Ella Estrella Tischa, die Tochter der verstorbenen Tine Raetzer, singt für ihre Mutter ein Lied von Depeche Mode. Viele Musiker und Freunde von Tine Raetzer sind am Samstag in die Rosenau gekommen, um gemeinsam an sie zu erinnern.

Stuttgart - Dass Zam Helga an diesem Abend in der Rosenau auftreten würde, stand schon lange fest. Der Kopf der Band Helga Pictures, die in den 90ern mit Blur und Bob Geldof tourte, hat nach zehn Jahren das Soloalbum Monster fertig gestellt. Am 11. April sollte die Releaseparty mit befreundeten Musikern gefeiert werden. Zam Helga stand zwar am Samstag auf der Bühne – im Vordergrund stand aber nicht die CD Monster, sondern seine Frau Tine Raetzer, die am 27. März im Alter von 46 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben ist.

 

Weil Tine Raetzer in der Stuttgarter Kulturszene bekannt und sehr beliebt war, haben sich ihr Mann und die gemeinsamen Freunde entschieden, einen Abend in ihrem Sinne zu gestalten: mit Livemusik von befreundeten Künstlern. Die Rosenau war voll, viele kannten und mochten Tine Raetzer, die mit ihren blonden Zöpfen und ihrem Kopftuch schon allein optisch gute Laune verbreitete. Gekommen sind Stammgäste aus dem Café Stella, in dem Tine Raetzer viele Jahre und bis zuletzt gearbeitet hat, Verwandte und alte Freunde, die sie zum Teil noch aus ihrer Ausbildung zur Modedesignerin kannten.

„Wir wollen keine normale Trauerfeier“, sagte Zam Helga in seiner Begrüßung, die offen und bewegend war. Neben ihm saß die gemeinsame Tochter Ella, vorne an der Bühne standen viele weiße Rosen, hinten, umrahmt von zwei schwarzen Engelsflügeln, stand Tine Raetzers blaue Bassgitarre, mit der sie an diesem Abend eigentlich auftreten wollte. Als Tira Lala und früher Tee Ratz machte sie auch Musik, viele Auftritte hatte sie mit Zam Helga in der gemeinsamen Band Rauhfaser. Mit dem Lied „Die Schöne und das Biest“ waren sie weit vorne in den Charts.

Depeche-Mode-Fan von Anfang an

„Tine hat sich immer für die Seite des Lachens entschieden. Wir werden die Sonne weiter tragen“, sagte Zam Helga. „Nehmt was von ihrem Lächeln mit für die Zukunft.“ Für die meisten war sie schlicht die Seele des Café Stella, wie der Journalist Joe Bauer sagte.

Tine Raetzer war 1968 in Ostdeutschland zur Welt gekommen und im Alter von zwölf Jahren mit ihrer Familie aus der DDR ausgereist. Noch zu Zeiten, als es die Kneipe Exil am Marienplatz gab, hatte sie Zam Helga kennen gelernt. Sie war eine der ersten und größten Depeche Mode Fans. Erste, weil sie Dank ihrer Mutter an der Quelle saß. Diese arbeitete bei der Stuttgarter Plattenfirma Intercord, die Depeche Mode in Deutschland vertrieben hat.

Eines der ersten Lieder an diesem besonderen Abend war denn auch New Life von Depeche Mode, das Tochter Ella Estrella Tischa sang. Einer der bewegendsten Momente war später, als Ella nochmals auftrat und ein Lied sang, das sie vor fünf Jahren ihrer Mutter zum Geburtstag geschrieben hatte: „Es heißt Soul Sister, das sagt ja eigentlich schon alles.“

Aufgetreten sind unter anderem noch Wunderbare Katze, der Gitarrist Marc Hirte, Brothers of Ivory und Max & Laura Braun. Natürlich hat auch Zam Helga gesungen: Herbst ist da, Tine Raetzers Lieblingslied vom neuen Album Monster.