Zeitverzögert schlagen die Folgen des Kräftemessens zwischen VW und seinen zu Prevent gehörenden Zulieferern nun auch auf andere Zulieferer durch.

Rio - In Deutschland ist der Konflikt beigelegt, aber in Brasilien hält er an: Der Machtkampf zwischen Volkswagen und dem Prevent-Konzern führt nicht nur zum Stillstand in drei brasilianischen VW-Werken, sondern wirkt sich bereits auf andere Zulieferer aus, die ihre für Volkswagen gefertigten Produkte nicht loswerden. Wegen Lieferengpässen hat VW schon Anfang August einen Großteil der 18 000 Mitarbeiter in den drei betroffenen brasilianischen Werken in die Ferien geschickt, die eigentlich erst für Oktober angesetzt waren; allerdings dürfte auch die Absatzkrise auf dem brasilianischen Markt eine Rolle spielen.

 

Zeitverzögert schlagen die Folgen des Kräftemessens zwischen VW und seinen zu Prevent gehörenden Zulieferern nun auch auf andere Zulieferer durch. In Taubaté im Bundesstaat Sao Paulo, dem Standort eines der drei VW-Werke, schicken nun drei Firmen Hunderte von Mitarbeitern in den Urlaub, weil ihr größter Auftraggeber lahm liegt und keine Verwendung für ihre Produkte und Dienstleistungen hat.

Konflikt zwischen VW und vier Prevent-Töchtern schwelt seit 2015

In Brasilien schwelt der Konflikt zwischen VW und vier Zulieferfirmen, die zu Prevent gehören, schon seit dem Frühjahr 2015. Der bisherige Höhepunkt ist ein juristischer Streit, in dessen Verlauf VW am Mittwoch das Recht zugesprochen bekam, Maschinen vom Sitzehersteller Keiper zurückzuerhalten. Die Wolfsburger hatten die Maschinen der brasilianischen Keiper-Niederlassung gestellt, die damit VW-Aufträge erledigt hatte. Bisher wurden die Maschinen aber nicht abgeholt.

Ein Teil der 400-köpfigen Keiper-Belegschaft hatte bereits in der Vergangenheit die Tore zur Fabrik blockiert, um den Abtransport zu verhindern. „Es ist schwierig“, fasste ein Vertreter der Metallarbeiter-Gewerkschaft die verfahrene Lage zusammen: „Volkswagen will keine Vermittlung, und Keiper sagt, sie hätten kein Geld“. VW zufolge hat Prevent „mehrfach höhere Preise“ für seine Lieferungen und „ungerechtfertigte Zahlungen“ durchsetzen wollen. Deshalb, so heißt es in einer Erklärung, habe VW die Lieferverträge gekündigt und den Rechtsweg beschritten, um die Fertigungsanlagen zurückzubekommen.

Dass diese Maschinen nicht zur Verfügung stehen, „bringt die ganze Lieferkette und das Vertriebsnetz ins Gefahr, an denen mehr als 100 000 Arbeitsplätze hängen“, heißt es in der Erklärung. Während VW von elf gebrochenen Abmachungen mit Keiper seit März 2015 spricht, wirft der Sitzehersteller seinem Auftraggeber vor, die Verträge einseitig beendet zu haben. Keipers Sitze-Produktion gehe zu 85 Prozent an Volkswagen, die Kündigung bedrohe das Unternehmen und seine 1200 Arbeitsplätze. Keiper müsse seine Produktionskosten „ausgleichen“, die von der Inflation beeinträchtigt würden, und habe das in der Vergangenheit mehrfach vertragsgemäß rechtzeitig angekündigt.

Probleme sollen zu 140 Tagen Produktionsausfall geführt haben

Probleme hat VW auch mit Fameq. Der Zulieferer von Metallteilen hat die Belieferung der drei VW-Werke im Juli einstellte. „Dieser Zulieferer, zu dem Volkswagen seit mehr als 40 Jahren problemlose Geschäftsbeziehungen unterhält, hat sein Verhalten völlig geändert, seit er von Prevent gekauft wurde“, heißt es bei VW. Die Probleme mit Prevent hätten bisher zu 140 Tagen Produktionsausfall geführt, in denen 130 000 Autos hätten hergestellt werden können.  

In Deutschland verzichten die Wolfsburger unterdessen in fünf der sechs vom Streit betroffenen Werke auf Kurzarbeit. Den weit überwiegenden Teil der Ausfallzeiten habe VW durch interne Maßnahmen auffangen können, erklärte der Autobauer am Freitag. Lediglich im Werk Emden habe es Kurzarbeit gegeben.