Im Journalismus der Zukunft könnte das Verfassen von Artikeln eine Nebenrolle spielen. Dieses Zukunftsszenario skizziert Johannes Schaback, Gründer der Firma Visual Meta und Experte für künstliche Intelligenz, beim Zeitungskongress in Stuttgart.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - In 15 Jahren werden Krimibestseller von Maschinen geschrieben: Von diesem Szenario ist Johannes Schaback überzeugt. Der Mann muss es wissen – als Gründer der Firma Visual Meta und Experte für künstliche Intelligenz. In seinem Vortrag skizziert er eine Welt, die sich im Moment wohl kaum einer vorstellen kann. Es ist eine Welt, in der die Funktionsfähigkeit von Maschinen von anderen Maschinen weiter optimiert wird und diese eines Tages in vielen Bereichen den Menschen überlegen sein werden.

 

3-D-Masken kopieren die Original-Mimik

Diese technische Entwicklung werde gravierenden Einfluss auf die Medienbranche haben, prophezeit Johannes Schaback. Er deutet an, dass einfachere Texte auf jeden Fall von Maschinen geschrieben werden, und gibt dann einen Einblick in eine neue Welt, die viele Chancen und Risiken birgt. So könne eine Maschine in Zukunft 3-D-Masken herstellen und die Mimik von Menschen in Interviews auf andere Interviews übertragen. Das Problem: diese Kopien werden so perfekt sein, dass Fälschungen von normalen Menschen kaum zu erkennen sein werden. Auch zur Enttarnung von Fake-News würden wieder Maschinen notwendig sein. Schaback hat eine griffige Beschreibung für diese Situation: „Die Welt wird immer komplexer, die Menschen bleiben aber gleich dumm.“ Es bedürfe eines Vermittlers, „der uns erklärt, was die Realität ist“.

Welche Rolle spielt der Mensch in der Medienwelt der Zukunft?

Das alles aber ist Zukunftsmusik – im Moment steht der Einsatz von künstlicher Intelligenz noch am Anfang. „Erste Gehversuche sehen wir jeden Tag“, sagt Schaback. So werde an der Personalisierung der Vermittlung von Nachrichten auf Web-Seiten gearbeitet, auch intelligente Paywalls seien denkbar. Ein zentraler Bestandteil werde für die Medien in absehbarer Zukunft der Datenjournalismus sein. Allerdings, unterstreicht er, werde definitiv bei der „Contenterstellung der Zukunft das Schreiben weniger wichtig“.

Bleibt eine Frage: Welche Rolle nehmen in der automatisierten Medienwelt der Zukunft Journalisten aus Fleisch und Blut ein? „Der Mensch steht für die Glaubwürdigkeit der von Maschinen aufbereiteten und vermittelten Information“, glaubt Schaback. Anders formuliert: den menschlichen Durchblick kann auch die beste künstliche Intelligenz nicht herstellen.