Ein ehemaliger Rechtsextremist, der das NSU-Trio Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe Anfang der 90er Jahre kennenlernte, erinnert sich noch gut an die Hauptangeklagte im NSU-Prozess. Sie sei "zickig" und "bauernschlau" gewesen.

München - Ein ehemaliger Rechtsextremist, der das spätere NSU-Trio Mitte der 1990er Jahre in Jena kennenlernte, hat Beate Zschäpe am Mittwoch im NSU-Prozess als „bauernschlau“ und „zickig“ beschrieben. Er habe sie und ihre beiden mutmaßlichen Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt 1996 über seinen Bruder André K. kennengelernt, einen der Gründer der rechtsextremen Kameradschaft Jena. Als Trio seien sie drei damals für ihn nicht erkennbar gewesen.

 

Sie hätten vielmehr zu einer festen Clique gehört, in der sich neben seinem Bruder auch der wegen Beihilfe angeklagte Ralf Wohlleben bewegte. Allerdings sei bekannt gewesen, dass Zschäpe mit Böhnhardt liiert gewesen und wohl auch eine Zeit lang mit Mundlos zusammen gewesen sei. Die Mitglieder der Clique seien eher gleichberechtigt aufgetreten, so der Zeuge.

Zschäpe steht wegen zehn Morden vor Gericht, die sie mit Böhnhardt und Mundlos begangen haben soll.

Der Zeuge sagte, nach dem Abtauchen der drei hätten Wohlleben und André K. die Führung der Kameradschaft Jena übernommen. Gleichzeitig habe sich die Gruppe von der Vorstellung eines gewaltsamen Umsturzes verabschiedet und versucht, ihre politischen Ziele „über den parlamentarischen Weg“ durchzusetzen, etwa in der NPD.

Mit dieser Aussage entlastete der Zeuge nach Einschätzung von Nebenklägern vor allem Wohlleben, den die Bundesanwaltschaft für eine „steuernde Zentralfigur“ des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) und für einen Planer der Mordserie hält.

Wo sich das Trio nach dem Untertauchen 1998 versteckte, habe in Jena niemand gewusst, sagte der Zeuge weiter. Erst zwei Jahre später sei er auf einer Schulungsveranstaltung von der baden-württembergischen NPD-Politikerin Edda Schmidt und einem ihm unbekannten Mann aus Chemnitz angesprochen worden. Der Mann habe ihm erzählt, Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos seien in Chemnitz. Das habe ihn überrascht, sagte der Zeuge. Er habe bis dahin geglaubt, sie seien im Ausland oder „vom Verfassungsschutz ermordet“ worden. Wohllebens Verteidigung beantrage sofort, Edda Schmidt als Zeugin zu laden.

Als Verbindungsmann zwischen der Kameradschaft Jena und der Neonazigruppe Blood & Honour in Chemnitz, deren Mitglieder das Trio versteckt haben sollen, nannte der Zeuge den als Helfer mitangeklagten Holger G. Dieser hatte zugegeben, dem Trio Ausweispapiere beschafft zu haben. Mit der Szene hat der Zeuge nach eigener Aussage nichts mehr zu tun. Er gilt auch bei den Nebenklägern als glaubwürdiger Aussteiger.

Die Vernehmung des sächsischen Verfassungsschutzchefs Gordian Meyer-Plath wurde am Mittwoch erneut verschoben. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl begründete das mit „Terminkollisionen“.