Karl Moik, der langjährige „Musikantenstadl“-Moderator, ist tot. Er hat Maßstäbe gesetzt, er hat Menschen versöhnt und mit seiner Art und polarisiert. Ein Nachruf des StZ-Autors Michael Werner.

Stuttgart - Es gibt keine Stellenausschreibungen für Paten der volkstümlichen Musik. Aber wenn es welche geben würde, dann müsste das Anforderungsprofil neben Kreativität, Durchsetzungsvermögen und echter Liebe zur Unterhaltung vor allem eine Eigenschaft enthalten: Nehmerqualitäten. Über die verfügte der gelernte Werkzeugmacher Karl Moik, der 1938 in ärmlichen Verhältnissen im oberösterreichischen Linz geboren wurde, zur Genüge. Der Impresario der ganz leichten Muse, der ein Vierteljahrhundert lang den von ihm erfundenen „Musikantenstadl“ moderierte, hatte sich eine dicke Haut zugelegt, weil er sie dringend benötigte: Musiker, die „beim Karl“ zur besten Sendezeit ihre Karriere begonnen hatten, beklagen noch heute „die Ungerechtigkeit, die darin besteht, dass das kollektive Unbehagen an der Volksmusik bei Moik abgeladen wurde“.

 

Karl Moik, der vor seiner Entertainmentkarriere als Vertreter Öfen verkauft hatte, machte es seinen Kritikern nicht schwer: Er vermengte Werbung für Kreuzfahrten oder Aufbackbrote ungeniert mit einer Form von Heile-Welt-Unterhaltung, hinter der bisweilen ein beklemmender Zynismus hervorkroch. Für seine „Spaghettifresser“-Schmähung anno 2004 entschuldigte sich Moik. Womöglich agierte das Arbeitstier kurz nach seinem Herzinfarkt und anderthalb Jahre bevor ihn ARD und ORF unfein abservierten, auch deshalb zuweilen bizarr auf seiner Bühne, weil er noch einmal unter Beweis stellen wollte, dass es wirklich seine Bühne ist.

Der „Jazz-Karli“ war vielfältig interessiert

Die andere Seite des Paten

Denn es gab durchaus auch eine andere, eine lockere und zugewandte Seite des Paten der Volkstümlichkeit, der sich gerne mit dem Spruch „Meine Freunde sagen Jazz-Karli zu mir“ vorstellte: Wenn ihm ein Bewerbungsdemo von jungen Musikern gefiel, dann rief er sie auch persönlich an, um sie in den „Stadl“ einzuladen. Und hinter der Bühne nahm er sich dann mit seinen neuen Gästen viel Zeit – auch um Volksmusik-Haltungen kennen zu lernen, die sich nicht mit jener Schunkelseligkeit deckten, die er selbst öffentlich zelebrierte. Manche, die ihn kennen, schwören, dass der „Musikantenstadl“ viel offener und jazziger geklungen hätte, wenn es allein nach dem Kopf seines Erfinders gegangen wäre. Gleich 1982 setzte er den Auftritt des englischsprachigen und dunkelhäutigen Golden Gate Quartetts in seiner Sendung gegen den Widerstand von Vorgesetzten durch. Und als Sänger gelangen ihm Verschmelzungen, die ihm als Moderator nicht immer leicht gefallen sind: Wenn er sang, mischte sich Weltgewandtheit mit Verwurzelung, Humor mit Versöhnlichkeit.