Manche Leute reparieren alte Toaster, andere bauen sich aus Einzelteilen High-End-Gaming-PCs zusammen. aber die wirklich pfiffigen Kids schrauben im Keller an einer Zeitmaschine. In „Project Almanac“ sorgt die schnell für Probleme.

Stuttgart - Ein wenig anders hatten wir uns die Welt des Jahres 2015 damals schon vorgestellt. Damals, das war 1989, als Marty McFly, gespielt von Michael J. Fox, in „Zurück in die Zukunft II“ über die Zeitbarriere ins Jahr 2015 schnalzte, nachdem er zuvor im ersten Teil der Hitreihe das Jahr 1955 besucht und beinahe seine eigene Zeugung sabotiert hätte. Zeitreisen waren immer schon ein Risikotrip.

 

Das muss auch die Clique junger Leute lernen, die in „Project Almanac“ an der Vergangenheit herumzudoktern versucht. In einem Jahr, in dem alte und neue Marty-McFly-Fans Willkommenspartys für den Zeitreisenden aus „Zurück in die Zukunft II“ planen (am 22. Oktober wird es so weit sein), lastet auf so einem Film eine ziemliche Erwartung. Kann er dem Klassiker das Wasser reichen?

Mitten unter den Kids

Zunächst macht der vom Newomer Dean Israelite inszenierte, von den Newcomern Jason Pagan und Andrew Stark geschriebene Film eine ganz gute Figur. Die „Zurück in die Zukunft“-Reihe war Popcornkino der Achtziger, eine unerschütterliche Kamera schaute von außen auf das Treiben der Figuren, und McFly war zwar der junge Held, aber auch ein Trittbrettfahrer. Die Maschine war erbaut und ertüftelt vom archetypischen durchgeknallten Erfinder, dem von Christopher Lloyd gespielten Doc Brown. „Project Almanac“ legt das alles ganz anders an.

Wir sind mitten unter den Kids, die sogar die Bilder bestimmen. Wir schauen durch deren Kameras, denn sie halten den Alltag und die Arbeit an einem Schulprojekt im Videotagebuch fest. In Sprache und Gebaren werden sie als reale Menschen gezeigt, nicht als überhöhte Kinofiguren. Der Found-Footage-Effekt – also die Illusion, echtes Videomaterial zu sehen – funktioniert zunächst. Wobei in der Brust des hippen Erzählversuchs die alte Popcornkinoträumerei steckt: im Keller entdecken die Kids den Kern einer Zeitmaschine.

Flucht in die Hektik

Den basteln sie, viel emanzipierter als McFly, zu einem funktionierenden Apparat zusammen, den sie dann wie McFly rein privat nutzen, ohne einen Gedanken daran, dass sie die größte Weltsensation seit dem Urknall unter den Händen haben.

Nur dass ihre Reisen, ihre Vergangenheitsveränderungen, ihre Patzer, Krisen und Konflikte nun flott einen ganz ernsten Thrillerton annehmen sollen, den der Film aber nicht hinbekommt. Immer beliebiger wird das Handeln, immer unklarer werden die Konturen. Bald weiß „Project Almanac“ nicht mehr, was er sein will, und flüchtet sich in panische Hektik. Hätte McFly das zu sehen bekommen, wäre er mit dem Vorsatz zurückgereist: „Diese Zukunft müssen wir verhindern!“

Project Almanac. USA 2014. Regie: Dean Israelite. Mit Jonny Weston, Sofia Black-D’Elia, Sam Lerner, Allen Evangelista. 107 Minuten. Ab 6 Jahren.