Der neue Bahnhof Merklingen an der Schnellbahntrasse Stuttgart – Ulm ist bereits im Werden. Der Zweckverband Region Schwäbische Alb, der eigens für dieses Projekt gegründet wurde, nimmt noch Mitglieder auf – auch aus dem Landkreis Göppingen.

Region - Vor vier Monaten hat der Bau des Bahnhofs Merklingen an der Schnellbahntrasse Stuttgart–Ulm begonnen. Zum Jahresende 2021 sollen Reisende mit Regionalexpresszügen in zehn Minuten von Merklingen nach Ulm, in 20 Minuten zum Stuttgarter Flughafen und in 30 Minuten nach Stuttgart kommen. Für 43 Millionen Euro werden unter anderem zwei Gleise verlegt und ein 210 Meter langer Außenbahnsteig errichtet. ICE-Züge sollen in Merklingen allerdings nicht halten. Neben dem Bahnhof entstehen eine Park&Ride-Anlage mit rund 400 Stellplätzen sowie, auf einer Fläche von 50 Hektar, ein Industrie- und Gewerbegebiet .

 

Maßgeblich vorangetrieben wurde und wird das Projekt vom eigens gegründeten Zweckverband Region Schwäbische Alb, dem mit Hohenstadt und Drackenstein auch zwei Gemeinden aus dem Kreis Göppingen angehören. Ein Blick auf die Landkarte verrät, warum sich die Gemeinden für den Bahnhof stark machen. Von der räumlichen Nähe verspricht man sich auch einen Schub für die eigene Kommune. Dass mit Bad Ditzenbach und Mühlhausen zwei weitere Ortschaften aus dem Stauferkreis einen Mitgliedsantrag gestellt haben, ist freilich kein Zufall.

Das geplante Gewerbegebiet ist ein „Bonbon“ für die Kommunen

Der Zweckverband legte zunächst mit acht Gemeinden los, die ihr Interesse bereits zuvor bekundet hatten. Nun läuft eine zweite Aufnahmerunde, „weil sich einige Gemeinden im vergangenen Jahr noch unsicher waren und erst einmal die Entwicklung abwarten wollten“, wie der Technische Geschäftsführer des Zweckverbandes, Werner Zimmermann, erklärt. Er gehe jedenfalls davon aus, noch die eine oder andere Kommune begrüßen zu dürfen.

Bad Ditzenbach könnte eine davon sein. Im Juni hatte der Gemeinderat beschlossen, einen Mitgliedsantrag zu stellen. Der Hauptgrund dafür sei das geplante interkommunale Gewerbegebiet gewesen, betont Bürgermeister Herbert Juhn: „Das ist eine einmalige Chance.“ Im Kurort selbst gebe es kaum noch Flächen zur Ausweisung von Gewerbegebieten. Der Bahnhof könne Bad Ditzenbach als Wohngemeinde attraktiver machen. Allerdings sei schwer zu sagen, wie sich der Haltepunkt auswirken könnte, fügt Juhn hinzu.

Es gibt bereits Ideen zur ÖPNV-Anbindung des oberen Filstals

Ebenfalls vor der Sommerpause hat Mühlhausen beschlossen, dem Zweckverband beitreten zu wollen. Auch dort mangelt es an Flächen für Gewerbebetriebe. „Mit der Beteiligung an dem interkommunalen Gebiet könnten wir dies kompensieren. Zudem gibt es viele weitere Verknüpfungen mit der Laichinger Alb“, erklärt der Rathauschef Bernd Schaefer. So erhoffe man sich in Mühlhausen mit dem neuen Bahnhof und dem Gewerbegebiet eine bessere ÖPNV-Anbindung aus dem Kreis Göppingen auf die Alb, ergänzt er.

Auf dem Landratsamt in Göppingen macht sich Jörg-Michael Wienecke, der Amtsleiter für Mobilität und Verkehrsinfrastruktur, bereits Gedanken um eine Anbindung des oberen Filstals. Er bezweifelt allerdings, dass ein gewöhnlicher Busverkehr eingerichtet werden kann. „Dafür reicht die Zahl der Fahrgäste vermutlich nicht aus, da die neue Zugverbindung wohl vor allem für Pendler auf die Fildern interessant sein dürfte.“

Für die Bahnfahrer, deren Ziele entlang des Fils- oder des Neckartals lägen, bleibe die Filstalstrecke sehr wahrscheinlich die bessere Verbindung, ist Wienecke überzeugt. „Zumal ein komplett neuer Busverkehr aus dem Oberen Filstal zum Merklinger Bahnhof Kosten von mehreren hunderttausend Euro verursachen würde“, betont Wienecke Es sei deshalb vermutlich sinnvoller, sich Gedanken über andere Möglichkeiten zu machen, etwa über eine App für einen Anrufsammelverkehr.

Die Zuschüsse aller Beteiligten sind gedeckelt

Neben Hohenstadt und Drackenstein gehören dem Zweckverband zurzeit sechs Ortschaften aus dem Alb-Donau-Kreis an: Laichingen, Westerheim, Heroldstadt, Merklingen, Berghülen und Nellingen. Bad Ditzenbach, Mühlhausen und Dornstadt (Alb- Donau-Kreis) haben einen Aufnahmeantrag gestellt. Als Rechtsaufsichtsbehörde fungiert das Regierungspräsidium Reutlingen.

Die Kommunen teilen sich den Anteil des Zweckverbands Region Schwäbische Alb am Merklinger Bahnhof in Höhe von 11,5 Millionen Euro. 30 Millionen Euro bezahlt das Land. Das Landratsamt Alb-Donau schießt 1,5 Millionen Euro zu. Die Zuschüsse sind gedeckelt. Sollte es zu Mehrkosten kommen, müssen die Vertragspartner neu verhandeln.