Was kann der Stadtbezirk Bad Cannstatt im Jahr 2030 leisten und darstellen? Um diese Frage geht es in der Veranstaltungsreihe „Zukunft Bad Cannstatt“. Nachdem voriges Jahr erste Ideen gesammelt wurden, soll es nun konkreter werden. Am 2. Mai war der Auftaktabend, in Kürze beginnen die Treffen der Arbeitsgruppen.

Bad Cannstatt - Bad Cannstatt ist mehr als eine große Verkehrskreuzung und ein sozialer Brennpunkt. Weitaus mehr – darüber sind sich die Teilnehmer der Reihe „Zukunft Bad Cannstatt“ einig. Was genau Bad Cannstatt ist und darstellen soll, darum ging es bei mehreren Veranstaltungen im vergangenen Jahr sowie im Januar dieses Jahres. Bei diesen wurde in die Vergangenheit geblickt, der Ist-Zustand analysiert sowie Ziele für die Zukunft diskutiert. Damit das Erarbeitete nicht in der Schublade verschwindet, geht es nun ins Konkrete: in Arbeitsgruppen sollen alle Themen vertieft und ausgearbeitet werden. Am 2. Mai hatten die Volkshochschule Stuttgart (VHS) und das Bezirksamt zu einem Auftaktabend geladen.

 

Der Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler erinnerte an den Start der Reihe. Man habe einen breiten Kreis an Unterstützern gefunden und vieles erreicht. „Es ist nichts schlimmer, als wenn etwas bürgerschaftlich Entwickeltes im Sande verebbt“, betonte er. Daher mache man nun weiter. Man freue sich, mit dabei zu sein, sagte Franziska Diller von der VHS. „Es ist erstaunlich, wie viel es in Bad Cannstatt gibt im Vergleich zu anderen Stadtbezirken.“ Man wolle gerne das bürgerschaftliche Engagement unterstützen. Nach einem Rückblick auf die vergangenen Treffen durch die SPD-Bezirksbeirätin Martina Buschle und Angelika Grupp, der Vorsitzenden des Gewerbe- und Handelsvereins Bad Cannstatt (GHV), eröffnete Löffler die Diskussionsrunde.

Eine Entwicklung, die von der Innenstadt ausstrahlen muss

Ein Teilnehmer merkte an, dass trotz der gemischten Einwohnerschaft im Stadtbezirk sich kaum jemand mit Migrationshintergrund an der Zukunftswerkstatt beteiligt habe. „Diese Gruppe ist stark unterrepräsentiert“, so seine Kritik. Außerdem habe man sich beinahe ausschließlich um die Altstadt und die angrenzenden Stadtteile gekümmert. „Steinhaldenfeld oder Sommerrain zum Beispiel sind ebenfalls unterrepräsentiert gewesen.“ In diesem Punkt widersprach Löffler: „Es geht hier um etwas, das primär von der Innenstadt nach außen strahlen muss, anders funktioniert es nicht.“ Tatsächlich aber gebe es einen Mangel an Teilnehmern mit Migrationshintergrund. Man habe sehr viele Menschen auf der Marktstraße angesprochen und versucht, sie zum Mitmachen zu bewegen – erfolglos. „Das ist leider bei fast allen Bürgerbeteiligungen so. Uns fehlt die pauschale Rezeptur, das zu ändern. Ich bedauere das sehr“, so der Bezirksvorsteher.

Der Stadtführer Stefan Betsch wies darauf hin, dass er sich mehr Beteiligung durch das Unternehmertum wünsche. „Die Firmen sind sehr wichtig, was die Zukunftsgestaltung betrifft. Ich möchte gerne ihre Visionen hören, außerdem haben sie andere Interessen.“ Man habe den GHV und den Verein Altstadt Bad Cannstatt im Boot, sagte Löffler. „Die funktionieren als Multiplikatoren. Mehr Input ist aber natürlich immer toll.“

Wünsche an die Politik richten

Dietrich Haaf, einer der Initiatoren der Veranstaltungsreihe, stellte den Ablaufplan für das kommende Jahr vor. Er wies darauf hin, dass im Jahr 2027 eine Internationale Bauausstellung in Stuttgart abgehalten werden soll. „Das ist eine große Chance, denn da geht es um sehr große Investitionen“, sagte er. Man hoffe, dass in den nächsten Monaten viele Bürger an den Arbeitsgruppen teilnehmen und „alles zusammentragen, was ihnen Gutes für Bad Cannstatt einfällt“. Zunächst wird es zwei Gruppen geben: in der ersten sind die Themenfelder Städtebau und Wohnen sowie Mobilität zusammengefasst und in der zweiten Gruppe Arbeit und Wirtschaft, Freizeit und Kultur sowie Bürgerschaft. Es kam der Vorschlag auf, die zweite Gruppe zu splitten, weil das Spektrum zu breit ist. Man könne nach dem ersten Treffen schauen, ob es inhaltlich und von den Teilnehmern her für eine weitere Gruppe reiche, sagte Löffler.

Die Treffen der Arbeitsgruppen starten im Juni und Juli. Über den Sommer wird es außerdem Stadtrundgänge und Besichtigungen geben. Für den 13. Dezember bereiten die Teilnehmer eine Ausstellung im Kursaal vor, bei der alle Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen dokumentiert und die Visionen für Bad Cannstatt vorgestellt werden. Am 17. Januar 2017 gibt es eine Podiumsdiskussion, bei der konkrete Wünsche an die Politik geäußert werden.