Elisabeth Merk, die Stadtbaurätin der Stadt München, bekräftigte in ihrem Vortrag den Einfluss der Kommunalpolitik: „Bei uns kommen alle Probleme gesammelt an.“ Die wichtigsten Themen sind aus Merks Sicht bezahlbarer Wohnraum und Mobilität. Die Aufgabe der Politik sieht die Stadtbaurätin im weitesten Sinne auf dem großen Feld der Daseinsvorsorge. „Die sozialen Aspekte spielen eine ganz wichtige Rolle“, so Merk. Die Münchener Politik arbeitet derzeit mit ihrem fünften wohnpolitischen Programm, was jeweils für einen Zeitraum von fünf Jahren gilt. „In diesem Zeitraum nimmt die Stadt Eigenmittel von mehr als 800 Millionen Euro in die Hand“, sagte Merk. Ein Großteil dieses Geldes fließt in den geförderten Wohnungsbau. „Das ist so wichtig, weil in München 60 Prozent der Einwohner für diese Förderung in Frage kommen.“ Schon Menschen mit hochwertigen und gut bezahlten Berufen müssen demnach aktuell mehr als zwei Drittel ihres Einkommens für das Wohnen ausgeben. Seit Jahrzehnten werden in München bei Neubauvorhaben mindestens 30 Prozent der Fläche für den geförderte Wohnungsbau genutzt. „Viele Städte wie etwa Stuttgart orientieren sich inzwischen daran und gehen einen ähnlichen Weg“, so Merk.

 

Neue technische Möglichkeiten

Eine der größten Herausforderungen für die großen Städte sei der gegenwärtige Zustrom von Flüchtlingen aus den Krisengebieten der Welt. „In München kommen etwa 200 Menschen pro Tag an“, sagte Merk. Insgesamt rechne man mit bis zu 12 000 Menschen, von denen zwei Drittel wahrscheinlich in der Stadt bleiben wollen. „Das setzt dem Wohnungsproblem der Stadt noch eins drauf.“

Mit Blick auf neue technische Möglichkeiten warb Elisabeth Merk für einen pragmatischen Umgang mit Altem und Neuem. „Wir haben wie Sie in Stuttgart Paternoster in öffentlichen Gebäuden“, sagte sie. Man sei in den vergangenen Wochen mit einer Flut an Bürokratie überwältigt worden, da es plötzlich offenbar zu gefährlich erscheint, diese seit mehr als 100 Jahren gebräuchlichen, offenen Aufzüge zu benutzen. „Diese Beispiel ist für mich sinnbildlich dafür, dass man nicht alles über Bord werfen darf, was lange Jahre gut funktioniert hat.“