Die Martinskirche steht vor Veränderungen. Das Gemeindehaus ist verkauft, jetzt soll sich das Leben in der Kirche abspielen. Diese wird dafür umgestaltet. Von der Bebauung des Quartiers nebenan erhofft sich Gemeinde einen neuen Schub.

S-Nord - Die Veränderungen in der aktuell rund 5400 Mitglieder zählenden evangelischen Nordgemeinde werfen ihre Schatten voraus. Bis spätestens Ende 2017 soll die Martinskirche umgestaltet sein, damit dort ein Teil des Gemeindelebens stattfinden kann, der sich heute im Gemeindehaus abspielt. Der Kirchengemeinderat will aber nicht alleine darüber entscheiden, wie die Räume umgestaltet und künftig genutzt werden sollen. Aus diesem Grund hat am Sonntag dort eine Gemeindeversammlung stattgefunden, auf der der Kirchengemeinderat seine bisherigen Überlegungen vorgestellt und die Gemeindemitglieder dazu aufgerufen hat, am Wandlungsprozess teilzunehmen.

 

Der Einladung waren mehr als fünf Dutzend Gemeindemitglieder gefolgt. „Damit sind wir sehr zufrieden“, sagte der Kirchengemeinderatsvorsitzende Christian Schwinge, der die Teilnehmer an der Gemeindeversammlung mit Pfarrerin Juliane Jersek mit den bisherigen Überlegungen versorgte. Denn eines sei klar: „Auch wenn wir das heute genutzte Gemeindehaus, das im Zuge der Bebauung an der Nordbahnhofstraße abgerissen wird, verlieren, haben wir hier ausreichend viel Platz für zusätzliche Angebote neben unseren Gottesdiensten“, sagte Schwinge.

Gemeindehaus an das Siedlungswerk verkauft

„Die Kirche rückt näher an die Innenstadt heran“, ist Christian Schwinge angesichts der Neubebauung des Quartiers überzeugt, durch die in der Nordstadt mittelfristig Tausende neue Einwohner der Landeshauptstadt ein neues Zuhause finden sollen. Schwinge hofft ein bisschen, dass die Zahl der Gemeindemitglieder entgegen dem Trend wieder steigen könnte. Doch nicht die Möglichkeit auf potenziell mehr Mitglieder hat die Nordgemeinde dazu bewogen, das Gemeindehaus an das Siedlungswerk zu verkaufen. Vielmehr will die Nordgemeinde der weiteren Entwicklung des Nordens nicht im Weg stehen – und nutzt gleichzeitig die Chance, neue Angebote für die Kirchengemeinde zu entwickeln und bestehende auszubauen. Dafür sollen die Räume in der Martinskirche umgestaltet werden. Die Empore, so die Vorstellungen des Kirchengemeinderats, könnte durch eine gläserne Wand zum Kirchenschiff abgegrenzt und zu einem Gemeindesaal werden. In den Räumen des Bunkers könnten neue Gemeinderäume entstehen, die künftig einer größeren Gruppe von Gemeindemitgliedern zur Verfügung steht als bisher. Bislang werden die Räume weitgehend von Jugendlichen genutzt. Die Räume im Turm sollen teilweise neu genutzt werden, auch der jetzt hauptsächlich als Winterkirche genutzte Raum soll teilweise eine neue Funktion erhalten. Dieser soll nach der Vorstellung des Kirchengemeinderats möglichst permanent für Besucher geöffnet werden und als ein Raum der Stille dienen.

Fassade soll offener und transparenter werden

Auch vom Platz her, auf dem kürzlich der restaurierte und modernisierte Gute-Hirte-Brunnen wieder aufgestellt worden ist, soll sich das Erscheinungsbild des Gotteshauses möglicherweise verändern. Offener und transparenter soll die Fassade werden, auch um mehr Begegnung zu ermöglichen. Mehr von letzterem erhofft sich die Pfarrerin Juliane Jersek, die nicht nur die Angebote der Jugendkirche erhalten, sondern auch bestehende wie das Martinskirchencafé ausbauen und neue schaffen will – für alle Generationen. In Richtung Nordbahnhofstraße soll sich das Areal ebenfalls öffnen.

Dass die Kirchengemeinde gerade zum jetzigen Zeitpunkt an die Öffentlichkeit gegangen ist und die Mitglieder der Kirchengemeinde einbindet, hat laut Schwinge einen Grund: Mit dem Verkauf des Gemeindehauses seien die Fakten geschaffen, die eine Veränderung nötig machten.