Die Engelbergschule und die Rappachschule in Stuttgart-Weilimdorf sollen in Giebel zusammengelegt werden. Nachdem sich die Bezirksbeiräte zunächst gegen dieses Vorhaben ausgesprochen hatten, gaben die Lokalpolitiker nun grünes Licht dafür – knüpften ihre Zustimmung aber an Bedingungen.

Weilimdorf - „Jetzt haben wir diese Geburt in Steißlage auch hinter uns gebracht“, meinte die Weilimdorfer Bezirksvorsteherin Ulrike Zich, nachdem sich der Bezirksbeirat für die Zusammenlegung der Engelberg- mit der Rappachschule ausgesprochen hatte. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass das Gremium über die Fusion der beiden Grundschulen abgestimmt hat.

 

So hatten die Bezirksbeiräte noch vor gut zwei Wochen gegen die Pläne des Schulverwaltungsamts gestimmt, die beiden Grundschulen in Giebel zusammenzulegen. Da das Vorhaben mit mehr als zwei Dritteln der Stimmen abgelehnt wurde, ist es gemäß der Geschäftsordnung der Bezirksbeiräte nun erneut im Bezirksbeirat behandelt worden – ergänzt um eine Stellungnahme der Verwaltung.

Vor Beginn der Bezirksbeiratssitzung hatten sich die Unterstützer der Engelbergschule zu einer Demonstration auf dem Löwen-Markt getroffen. „Finger weg von unserer Schule“, skandierten Schüler, Eltern und Lehrer der Bergheimer Grundschule. „Engelbergschule bleibt!“, lautete ihre Forderung, die sie vor dem Bezirksrathaus lautstark erhoben. Als sich die Demonstration auflöste und viele der Teilnehmer die Zuhörerplätze im Sitzungssaal des Bezirksrathauses einnehmen wollten, standen sie zunächst vor verschlossenen Türen: Die Bezirksbeiratssitzung begann mit einer viertelstündigen Verspätung. Die Fraktionssprecher hatten sich vor Sitzungsbeginn mit Ulrike Zich zu Beratungen in deren Dienstzimmer zurückgezogen. Diskutiert wurde über das Vorhaben der Verwaltung sowie deren aktuelle Stellungnahme, in der vier Szenarien zur Schulentwicklung in Weilimdorf dargestellt wurden (siehe Seite II: Die vier Szenarien).

Die Bezirksbeiräte beschließen eine neue Variante

Der Bezirksbeirat mochte sich indes keinem der skizzierten Szenarien anschließen, sondern formulierte einen eigenen Vorschlag. „Die Interessenlagen waren unterschiedlich, wir wollten diese soweit wie möglich zu einer Lösung zusammenführen“, erklärte Ulrike Zich. So stimmten denn auch bis auf Frank Ebel (AfD) alle Bezirksbeiräte für die Zusammenlegung der Engelberg- und der Rappachschule in Giebel, unter der Voraussetzung, dass die Gemeinschaftsschule in Bergheim vierzügig bis zur 13. Klasse ausgebaut sowie der dortige Grundschulstandort beibehalten wird. Damit wolle man dem Wunsch der Eltern nach kurzen Wegen für kurze Beine nachkommen, meinte Zich.

Die Zustimmung des Gremiums ist zudem daran geknüpft, dass der Schulcampus in Bergheim entsprechend der Variante 3 der jüngst vorgestellten Machbarkeitsstudie weiterentwickelt werden soll. Diese sieht vor, die Gebäude der Grundschule abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Dort ist neben Unterrichtsräumen auch eine Mensa vorgesehen, in der bis zu 756 Schüler essen können. Möglich ist zudem, die Gemeinschaftsschule vierzügig bis zur 13. Klasse zu erweitern, ohne dass dafür der Schulhof überbaut werden müsste. Je nach Ausbaustufe wurden die Gesamtkosten für diese Variante auf 20 bis 26 Millionen Euro, die Bauzeit auf rund sechseinhalb Jahre geschätzt.

Entscheiden wird der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats

Die Paketlösung des Bezirksbeirats will Roland Steiner, der stellvertretende Leiter des Schulverwaltungsamts, nicht kommentieren. Es sei aber gut, dass das Thema nicht weiter vertagt, sondern ein Beschluss getroffen wurde – unabhängig davon, wie der aussehe. Bis zur endgültigen Entscheidung im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats am 27. Juli werde die Verwaltung eine Stellungnahme dazu vorlegen, sagt Steiner: „Es obliegt dann den Stadträten, die richtigen Schlüsse zu ziehen.“

Bei den Unterstützern der Engelbergschule kommt das Votum des Bezirksbeirats jedoch nicht so gut an. „Wir geben uns noch nicht geschlagen!“, schreibt das Aktionsbündnis Pro Engelbergschule im Internet. „Jetzt erst recht!“

Die vier Szenarien

In Ihrer Stellungnahme skizziert die Stadtverwaltung vier Szenarien: Die Schulstandorte in Giebel und Bergheim unverändert beizubehalten, eine Außenstelle der Gemeinschaftsschule in Giebel einzurichten, die Engelbergschule an einem oder zwei Standorten eigenständig zu belassen oder, wie bereits vorgeschlagen, die Engelberg- mit der Rappachschule in Giebel zusammenzulegen. Die letztgenannte Maßnahme war dann auch die von der Verwaltung bevorzugte. Sie biete die „Möglichkeit einer qualitativen Weiterentwicklung der Schullandschaft im Stadtbezirk Weilimdorf“. Zudem ergebe sich so „eine sinnvolle und bedarfsorientierte Verteilung und Auslastung der bestehenden Schulgebäude“, was auch eine Sicherheit hinsichtlich künftiger Investitionen bedeute.