Der Friedensnobelpreis 2015 geht an das tunesische Quartett für den nationalen Dialog. Die vier Organisationen bemühten sich, das Ausgangsland des Arabischen Frühlings in Richtung einer Demokratie zu führen.

Oslo - Das tunesische Quartett für einen nationalen Dialog wird mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Der Gruppe werde der Preis für ihre Bemühungen für den „Aufbau einer pluralistischen Demokratie“ zuerkannt, teilte das Nobelpreiskomitee in Oslo am Freitag mit.

 

Dem Dialogquartett gehören der tunesische Gewerkschaftsverband, der tunesische Arbeitgeberverband, die Menschenrechtsliga des Landes und die Anwaltskammer an. Die Gruppe bemühte sich infolge des Sturzes des langjährigen tunesischen Machthabers Zine El Abidine Ben Ali 2011, einen Übergang zur Demokratie zu ermöglichen. „Sie begründete einen alternativen, friedlichen politischen Prozess in einer Zeit, in der das Land am Rande des Bürgerkriegs stand“, hieß es in der Begründung der Nobel-Jury.

Tunesien war Ausgangsland des sogenannten Arabischen Frühlings, bei dem in Volksaufständen mehrere Machthaber arabischer Länder gestürzt wurden. Die noch junge und fragile Demokratie des Landes wurde in diesem Jahr von zwei blutigen Terroranschlägen auf Touristen erschüttert.

UN begrüßt Vergabe an Vertreter der Zivilgesellschaft

Die UN haben die Vergabe des Friedensnobelpreises an das tunesische Quartett für den nationalen Dialog ausdrücklich begrüßt. „Wir brauchen die Zivilgesellschaft, um den Friedensprozess voranzutreiben“, sagte ein UN-Sprecher am Freitag in Genf. Tunesien sei dafür ein „brillantes Beispiel“.

Das nordafrikanische Land sei einer der Staaten, die sich seit dem Arabischen Frühling in der Region am besten entwickelt hätten. Daher verdienten auch die Regierung und das Volk die Glückwünsche.

Im vergangenen Jahr hatten die junge Pakistanerin Malala Yousafzai und der Inder Kailash Satyarthi für ihren Einsatz für Kinderrechte den mit acht Millionen schwedischen Kronen (etwa 850.000 Euro) dotierten Friedensnobelpreis erhalten. Die Verleihung aller Nobelpreise findet am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

Hintergrund Friedensnobelpreis

Der Friedensnobelpreis wird seit 1901 jährlich vom norwegischen Nobelkomitee in Oslo vergeben. Grundlage ist das Testament des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896). Nach dem Willen des Industriellen und Dynamit-Erfinders soll ausgezeichnet werden, wer „am meisten oder am besten für die Verbrüderung der Völker gewirkt hat, für die Abschaffung oder Verminderung der stehenden Heere sowie für die Bildung und Verbreitung von Friedenskongressen“.

Mit dem Preis an jährlich bis zu drei Einzelpersonen oder Organisationen wird seit 1960 auch der Einsatz für Menschenrechte und seit 2004 der Einsatz für die Umwelt geehrt. Während andere Nobelpreise in der schwedischen Hauptstadt Stockholm vergeben werden, wird die Auszeichnung für Frieden im norwegischen Oslo verliehen.

Die fünf Mitglieder des Friedensnobelpreis-Komitees sind Parteienvertreter entsprechend der jeweiligen Mehrheitsverhältnisse im norwegischen Parlament. Sie werden für sechs Jahre ernannt.

Derzeitige Vorsitzende ist die konservative ehemalige Handelsministerin Kaci Kullmann Five. Die Preisträger werden jedes Jahr im Oktober bekanntgegeben. Bei der feierlichen Verleihung am 10. Dezember, dem Todestag Nobels, erhalten sie in Oslo eine Medaille, eine Urkunde und ein Preisgeld von acht Millionen schwedischen Kronen (derzeit umgerechnet knapp 860.000 Euro).