Ein drittes Gleis in Richtung Stuttgart ist für die Planer im Regionalverband eine Option – die Schönbuchbahn könnte sie nutzen. Doch das ist noch Zukunftsmusik.

Böblingen - Die Schönbuchbahn hat in den vergangenen Jahren steigende Fahrgastzahlen verzeichnet. Zurzeit steht die Elektrifizierung und der Streckenausbau zwischen Holzgerlingen und Böblingen an. Da ist es nicht ganz so abwegig, an eine Verlängerung in Richtung Stuttgart zu denken. Ganz unverhohlen hat jüngst der Zweckverbandsgeschäftsführer Reinhold Bauer diese Idee geäußert. Zumal sie nicht aus der Luft gegriffen ist. Denn im Regionalplan ist die Option bereits festgehalten worden.

 

Drittes Gleis würde eine Entlastung bedeuten

„Das ist in der Tat eine langfristige Perspektive“, erklärt Jürgen Wurmthaler, der Wirtschaftsdirektor des Verbands Region Stuttgart. Er bestätigt, dass es darum gehe, die Fläche für ein drittes Gleis von Böblingen nach Stuttgart für künftige Erweiterungen frei zu halten. „Wir nehmen damit eine raumplanerische Sicherung vor“, erläutert Wurmthaler. Zwar dürfe man das Ziel, unnötig Fläche zu verbrauchen, nicht aus den Augen verlieren. Doch sei ein drittes Gleis durchaus sinnvoll.

Wurmthaler hat aber nicht zuallererst die Schönbuchbahn im Blick, sondern eher den dichten Zugverkehr auf den beiden Gleisen bis Böblingen und danach in Richtung Herrenberg, der entlastet werden könnte. Es gebe für die Bahnen zu wenig Möglichkeiten zum Überholen. Bisweilen kommen sich der Fern- und der Regionalverkehr mitsamt der S-Bahn ins Gehege, vor allem bei Verspätungen.

Priorität haben Stuttgart 21 und die Gäubahn

Der Streckenausbau ist laut Wurmthaler für den Bundesverkehrswegeplan angemeldet worden. Jedoch habe er dort keine Berücksichtigung gefunden. Sollte ein drittes Gleis eines Tages doch anvisiert werden, müsse es wohl aus dem Topf des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes finanziert werden. „Klar ist, dass ein solches Vorhaben auf jeden Fall sehr aufwendig werden würde“, sagt Wurmthaler. Beim Land gibt es dafür derzeit kein Geld. Das jedenfalls habe ein Gespräch im Verkehrsministerium ergeben, erklärt Reinhold Bauer. Zumal der Ausbau der Gäubahn in Richtung Singen Priorität habe – und natürlich Stuttgart 21.

Der Zweckverband Schönbuch hält Gedankenspiele trotzdem für erlaubt. „Eine Ausweitung unseres Verkehrs würde die Attraktivität steigern“, erklärt Bauer. Doch ist die Zeit dafür noch nicht reif. Erst einmal muss der Zweckverband selbst die Kräfte bündeln, um den Ausbau und die Elektrifizierung zu stemmen. Auf knapp 94 Millionen Euro ist der Ausbau kalkuliert. Das Land hat 37,5 Millionen Euro zugesagt. Dazu kommt die Anschaffung neuer Elektrofahrzeuge, für die noch kein Zuschuss in Aussicht gestellt wurde. Rund 51 Millionen Euro kosten sie. Der Zweckverband möchte, dass das Land wenigstens 20 bis 25 Prozent des Anschaffungspreises übernimmt.

Vision vom Güterverkehr

Die Bedeutung der Strecke zwischen Böblingen und Dettenhausen könnte noch wachsen, wenn Güterverkehr rollen würde. Bauer könnte sich vorstellen, dass die Firma Ritter Sport ein Interesse daran haben könnte, die Anlieferung von Kakao von der Straße auf die Schiene zu verlagern. „Wie das bewerkstelligt werden kann, müsste natürlich noch untersucht werden“, sagt der Zweckverbandschef.