Am Sonntag moderiert Günther Jauch zum letzten Mal „Günther Jauch“. Was vor vier Jahren mit viel Brimborium begonnen hat, endet nun abrupt. Zum Abschied kommt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Ein Rückblick im Alphabet.

Stuttgart - Er kam unter lautem Getöse, er geht sang- und klanglos. Nach nur vier Jahren und 157 Ausgaben seiner Talkshow kehrt Günther Jauch, 59, der ARD als Moderator den Rücken. An brisanten Themen hat es dem Talk nach dem Tatort zwar nicht gemangelt, aber Jauch und die Politik, die beiden blieben sich fremd. Mitunter hatte man den Eindruck, er sei zu Gast in seiner eigenen Sendung. Am Sonntag moderiert er zum letzten Mal. Der einzige Gast in der letzten Folge ist Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Aber wer ist eigentlich der Mann, der jetzt wieder an seine Vorgängerin Anne Will übergibt? Jauch von A bis Z.

 

A wie Alleswegmoderierer: Er galt lange als Allzweckwaffe des Fernsehens. Ob „Na siehste !“, „Wer wird Millionär“, „stern tv“, „ 5 gegen Jauch“. Der Mann, der immer so wirkte, als habe er sich in dem Medium nur verlaufen, glänzte in jedem Format mit seiner unprätentiösen Art. Zu spät erkannte er, dass diese Qualitäten für den Polittalk eher hinderlich waren.

B wie Brustbeutel: Weil er als Zehnjähriger ständig seine Monatskarte für den Bus verlor, schenkte ihm seine Mutter einen Brustbeutel. Der ist auch heute noch sein ständiger Begleiter. Allerdings trägt er ihn in der Hosentasche.

C wie Chaiselongue: Wenn der Polittalker Jauch ein Möbelstück wäre, dann eine Chaiselongue. Ermöglicht es dieses niedrige, gepolsterte Sitz- und Liegemöbel dem Gastgeber doch, bei Bedarf eine relaxte Körperhaltung einzunehmen, wenn ihn seine eigene Show zu Tode langweilt.

Die wie Die 2: Gottschalk und Jauch gegen alle. Eine als Quiz-Show getarnte Reha-Maßnahme, mit der der TV-Produzent Jauch seinen besten Freund aus Jugendzeiten nach dessen Abschied vom ZDF eine neue Bühne bei RTL verschafft hat.

E wie Eckzahn: Das eckigste an dem Moderator, der vielleicht gerade deswegen so beliebt ist, weil er so normal geblieben ist.

F wie Familienmensch: Gibt es ein Leben nach dem Fernsehen? Ja, das gibt es. Bei Jauch rückt nach seinem Abschied vom Sonntagstalk die Familie wieder vor. Mit seiner Frau Thea hat er vier Töchter, zwei davon adoptiert.

G wie Gasometer: Einen symbolträchtigeren Ort als diese stillgelegte Industrie-Ruine in Berlin-Schöneberg hätte sich Jauch für seinen Talk nicht aussuchen können. Früher wurde in der mächtigen Kuppel Niedrigdruckgas gespeichert. Er hat dort vier Jahre lang heiße Luft produziert.

H wie Heiliger See: Bevorzugte Wohngegend für den Bussi-Bussi-Adel und die Schönen in Potsdam. Jauch residiert dort Tür an Tür mit dem Top-Model Nadja Auermann und dem Modeschöpfer Wolfgang Joop, in einer Villa aus Beton.

I wie Interview: Ob Auschwitz-Überlebende oder Kinder, Jauch versteht es, sich den Gästen auf Augenhöhe zu begegnen, ohne sich anzubiedern. Das ist seine Stärke. Bei den Alphatieren aus der Politik konnte sie der Moderator nicht ausspielen.

J wie Joker Jauch: Der Name, mit dem der TV-Moderator in seinem Nebenjob besser bekannt ist. Seine Winzer-Kollegen nennen ihn auch Jay-Jay.

Der Millionär trinkt Kamillentee

K wie Kamillentee: Bewährtes Hausmittel gegen Heiserkeit und unverzichtbar in Jauchs Erste-Hilfe-Koffer. Der Mann moderiert, bis er nur noch krächzen kann.

