Weder die Amts- noch Volksvertreter der beiden Städte sind sich grün. Dabei geht es vordergründig lediglich darum, wer das Grün auf dem A-81-Deckel zahlt.

Sindelfingen - Das Bild im Gemeinsamen Gremium der Städte Böblingen und Sindelfingen spricht Bände: Der Böblinger Oberbürgermeister Wolfgang Lützner schlägt die Hände vor das Gesicht und schüttelt mit dem

 

Kopf. Sein Sindelfinger Amtskollege Bernd Vöhringer schaut grimmig und sichtlich angesäuert in die Runde. Zwischen ihnen herrscht Mal wieder Streit. Es geht um die Frage, wer die Kosten für die Begrünung des geplanten Deckels über der Autobahn 81 tragen soll.

Wer zahlt für die Begrünung der Deckeloberfläche?

Die Böblinger stehen auf dem Standpunkt, der Deckel liege auf der Gemarkung Sindelfingen, also hätten die Nachbarn die Kosten dafür zu übernehmen. Die Sindelfinger jedoch monieren, wenn die Ausgaben für das gemeinsame Stadtquartier Flugfeld untereinander geteilt würden, sollte dies auch für die Landschaftspflege auf dem Bauwerk gelten, das die Anwohner der beiden Städte beim geplanten Ausbau der A 81 vor Lärm schützen soll. Zumal Sindelfingen ja auch die Bahnhunterführung zum Flugfeld mitfinanziere, obwohl sie auf Böblinger Seite liege, merkte der Sindelfinger CDU-Fraktionschef Walter Arnold an. Über die zusätzlichen Kosten für die Begrünung gibt es noch keine genaue Berechnung, weil noch unklar ist, wie die Deckeloberfläche gestaltet werden soll. Doch könnten Millionensummen fällig werden, weil Sindelfingen auch für die künftige Pflege der Deckeloberfläche allein aufkommen soll.

Den Stein ins Rollen hatte in dem Gremium der Böblinger SPD-Stadtrat Hans Ambros gebracht, als er nachfragte, weshalb Sindelfingen immer noch nicht seinen Anteil an den entstandenen Mehrkosten für den eigentlichen Bau des Deckels von 7,4 Millionen Euro abgesegnet habe. In Böblingen sei dies bereits am 10. Mai erfolgt. Die Sindelfinger Baubürgermeisterin Corinna Clemens klärte auf: Man habe dem Regierungspräsidium, der zuständigen Planungsbehörde des Bundes, deutlich gemacht, nicht automatisch sämtliche weiteren Deckel-Mehrkosten zu übernehmen, wenn sich der Bau auf viele Jahre hinauszögere.

Genau das aber wollte auch der Böblinger Gemeinderat nicht, als er mit seinem Beschluss eine Ausstiegsklausel festlegte, die in Kraft tritt, wenn acht Jahre nach der Planfeststellung noch nicht mit wesentlichen Teilen des Baus begonnen wurde. Laut Vöhringer ist das Problem aber damit nicht gelöst: „Wir zahlen unseren Anteil an den Mehrkosten weiter, sobald die Bauarbeiten laufen.“ Und Clemens flocht ein: „Wir wollen nicht als die Kostenlämmer dastehen.“ Deshalb müsse klar geregelt werden, dass bei einer Preisexplosion, wie man es bei vielen Großprojekten schon erlebt habe, weitere Gespräche mit dem Bund, dem Land und dem Kreis stattfänden. „Von Ihnen hat doch niemand einen Nachteil, wenn wird das jetzt durchsetzen wollen“, grollte Vöhringer und attackierte damit nicht nur Lützner und die Böblinger Räte, sondern auch den Ersten Bürgermeister Ulrich Schwarz und die Baubürgermeisterin Christine Kraayvanger, die sich ebenfalls sichtlich brüskiert fühlten.

Ambros wie auch sein Böblinger Ratskollege Thorsten Breitfeld (CDU) führten die Zeitverzögerung ins Feld, die nun entstehe. Und wenn man warten müsse, so Breitfeld, bis sich die Städte einig seien, „wer den Rasen auf dem Deckel mäht“, gehe noch mehr Zeit verloren. Während Lützner die Lösung mit der Ausstiegsklausel verteidigte und auch in puncto Deckelgestaltung nicht bereit war, nachzugeben, stellte Vöhringer fest: „Wir brauchen Partner, die mitziehen.“ Lakonisch bemerkte der Sindelfinger Rathauschef zum Schluss: „Die Aussprache war nötig. Wir haben eine unterschiedliche Sicht der Dinge.“