Die Grundschüler müssen weiter mit der defekten Heizung leben. Der Umweltminister möchte helfen.

Stuttgart-Zuffenhausen - Umweltminister Franz Untersteller ist fassungslos: Er sitzt in einem Klassenzimmer der Silcherschule und hat gerade erfahren, unter welchen Voraussetzungen die Kinder an dieser Grundschule in Rot unterrichtet werden. „Auch im Winter müssen wir die Fenster öffnen“, sagt die Rektorin Dorothea Maar. Wegen der zentralen Deckenstrahlheizung habe es beispielsweise in manchen der Räume 27 Grad, bei fünf Grad Außentemperatur.

 

Auch die benachbarte Haldenrainschule ist betroffen. „Manche Kollegen sitzen mit dicken Jacken und blauen Lippen im Lehrerzimmer, andere kommen aus einem Nebenraum und haben nur ein T-Shirt an, weil es dort so heiß ist“, sagte Rektorin Stephanie Sinn der Nord-Rundschau schon im März 2009. An der Situation hat sich für die beiden Schulen, die unter derselben Heizungsanlage leiden, nichts geändert. „Ich bin hier seit mehr als 25 Jahren Schulleiterin. Und von Anfang an war diese problematische Anlage ein Thema“, sagt Maar. „Nun dachten wir allerdings, dass eine Lösung gefunden ist.“

„Die Kollegen haben Bedenken geäußert“

Davon gingen sowohl das Schulverwaltungs- als auch das Hochbauamt aus. Die Beratungsfirma Drees & Sommer hatte im Auftrag der Landeshauptstadt den genauen Sanierungsbedarf der Schulen festgestellt und ihn Anfang des Jahres 2011 präsentiert. Insgesamt wurde von den Experten der Zustand von 168 Schulen mit 465 Gebäuden bewertet – darunter auch die Silcher- und Haldenrainschule. „Das Ergebnis hat gezeigt, dass nicht nur die Heizungsanlage zu sanieren ist“, sagt Albrecht Knapp vom Schulverwaltungsamt. Themen wie Dämmung, Brandschutz oder Statik seien auch zu berücksichtigen. „Wir werden wohl rund zehn Millionen Euro brauchen, um die notwendigsten Maßnahmen durchführen zu können“, sagt Knapp. Basierend auf den Ergebnissen des Gutachtens von Drees & Sommer wurde mittlerweile ein detailliertes Sanierungskonzept erstellt, das bei der Denkmalbehörde allerdings auf Kritik stieß. „Die Kollegen haben Bedenken geäußert“, sagt Knapp. Das Regierungspräsidium spreche in diesem Fall von einer Perle, die es zu erhalten gilt, ergänzt Rolf Winter vom Hochbauamt. Der Pavillon-Stil des Gebäudeensembles des Architekten Günter Wilhelm sei zigfach kopiert und mehrfach ausgezeichnet worden – unter anderem mit dem Paul-Bonatz-Preis, sagt Winter. Das erschwere vor allem eine wirtschaftliche Sanierung der Pavillons, die aus den Jahren 1952 und 1953 stammen. „Wir sind nun an dem Punkt angelangt, an dem wir noch eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben werden, um zu sehen, was am Standort überhaupt Sinn macht und was denn alles möglich ist“, sagt Knapp. Mit einem Ergebnis könne wohl frühestens in sechs Monaten gerechnet werden, sagt Winter.

„Man kann den Denkmalschutz nicht einfach wegreden“

Das bedeutet, dass sich eine mögliche Sanierung weiter verzögern wird. „Dieser Zustand ist untragbar“, sagt Franz Untersteller. „Man kann den Denkmalschutz nicht einfach wegreden, aber es gibt auch einen Bildungsauftrag.“ So schnell wie möglich will sich der Landesumweltminister nun mit Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann treffen, um eine Lösung für dieses Problem zu erarbeiten.

Unabhängig von den Diskussionen um die Pavillons kann das Hauptgebäude der Silcherschule saniert werden. „Es gibt einen Planungsauftrag“, sagt Winter. Momentan gehe er davon aus, dass im Frühjahr 2014 mit der Sanierung begonnen werden kann. „Ein Bauantrag für die Interimscontainer ist auch schon gestellt“, ergänzt Albrecht Knapp. Auf der Wiese, zwischen der Turnhalle und dem Bolzplatz, müssen während der Bauzeit insgesamt acht Klassenräume Platz finden.