Coole Burschen sind sie geblieben: Thomas D. und Michi Beck von den Fantastischen Vier haben sich mit 20 Fans in der Karlspassage ohne Allüren getroffen. Wir sprachen mit ihnen über Heimatgefühle, Dieselfahrverbote und den Fall Großkreutz.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Der ergraute Ziegenbart verläuft spitz unterm Kinn – die Augen hören nicht auf zu strahlen. Als wär’ er der nette Junge von nebenan, der zwar ein bisschen älter geworden ist, aber mit allen immer noch gern verrückte Sachen tut – so begegnet Thomas D. von den Fantastischen Vier in der Karlspassage 20 Fans. Sie haben ihn bei einer Facebook-Aktion gewonnen, dürfen eine Stunde lang in der künftigen Sansibar eine Selfie-Orgie mit ihm und dem Kollegen Michi Beck feiern. Sein Smiley-Gesicht entweicht erst, als es um sein Auto geht – um seinen Diesel.

 

„Es war kein Orgasmus“

„Die haben uns alle was vorgespielt - und es war kein Orgasmus!“, poltert Thomas D. nun. Mit „die“ meint er die Politik, die Wirtschaft - alle, von denen er sich beim Abgasskandal als Diesel-Fahrer hinters Licht geführt fühlt. Auch er, sagt der Rapper, habe sich einen Diesel gekauft, weil er dachte, dies sei für die Umwelt besser. Nun muss er vom Gegenteil hören und fühlt sich „verarscht“, wie er bei seinem Besuch in der Heimat auf Bezahlung, ähm, auf Einladung von Marc O’Polo und Breuninger poltert. Dass eine Stadt wie Stuttgart angesichts der Feinstaubbelastung handeln müsse, kann er verstehen. Es ärgert ihn allerdings, „dass wir Dieselfahrer die Dummen sind“.

Dabei besitzt der 48-Jährige, der mit seiner Familie und Freunden in einem Gutshof in der Eifel lebt, einen neuen Diesel und wäre vom Fahrverbotnicht betroffen. Künftig fahre er nicht mehr so oft in den Stuttgarter Kessel, sagt er. Die Landluft sei ohnehin besser. Dabei kommt er gern in die alte Heimat, wie er schmunzelnd erklärt, diesmal aus – ganz im Wortsinn gemeint – ersichtlichem Grund. Den PR-Auftritt als Designer eines limitierten Sweatshirts hat er genutzt, um den Optiker seines Vertrauens aufzusuchen – und der befindet sich in Stuttgart. „In der Eifel haben wir solche Läden nicht“, sagt er.

Nachts geht er nicht mehr in die Clubs

Mit der Brille ist alles wieder klar – nur mit den Ohren nicht. Nach dem Meet & Greet mit den Gewinnern lässt er den Michi allein in den People-Club ziehen, wo dieser bei einem Event für noch mehr Gewinner und Gäste des Sponsors auflegen will. 27 Jahre auf der Bühne mit den Fantas haben das Gehör von Thomas D. lädiert, so dass er nachts in keine Clubs geht. „Da rauscht es in den Ohren, und ich versteh’ nix, wenn gesprochen wird“, erklärt er.

Michi Beck, der in Berlin wohnt, ist öfter in Stuttgart, wo auch seine Frau herkommt. In der alten Heimat legt er regelmäßig auf. Viel Zeit nimmt er sich in der Karlspassage, um alle Wünsche der Gewinner locker und sympathisch zu erfüllen. Der 49-Jährige freut sich, wie jung viele Fans sind. Der Nachwuchs im Publikum scheint gesichert.

Stolz auf die „Wutbürger“ gegen Stuttgart 21

Selbst ist Michi VfB-Fan. Wir sprechen ihn auf Kevin Großkreutz an. „Ich war nie ein Fan von seiner Spielweise“, sagt Beck. Respekt zollt er ihm für dessen Verhalten bei der VfB-Pressekonferenz, bei der er unter Tränen seine Fehler in jener berühmt gewordenen Nacht im Städtle eingeräumt hat. „Wenn man sich schon mit Minderjährigen im Rotlichtviertel rumtreibt“, sagt der Rapper augenzwinkernd, „sollte man sich nicht erwischen lassen.“

Unser Gespräch dreht sich um Heimatgefühle. Thomas D. ist stolz auf die „Wutbürger“ im Kampf gegen Stuttgart 21. Das Schwäbische liebt er auch in der Eifel, wie er versichert. Doch bei der Anfrage des Fanclubs von Äffle und Pferdle, ob er die Petition für eine Fußgängerampel mit den Zeichentrickstars unterschreiben wolle, hat er sich an den Kopf gelangt. „Sag mal, habt ihr keine anderen Probleme in Stuttgart?“, fragt er. Da spricht Thomas D. lieber über den Diesel-Skandal – über vorgespielte Tatsachen ohne Orgasmus.