Bei der Ziegenschau in Schorndorf-Buhlbronn sind die Tiere in drei Kategorien bewertet worden. Die Jury hatte wenig zu meckern.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Schorndorf - Am Rahmen von Leonora ist wenig auszusetzen. Die Bündner Strahlenziege von Ewald Eberl aus Haubersbronn ist schön lang gestreckt und verfügt über genügend Brustvolumen. Auch ihre Figur, im Fachjargon Form genannt, ist überdurchschnittlich gut geraten. Ein gerader Rücken mit einem flach auslaufenden Becken, eine gut trainierte Bemuskelung: acht, beziehungsweise sieben von zehn möglichen Punkten ist das der Jury wert. Eine weitere sieben auf der Richterskala gibt es in der dritten Bewertungskategorie für das Euter, das „vielleicht noch ein bisschen kugeliger hätte ausfallen können“, wie Lothar Gillé meint.

 

Der Beginn einer neuen Ära

Gillé, der im normalen Leben Führungskräfte eines großen deutschen Telekommunikationskonzerns trainiert, ist Vorstandsmitglied im Ziegenzuchtverein Edelweiß Rems-Murr. Immer am letzten Sonntag im Juli kürt der Verein im Rahmen einer öffentlichen Schau die schönsten Ziegen – erstmals in diesem Jahr nicht wie gewohnt im Heutensbacher Schützenhaus, sondern auf dem Gelände bei der Alten Kelter in Schorndorf-Buhlbronn. „Ein toller Ort, an dem wir eine neue Ära beginnen können“, wie Gillé meint.

27 spitzbärtige Paarhufer haben sich dort der Jury gestellt, von der Bunten Deutschen Edelziege über die Bündner Strahlen- bis zur Pfauenziege. Nur selten hatten die Preisrichter etwas zu meckern. Außerhalb der Konkurrenz konnten die Besucher zudem auch Zicklein oder Exoten wie Walliser Schwarzhalsziegen begutachten, eine imposante Hochgebirgsrasse mit langem, dreadlocksähnlichem Fell und riesigen, nach außen gebogenen Hörnern. Die Ziegenschau erfülle zwei Funktionen, sagt Lothar Gillé. Sie ermögliche Züchtern die für Einträge ins sogenannte Herdenbuch nötigen Begutachtungen und zeige der Bevölkerung, welch besondere Tiere Ziegen im allgemeinen seien und welche unterschiedlichen Arten es gebe.

Ökologische Rasenmäher

Gillé selbst ist vor knapp 30 Jahren aus zunächst eher praktischen Gründen auf die Ziege gekommen. Der heute 58-Jährige hatte im Wieslauftal ein etwa ein Hektar großes Wiesengrundstück erworben und sich Gedanken über einen ökologischen Rasenmäher gemacht. Zwei Gründe hätten dafür gesprochen, sich für eine Ziege und gegen ein Schaf auszusprechen, sagt Gillé. Eine Ziege nämlich könne sich auch für den grobblättrigen Bewuchs auf einem waldrandnahen Gelände begeistern und außerdem könne man über den Nutzen hinaus mehr mit dem Tier anfangen.

„Beim Schaf geht der Kopf sofort ausschließlich runter aufs Gras, eine Ziege ist viel lebendiger“, sagt Gillé. Dafür habe sie deutlich mehr Blödsinn im Kopf. „Die wird super erfinderisch, wenn es darum geht, einen Zaun zu überwinden.“ Gerade im Welzheimer Raum, wo der gebürtige Stuttgarter Gillé sesshaft geworden ist, komme es nicht selten vor, dass mal ein paar Ziegen durch die Gemeinde flanierten.

Dann muss er noch einmal kurz die Juryabzüge bei Leonora relativieren. Die nämlich sei ein Weidentier, das man niemals genauso toll hin bekomme, wie eines, das im Stall aufwachse. Klar könne man auch bei Freilandtieren noch ein wenig mit der Beigabe von Kraftfutter ausgleichen. Aber das wäre dann wohl wiederum kontraproduktiv für die Rasenpflege.