Plötzlich scheint eine Verschmelzung des FV mit dem SSV Zuffenhausen wieder möglich.

Zuffenhausen - Es ist schon eine paradoxe Situation. Der FV Zuffenhausen ist derzeit erfolgreich wie schon lange nicht mehr. Das Aushängeschild des Fast-Einspartenvereins (Fußball und ein bisschen Freizeitsport), die erste Herrenmannschaft, ist Tabellenführer der Bezirksliga – nach Jahren des Herumdümpelns bis hin zum Beinahe-Abstieg. Der einstige Verbandsligist mit Oberligaambitionen, der namhafte Spieler hervorbrachte wie Robin Dutt, Rainer Adrion oder Horst Köppel, steuert auf Aufstiegskurs Richtung Landesliga. Und ausgerechnet dann, wenn dieser Erfolg gefeiert werden könnte, würde der 1898 gegründete Traditionsverein und seine blau-weißen Clubfarben für immer von der Bildfläche verschwinden.

 

Was 2009 nicht funktionierte – die Fusion mit den anderen Schlotwiesen-Vereinen zum SSV Zuffenhausen – scheint nun plötzlich doch möglich zu sein. Nach Offenlegung der Bilanz 2011 durch den FV und nach vielen weiteren Gesprächen, haben die verhandlungsführenden Vorstände des SSV, Hans Heppner, Helmut Joneleit und Edmund Benz, ihre fünf Vorstandskollegen überzeugen können. Am Dienstagabend fiel ein einstimmiger Beschluss des achtköpfigen Vorstands. „Wir befürworten die Fusion des FV mit dem SSV Zuffenhausen“, sagt Hans Heppner.

Bevor dieser Prozess in die jeweiligen Mitgliederversammlungen jedoch zur Entscheidung gegeben werden kann, muss der FV Zuffenhausen noch einige kniffelige Aufgaben abarbeiten. Kein Wunder, führte doch der finanzielle Zustand des Vereins 2009 noch zur Roten Karte: seinerzeit hatte der SSV die Verschmelzung abgelehnt. Im Raume standen Verbindlichkeiten von bis zu 700 000 Euro, hauptsächlich entstanden in der Folge der Errichtung des im September 1997 eingeweihten neuen FV-Vereinsheims.

„ Kontinuität ist wichtiger als der kurzfristige Erfolg“

Heppner schränkt deshalb die aktuelle Befürwortung der Fusion ein: „Diese Absichtserklärung wird nur gültig, wenn der FV Zuffenhausen bis Anfang März drei Voraussetzungen erbracht hat.“ Auch wenn Heppner die Punkte nicht einzeln offen verifizieren will, ist davon auszugehen, dass diese Voraussetzungen angesichts der hohen Schuldensumme selbstverständlich finanzieller Natur sind. „Wir müssen diese Punkte noch mit unserer Bank abklären“, sagt Dieter Hörsch, Mitglied des FV-Vorstands, ein wenig genauer werdend. Sowohl Hörsch („Ich habe da keine Bedenken“) als auch Heppner („Wir sind auf einem guten Weg“) sehen die Lage durchaus optimistisch.

Guter Dinge ist Dieter Hörsch auch, was den sportlichen Erfolg seiner Mannschaft angeht. Er tritt Gerüchten vehement entgegen, die derzeit um die Schlotwiesenkicker herum wabern. Da heißt es, dass elf oder zwölf Spieler den Verein in der Winterpause verlassen haben. „Voraussetzung für einen Wechsel in der Winterpause ist die offizielle Abmeldung zum Stichtag 31. Dezember. Dies haben insgesamt drei Spieler getan, wobei ich davon ausgehe, dass zwei davon trotzdem bleiben.“ Einzig der Abgang von Abdülkerim Ay stehe fest. Der Abwehrspieler will zu einem Verein in der Nähe seines Wohnorts im Rems-Murr-Kreis wechseln. Dass es auch im Kader der ersten Mannschaft der Schlotwiesenkicker finanzielle Probleme gibt, kann Hörsch nicht verneinen. Zum einen wegen des Erfolgs: „An den zuvor ausgemachten Siegprämien haben wir schon zu knabbern“, gibt Hörsch zu. „Und außerdem haben wir quasi immer einen Überhang aus der vergangenen Saison, den wir abarbeiten müssen.“

Der ehemalige FVZ-Spieler, -Trainer, -Spielleiter und nun kommissarisches Vorstandsmitglied Branko Zivanovic sieht die personelle Situation gelassen. „Wenn zum Start der Rückrunde ein, zwei Namen fehlen, ist das nicht weiter tragisch. Wir sind auch mit ein, zwei Neuzugängen im Gespräch.“ Ob es am Ende für den Aufstieg in die Landesliga reicht, sei zweitrangig. „Uns ist die Kontinuität wichtiger als der kurzfristige Erfolg“, betont Zivanovic.

Bis Anfang März muss eine Lösung her

Die Beteiligten freuen sich jedenfalls schon auf eine große funktionsfähige Fußballabteilung nach der etwaigen Fusion. Von der E- bis zur A-Jugend gäbe es eine durchgängige Jugendarbeit, ebenso wie bei den Aktiven in den Kreisligen B und A und in der Bezirksliga, beziehungsweise eventuell sogar in der Landesliga.

Auch wenn Hans Heppner, der Sprecher der SSV-Verhandlungsführer, deutliche Worte wie „Bedingungen“ und „Ultimatum“ vermeidet, ist klar: entweder der FV kann seine finanziellen Hausaufgaben bis Anfang März machen und eine Lösung präsentieren, oder der Club muss Insolvenz beantragen. Dies bestätigt auch Dieter Hörsch. „Keine Frage. Außer es kommt noch so ein Scheich wie bei 1860 München. Aber das brauchen wir nicht zu glauben.“