Der Stuttgarter Elektronikkonzern Bosch will den Autozulieferer ZF Lenksysteme vollständig übernehmen. Bisher ist ZF Lenksysteme ein Gemeinschaftsunternehmen von Bosch und ZF Friedrichshafen. Zum Kaufpreis für die von Bosch übernommenen weiteren Anteile wurden keine Angaben gemacht.

Der Stuttgarter Elektronikkonzern Bosch will den Autozulieferer ZF Lenksysteme vollständig übernehmen. Bisher ist ZF Lenksysteme ein Gemeinschaftsunternehmen von Bosch und ZF Friedrichshafen. Zum Kaufpreis für die von Bosch übernommenen weiteren Anteile wurden keine Angaben gemacht.

 

Stuttgart/Friedrichshafen - ZF Friedrichshafen gibt seine Hälfte am Gemeinschaftsunternehmen ZF Lenksysteme an Bosch ab. Der Stuttgarter Autozulieferer übernimmt damit die vollständige Kontrolle bei dem Spezialisten für elektronische Lenkungen - und ZF Friedrichshafen wirft seinerseits Ballast auf dem Weg zur Übernahme des US-Wettbewerbers TRW ab.

„Bisher haben wir Gas gegeben und konnten bremsen“, sagte der Chef von Boschs Kfz-Sparte, Wolf-Henning Scheider, am Montag in Stuttgart. „Jetzt können wir auch noch lenken.“

Die Bedeutung des Geschäfts mit Elektrolenkungen werde weiter steigen, sagte Bosch-Chef Volkmar Denner. Elektrolenkung sei die Basistechnologie für die wichtigsten Trends in der Autobranche: das automatisierte Fahren sowie energieeffizientere Antriebe wie Elektromotoren. Werde die elektronische Lenkung beispielsweise mit dem Stabilisierungssystem ESP verbunden, werde das Bremsen auf schwierigen Straßenbelägen verbessert.

Bosch rücke mit der Übernahme technologisch weiter zum Konkurrenten Continental auf, sagte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach: „Die Technologie in der Zuliefererbranche bewegt sich von der Mechanik zur Elektronik.“

In dieser Logik bewegt sich auch die geplante Übernahme des US-Zulieferers TRW durch ZF Friedrichshafen. ZF hatte im Juli Gespräche mit dem Konkurrenten über einen möglichen Kauf bestätigt. Während TRW auf elektronische Sicherheitssysteme spezialisiert ist, war die Hauptfelder von ZF bisher Antriebe und Fahrwerke.

ZF Lenksysteme ist bislang ein Gemeinschaftsunternehmen von Bosch und ZF Friedrichshafen, an dem beide Partner jeweils die Hälfte besitzen. Zum Kaufpreis für die von Bosch übernommenen Anteile machten die Firmen keine Angaben. Auch die Kartellbehörden müssen noch zustimmen.

ZF Lenksysteme hat mehr als 13.000 Mitarbeiter

Mit mehr als 13.000 Mitarbeitern weltweit erzielte ZF Lenksysteme zuletzt einen Jahresumsatz von 4,1 Milliarden Euro. In diesem Jahr rechnet die Firma mit Sitz in Schwäbisch Gmünd mit einem Umsatzplus von fünf bis sieben Prozent. Alle Beschäftigten würden übernommen, sagte Denner. Bosch habe schließlich schon früher als Eigner Einfluss auf die Strategie nehmen können. Anpassungen an die Strukturen seien vor dem Hintergrund des wachsenden Wettbewerbs aber immer möglich.

Branchenkenner gehen davon aus, dass Bosch für die verbleibenden Anteile an ZF Lenksysteme einen hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag bezahlt hat. Das wäre günstig für Bosch, meinte Analyst Jürgen Pieter vom Bankhaus Metzler: „Die Preise für Autozulieferer sind im Moment nicht sehr niedrig.“ Ein ZF-Sprecher wollte sich zu dem Preis nicht äußern. Er betonte: „Wir müssen ZF Lenksysteme nicht verkaufen, um uns die Übernahme leisten zu können.“

Der Verkauf sei aber sicherlich als Vorbereitung für die TRW-Übernahme zu sehen, sagte Pieper. ZF Friedrichshafen will damit in die Liga der weltweit drei größten Autozulieferer aufsteigen. Das US-Unternehmen hat ebenfalls Elektrolenkungen im Programm. „Die Kartellbehörden hätten möglicherweise etwas dagegen“, so Pieper.

Bei ZF hieß es, die Überlegungen, die Struktur bei ZF Lenksysteme zu ändern, seien angestellt worden, lange bevor über eine Übernahme von TRW nachgedacht wurde. Bosch-Chef Denner sprach von Monaten. Dass Bosch um den Preis gefeilscht und ZF damit bei der Übernahme von TRW Steine in den Weg legen wollte, wies er zurück: „Ich bejahe Wettbewerb.“ Im Namen des Lenksystems-Spezialisten solle die Bezeichnung „ZF“ aber trotzdem durch „Bosch“ ersetzt werden.