Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Museumsbesuche

Wer die Steinzeit auf der Schwäbischen Alb hautnah erleben und die bedeutendsten Funde sehen will, kann dies in folgenden Museen tun:

 

Museum Schloss Hohentübingen

Burgsteige 11, 72070 TübingenTelefon: 0 70 71 / 2 97 73 84E-Mail: museum@uni-tuebingen.dewww.unimuseum.uni-tuebingen.deGeöffnet: Mittwoch bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 19 Uhr

Landesmuseum Württemberg

Altes Schloss, Schillerplatz 6, 70173 StuttgartTelefon: 07 11 / 89 53 51 11E-Mail: info@landesmuseum-stuttgart.dewww.landesmuseum-stuttgart.de Geöffnet: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr

Urgeschichtliches Museum Blaubeuren

Kirchplatz 10, 89143 Blaubeuren Telefon: 0 73 44 / 96 69 90E-Mail: info@urmu.dewww.urmu.deGeöffnet: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr

Hohle Fels

Bei gutem Wetter ist die Höhle sonntags von 14 bis 17 Uhr ohne Führungen geöffnet; werktags Anmeldung bei der Museumsgesellschaft Schelklingen (www.museum-schelklingen.de/verein).

Achtlos liegen gelassene Kleinigkeiten, schwärzliche Flecken im Sediment, die auf eine Feuerstelle hindeuten, Bruchstücke von Elfenbein oder Knochenfragmente sind für die Forscher von unschätzbarem Wert. Vermitteln sie doch Einblicke in eine untergegangene Welt, die mit viel Geduld dem Vergessen entrissen wird. Jedes noch so kleine Stück kann Aufschluss geben über den Alltag in der Steinzeit.

„Da liegt ein Elfenbeinstück.“ Sarah Rudolf deutet auf ein knapp zwei Zentimeter großes verdrecktes Teil im lehmverschmierten Sedimentgestein. „Man braucht geschulte Augen, um das zu erkennen.“ Vielleicht handelt es sich um Reste, die bei der Anfertigung einer Tierfigur oder eines Amuletts angefallen waren. Vorsichtig legt die amerikanische Archäologiestudentin Anna Barun das Fragment in eine Plastiktüte und beschriftet es.

„Der Hohle Fels ist eine steinzeitliche Schatzkammer“

Der Ausgrabungsbereich ist in 30 Quadrate zu je einem Quadratmeter unterteilt. Von oben nach unten werden die einzelnen Schichten durchsucht, die im Laufe von Zehntausenden von Jahren durch menschliche Besiedlung, Sedimente und Abbrüche von der Höhlendecke und den Wänden entstanden sind. „Der Hohle Fels ist eine steinzeitliche Schatzkammer“, sagt Alexander Janas.

Der 41-Jährige steht am Vermessungsgerät und peilt eine Fundstelle an. Der rote Laserpunkt markiert, wo gemessen wird. Danach berechnet der Computer anhand von zuvor gemessenen Punkten die 3-D-Koordinaten und speichert sie in seine Datenbank. Am Abend werden die Daten in eine zentrale Datenbank eingefügt. Ein kurzer Blick in den Rechner, und schon weiß Janas, wie viele Einzelfunde seit 1997 im Hohle Fels gemacht wurden. „79 674, davon 1089 größere Elfenbeinstücke.“

Die Fundstätte im Achtal, anderthalb Kilometer von Schelklingen entfernt, ist so reich an steinzeitlichen Artefakten wie nur wenige archäologische Orte auf der Welt. Was die Wissenschaftler aus den beiden Quadraten 30 und 31 aus der Erde geborgen haben, sprengt jede Vorstellungskraft.

Das älteste Kunstwerk der Welt

Die filigranen Tierdarstellungen aus Elfenbein, nur wenige Zentimeter groß und doch ungeheuer ausdrucksstark und detailgetreu, zählen zu den ältesten figürlichen Kunstwerken der Menschheit: ein Pferdekopf, ein Wasservogel, eine menschliche Gestalt mit Löwenhaupt, Bruchstücke einer Frauenfigur. Die berühmteste Kostbarkeit ist die Venus vom Hohle Fels, die am 5. August 2008 von einer Schweizer Studentin gefunden wurde.

