In einer Serie stellen wir diverse Freizeitangebote im Stuttgarter Norden vor. Dieses Mal war unser Autor beim Elektro-Dart-Team „The Pigs“ zu Gast und hat versucht, seine Zielgenauigkeit unter Beweis zu stellen.

Zuffenhausen/Weilimdorf - Dartspielen ist doch ein Kneipensport, oder? Dieses Vorurteil ist sicherlich nicht nur in meinem Kopf so verankert. Um dieses Klischee zu widerlegen, oder bestätigt zu sehen, bin ich heute Abend beim Elektro-Darts-Team „The Pigs“ zu Gast; einer illustren Runde, die sich einmal in der Woche zum Training trifft. Immer donnerstags fliegen in der Privatgaststätte von Stevan Varo die Pfeile. „Darts ist zwar in Großbritannien als Kneipenspiel entstanden, ist aber mittlerweile weit darüber hinausgewachsen. Es ist ein echter Präzisionssport“, verrät mir Vereinsgründer Walter Gillé. Geworfen wird mit drei 18 Gramm schweren Pfeilen pro Durchgang. Auf eine Entfernung von genau 2,44 Metern gilt es, bestimmte Bereich innerhalb der elektronischen Zielscheibe zu treffen. Sie hat einen Durchmesser von 34 Zentimetern und ist in 20 Zonen gegliedert. Diesen sind unterschiedliche Werte zugewiesen, die pro Treffer addiert werden. Der Höchstwert liegt bei 60 Punkten, maximal sind pro Durchgang also 180 Zähler machbar.

 

Gespielt wird bei den „Pigs“ die Variante, bei der von 301 Punkten abwärts gezählt wird. Das bedeutet, jeder Treffer verringert die Punktzahl. Wer zuerst „ausmacht“, also die Null erreicht, gewinnt. Was sich einfach anhört, ist in Wirklichkeit eine echte Herausforderung. Ausmachen kann nämlich nur, wer genau den Wert erzielt, der dafür benötigt wird. Hinzu kommen noch die „Doubles“ und „Triples“. Das sind die dünnen Ringe, die außen, beziehungsweise auf halbem Weg zur Mitte hin verlaufen. Trifft der Spieler die dünne Fläche, wird die Punktzahl verdoppelt oder verdreifacht. Nachdem mir Walter Gillé die Regeln erklärt hat, versuche ich mich bei einem Spiel gegen ihn. Nach einigen Würfen bekomme ich zumindest einmal ein Gefühl für den Pfeil. Auch wenn ich meine, auf die hohen Nummern zu zielen, schlagen die Pfeile ganz woanders ein. „Oh, das war ein Schwarzwald“, kommentiert Vereinsmitglied Rudi Berger, der uns beim Spielen zusieht. „So nennen wir es, wenn der Dart außerhalb der Scheibe steckenbleibt“, klärt mich Teamkapitänin Helga Möller auf. Beim Ligaspiel gilt dann die interne Regel: 30 Cent in die Vereinskasse. Zum Glück absolviere ich gerade ein Trainingsspiel, denn dieses Malheur passiert mir im Laufe des Spiels noch häufiger.

„Beim Zielen kommt es nicht nur auf die Übung an, sondern vor allem auch auf die Einstellung“, erklärt mir der Spieler Robert Feth: „Vieles ist Kopfsache beim Dart.“ Dem kann Alois Münch nur beipflichten. Er spielt in der obersten Liga und ist bei den „Pigs“ ein gern gesehener Gast. „Viele machen den Fehler, an die Felder zu denken, die der Pfeil nicht treffen darf. Meist landen die Würfe aber dann genau da“, sagt er. Nur wer Fehlwürfe ausblenden könne, habe Chancen ganz oben mitzuspielen, sagt Münch. Er geht sogar noch weiter: „Knapp 80 Prozent des Spiels findet im Kopf statt.“

Neben der richtigen Einstellung heißt es aber: üben, üben, üben. Nicht umsonst treffen sich die Teammitglieder regelmäßig zum Training. Für die Ligaspiele, die immer am Montag stattfinden, müssen sie schließlich fit sein. „Den Verein gegründet haben wir aber hauptsächlich zum Spaß“, erzählt Walter Gillé. Am 5. Mai 2000 sei die alte Mannschaft, die „Schwabenpfeile“ gleich zwei Mal abgestiegen und habe sich danach aufgelöst. „Da haben wir noch am gleichen Abend einen neuen Verein gegründet, in dem aber nur ,just for Fun‘ gespielt wird.“

Wer den Spaß bei sich zuhause ausprobieren möchte, ist mit knapp 30 Euro für Pfeile und Brett dabei. Für Vereinsspieler wird es dann schon teurer. „Es sind die vielen kleinen Summen, die das große Ganze ausmachen“, verrät Gillé. „Die Automaten zu betreiben, Getränke, Pfeile und natürlich das Fahren zu den Auswärtsspielen“, zählt er auf. Ja, jeder Spieler habe eigene Pfeile, sagt er auf meine Nachfrage hin. „Die können bis zu 100 Euro pro Stück kosten“, meint er. Allerdings spiele niemand bei den „Pigs“ mit so teuren Pfeilen.

„Willkommen ist bei uns jeder. Bevor wir Leute in die Mannschaft aufnehmen, schauen wir aber schon, dass sie auch zu uns passen. Wir sind eine eingeschworene Truppe“, sagt Gillé. „Natürlich darf aber jeder mal zum Probetraining kommen“, betont Kapitänin Helga Möller. Einen Trinkspruch hat das Team auch. „Wir sind die Pigs – Sonst gibt´s nix“, rufen die Spieler unisono beim miteinander Anstoßen.