichtlich nicht riskieren.

Dass überhaupt Kritik aufkommt, wundert den Stadtplaner. Zuerst habe er nämlich geprüft, ob den Bezirksbeiräten vorab etwas vorenthalten worden sei, sagt Bertram. Das sei nicht der Fall gewesen. 2012 seien dem Gremium die Pläne vorgestellt worden – inklusive Brettverschalung am Waaghäusle. Einspruch habe es damals keinen gegeben. Warum das Häuschen überhaupt so deutlich optisch abgesetzt wird, habe einen Grund: „Wir wollen zeigen, was der ursprüngliche Baukörper und was Anbau ist“, erklärt Bertram. Das Waaghäusle wurde nachträglich an die um 1530 errichtete Scheuer gebaut.

Umbau wegen geschmacklicher Vorlieben gehe zu weit

Optisch ist die Verschalung laut Bertram ohnehin schon aufgelockert worden. Denn sie wird durch einen Glasschaukasten für die örtlichen Vereine aufgebrochen. Dieser war ursprünglich nicht in den Plänen eingezeichnet, wurde auf Wunsch der Vereine aber nachträglich noch eingeplant. Er wirke wie ein Fenster.

Für die Kritiker reicht das wohl nicht, um die ihrer Meinung nach verhunzte Optik zu retten. Dass das Holz irgendwann verwittern und etwas natürlicher aussehen werde, beruhigt sie auch nicht. Das habe bei einem ähnlich gestalteten Teil am Alten Rathaus auch nichts genutzt, hieß es im Bezirksbeirat. An der Ostseite des Gebäudes befindet sich eine Einhausung für die Mülltonnen in derselben Holzverschalung. Am Müllhäuschen sei die Optik nach Meinung der Bezirksbeiräte schlimm genug, an der Front der Zehntscheuer sei sie wirklich untragbar. Vermutlich werden sie sich aber damit abfinden müssen. Denn ein Umbau „nur für geschmackliche Vorlieben“, sagt Matthias Bertram, „geht mir zu weit“.