Die sechs Zentimeter hohe Figurine aus Mammutelfenbein ist das älteste je entdeckte Kunstwerk aus der Hand des modernen Menschen. „Der Fund ist etwa 40 000 Jahre alt. Weltweit gibt es keinen Standort, wo ältere figürliche Kunst bekannt ist“, berichtet Nicholas Conard. Der 55-jährige Deutsch-Amerikaner ist Professor für prähistorische Archäologie. Seit über 20 Jahren gräbt er in den Karsthöhlen der Alb. 2008 fand Conards Team, in dem Studenten aus aller Welt mitarbeiten, im Hohle Fels eine fast vollständige Flöte aus der Speiche eines Gänsegeiers.

Unversehrte Relikte aus der Steinzeit

Totenstille herrscht in der Schelklinger Felskathedrale. Ab und an fällt ein Wassertropfen von der Decke auf den mit Sedimenten und Kalkversturzblöcken übersäten Boden. Abgesehen davon ist kein Geräusch zu hören: weder der Lärm der vorbeifahrenden Autos noch jener der Lastwagen, die ihre Ladung aus einem Steinbruch auf der nahe gelegenen Bundesstraße 492 transportieren.

Konstante zehn Grad Celsius herrschen das ganze Jahr über in der Höhle. „Die Bedingungen hier sind optimal“, erläutert Sarah Rudolf. Die unteren Erdschichten sind unberührt geblieben. Fast so, als würden Ägyptologen ein unversehrtes Pharaonengrab im Tal der Könige entdecken.

Wie Maulwürfe graben sich die Forscher im Schneckentempo durch die Erdschichten. Etwa 20 Zentimeter pro Saison, die jedes Jahr von Ende Juni bis August dauert. Im Herbst ist die Höhle wegen der dort nistenden Fledermäuse geschlossen.

„Wir werden hier noch die nächsten 10, 20 Jahre graben“

150 Meter vom Höhleneingang entfernt schlämmt die amerikanische Archäologiestudentin Emma Kozitzky Sedimente. Sie steht mit ihren Gummistiefel knietief im glasklaren Wasser der Ach. „Kein Fundstück entgeht uns“, sagt sie und schüttet eine Schüssel aus. Emma Kozitzky gehört zu dem 15- bis 18-köpfigen Grabungsteam, das jedes Jahr im Sommer im Hohle Fels auf Spurensuche geht.

Aus der ganzen Welt kommen Anfragen von Studenten, die Erfahrungen sammeln wollen. In der Fachwelt sei der Hohle Fels eine „ganz große Nummer“, sagt Alexander Janas. „Wir haben drei- bis viermal mehr Bewerber als Plätze. Theoretisch könnten wir das ganze Jahr über arbeiten. Doch dafür fehlen Geld, Personal und Zeit. Wir werden hier noch die nächsten 10, 20 Jahre graben“, ist sich Alexander Janas sicher. Die Wunderkammer auf der Schwäbischen Alb hat noch längst nicht all ihre Schätze preisgegeben.

Zeitreise in die Steinzeit

Museumsbesuche

Wer die Steinzeit auf der Schwäbischen Alb hautnah erleben und die bedeutendsten Funde sehen will, kann dies in folgenden Museen tun:

Museum Schloss Hohentübingen

Burgsteige 11, 72070 TübingenTelefon: 0 70 71 / 2 97 73 84E-Mail: museum@uni-tuebingen.dewww.unimuseum.uni-tuebingen.deGeöffnet: Mittwoch bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 19 Uhr

Landesmuseum Württemberg

Altes Schloss, Schillerplatz 6, 70173 StuttgartTelefon: 07 11 / 89 53 51 11E-Mail: info@landesmuseum-stuttgart.dewww.landesmuseum-stuttgart.de Geöffnet: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr

Urgeschichtliches Museum Blaubeuren

Kirchplatz 10, 89143 Blaubeuren Telefon: 0 73 44 / 96 69 90E-Mail: info@urmu.dewww.urmu.deGeöffnet: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr

Hohle Fels

Bei gutem Wetter ist die Höhle sonntags von 14 bis 17 Uhr ohne Führungen geöffnet; werktags Anmeldung bei der Museumsgesellschaft Schelklingen (www.museum-schelklingen.de/verein).