M wie Millionär: Als Quizmaster der RTL-Show Wer wird Millionär? verhilft er seit 1999 Zuschauern zum Millionengewinn. Selber hat Deutschlands bestbezahlter Polittalker finanziell ausgesorgt. Sein Vermögen wird auf 60 Millionen Euro geschätzt.

N wie Nun-Erzählen-Sie-Mal-Gesicht: Ein Gesicht so leer wie ein Blatt Papier, ein offener Mund, weit aufgerissene Augen und Brauen, die sich an den richtigen Stellen heben. Das ist Jauchs Markenzeichen. Gerüchten zufolge hat er es sich patentieren lassen.

O wie Opel: Kein Hingucker, aber praktisch. Obendrein noch familienfreundlich und sparsam im Benzinverbrauch. Günther Jauch und sein Opel haben einiges gemein. Auf den ersten Blick. Nebenbei fährt der Moderator aber noch einen uralten R 4. Feuerrot.

P wie Potsdam: Was wäre die architektonische Perle des Ostens ohne das großzügige Engagement ihres prominenten Wahlbürgers? Seit 1995 hat Günther Jauch Millionen für den Wiederaufbau des Stadtschlosses und die Renovierung der Garnisonskirche gespendet. Dafür langte ihm ein Griff in die Portokasse. Es waren die Einnahmen aus seiner Werbung für die Betonindustrie.

Q wie Quassel-Imam: Es war der Tiefpunkt in der Geschichte des Talks: Ein Berliner Salafisten-Prediger, der die Runde zum Thema „Gewalt im Namen Allahs - wie denken unsere Muslime?“ sprengte. Das war am 28. September 2014. Jauch saß wie gelähmt auf seinem Stuhl. Im Internet brach ein Shitstorm über ihn herein. Kritiker sagen, es sei der Anfang vom Ende gewesen.

R wie Riesling: Jauch gibt‘s jetzt auch im Supermarkt. Die Flasche Riesling kostet 8,90 Euro, abgefüllt im Weingut Othegraven an der Saar, das er 2010 kaufte und jetzt nebenbei führt, in der siebten Generation seiner Familie. Kein edler Tropfen, aber auch kein Fusel.

S wie Stinkefinger: War der Stinkefinger von Yanis Varoufakis echt? Oder war er nur ein Fake, wie Jan Böhmermann kolportierte, nachträglich in ein Video hineinmontiert? Es war im März, als der griechische Finanzminister live in die Show geschaltet wurde, Thema: „Der Euro-Schreck stellt sich.“ Die Sendung war tendenziös und schlampig recherchiert. Dass ausgerechnet ein junger ZDF-Kollege die Schwächen der Show offenlegte, war eine Ohrfeige für den ARD-Mann.

T wie Telefonjoker: die letzte Rettung für Kandidaten der RTL-Quizshow „Wer wird Millionär?“. Ein Anruf bei einem Experten, wenn man nicht weiter weiß. Der Telefonjoker als Synonym für Rettung in letzter Not hat es inzwischen in den Duden geschafft.

U wie Unternehmer: Viel Zeit für Muße wird dem Moderator auch nach dem Aus für den ARD-Talk nicht bleiben. Als Inhaber der Kölner Produktionsfirma I + U TV entwickelt er weiterhin neue Shows für die ARD und für RTL.

W wie Werbung: Als Testimonial für Krombacher oder Quelle hat er Millionen verdient – und angeblich jeden Cent gespendet. Damit war Schluss, als er bei der gebührenfinanzierten ARD anheuerte. Nach seinem Abschied vom Ersten steht seinem Comeback in den Werbepausen nichts mehr im Wege.

Y wie Yellow Press: Warum trägt er keinen Ehering mehr? Kriselt‘s bei den Jauchs? Spätestens seit seiner Hochzeit 2006 gilt Jauch als eines der Lieblingsopfer der Klatschpresse. Seine Anwälte verteidigen seine Privatsphäre mit einer Vehemenz, wie man sie sich manchmal auch von Jauch als Polittalker gewünscht hätte. Ist der Mann konfliktscheu – oder kann er nur nett?

Z wie Zweimetermann: In der Liga, in der er spielt, wird die Luft dünn. Dabei hat Günther, der Große die Zwei-Meter-Marke mit 1,93 Meter knapp verpasst. Noch größer als er ist sein Nachfolger Stefan Hallaschka bei stern tv: 1,98 Meter.