Der 48-jährige Joachim Diehlmann ist am Wochenende in Stuttgart bewusstlos geschlagen worden, weil er einen Randalierer stoppen wollte. Trotz seiner schweren Verletzungen bereut der Münchner sein Einschreiten nicht.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Joachim Dihlmann ist am Wochenende zum Opfer geworden, weil er Straftaten verhindern wollte. Der 48-jährige Münchner sah, wie in Stuttgart-West ein Mann Autospiegel zerstörte. Als er den Täter aufhalten wollte, schlug dieser ihn bewusstlos. Gegen den 28-jährigen Angreifer, der am Samstag festgenommen wurde, ermittelt die Staatsanwaltschaft nun wegen versuchten Totschlags.

 
Herr Dihlmann, wie geht es Ihnen?
Ich bin schon ordentlich beschädigt worden. Ich lag bewusstlos am Boden, habe heftige Hämatome, hatte eine Hirnblutung und habe einen Nasenbeinbruch. Aber das ist alles nur körperlich. Mental geht es mir gut. Ich war nach Stuttgart gekommen, um beim Ingress-Turnier teilzunehmen, einem Handyspiel, zu dem sich mehr als 1700 Leute hier trafen. Die Mitspieler-Community hat mich nach dem Zwischenfall ganz toll unterstützt und aufgefangen, dafür danke ich ihnen herzlich.
Wie beurteilen Sie Ihr Einschreiten jetzt?
Ich habe nichts falsch, sondern alles richtig gemacht. Ich würde es morgen wieder tun.
Wie kommen sie zu der Einstellung?
Ich bin zu der Einstellung erzogen worden: nichts ist unabwendbar, nichts muss einfach akzeptiert, man kann immer etwas ändern, wenn einem die Situation nicht passt. Außerdem bin ich ein Typ, der manchmal einfach seine Klappe nicht halten kann.
Und sie haben keine Angst?
Normalerweise passiert mir nichts. Ich bin fast zwei Meter groß und wiege mehr als 100 Kilogramm – also so breit wie hoch. Eigentlich traut sich niemand, mich anzugreifen. In den zurückliegenden 20 Jahren bin ich bestimmt mehr als 15 Mal in ähnlichen und auch gefährlicheren Situationen eingeschritten, und nie hat mir jemand was getan. Einmal musste es ja schiefgehen – und so ist es nun gekommen. Passieren kann einem letztlich immer was, da könnte ich mich gleich mit dem Helm auf das Sofa setzen und daheim bleiben, wenn ich mir das immer überlegen würde.
Was waren das für Situationen, in denen sie geschlichtet haben?
Wenn sich zum Beispiel an einer Tankstelle zwei streiten, dann gehe ich hin, stelle mich einfach dazwischen und sage: „Hey, Leute, kommt mal runter.“ Das funktioniert.
Die Polizei rät davon ab, Handyfotos zu machen. Wie werden Sie das künftig halten?
Auch das mache ich weiterhin. Das Handy nahm der Täter mir weg, als ich bewusstlos war. Allerdings war er unfähig, die Fotos darauf zu löschen, und dank derer hat man ihn dann gefunden. Ich werde die Fotos aber künftig weniger auffällig machen.