Markus Kauczinski, Christian Streich, Frank Schmidt und Alois Schwartz haben mit ihren Teams den Saisonstart der zweiten Liga an diesem Wochenende im Visier.

Stuttgart - Am Wochenende beginnt die neue Saison in der zweiten Liga – mit vier Vertretern aus Baden-Württemberg: dem Karlsruher SC, dem SC Freiburg, dem 1. FC Heidenheim und dem SV Sandhausen. Geprägt werden die Clubs allesamt von ihrem Trainer. Aber die Voraussetzungen sind total unterschiedlich.

 

Karlsruher SC

Wenn Manuel Gräfe genauer hingeschaut hätte, würde der KSC jetzt vermutlich nicht an diesem Samstag bei Greuther Fürth in die Zweitligasaison starten, sondern drei Wochen später eventuell gegen Bayern in die dann beginnende Bundesligarunde. Denn der Schiedsrichter verhängte am 1. Juni in der Nachspielzeit der entscheidenden Relegationspartie einen unberechtigten Freistoß gegen die Mannschaft, den der Hamburger Marcelo Diaz zum 1:1 nutzte. In der Verlängerung verlor der KSC mit 1:2 – aus der Traum. Weiter Greuther Fürth statt Bayern also.

Es habe lange gedauert, bis der Club diesen Schock überwunden habe, sagt der Trainer Markus Kauczinski, „aber wir müssen jetzt versuchen, aus diesem Negativerlebnis das Beste zu machen.“ Seine Vorgabe wäre natürlich erfüllt, wenn dieses Jahr der Aufstieg gelingt, dem die ganze Stadt entgegenfiebert. So strömten zur Saisoneröffnungsparty mehr als 20 000 Fans.

Auch die Testspiele mit dem 3:1-Erfolg bei der Generalprobe gegen Malaga machen Kauczinski wieder Mut – wie die Tatsache, dass in Reinhold Yabo (zu RB Salzburg) nur eine Stammkraft den Verein verlassen hat. Prominentester Neuzugang ist Erwin Hoffer (von Fortuna Düsseldorf), den alle „Jimmy“ nennen und der mit Rouven Hennings den Sturm bilden soll – nachdem der KSC schon im vergangenen Jahr in der zweiten Liga die meisten Tore aus dem Spiel heraus erzielt hat. „Wir haben uns Respekt erarbeitet“, sagt Kauczinski.

Allerdings lassen die Finanzen weiter nur einen Etat zu, der im Mittelfeld der zweiten Liga angesiedelt ist. Deshalb setzt der KSC seine Hoffnungen in das neue Wildparkstadion, das nach langem Ringen 2017 gebaut wird und deutlich bessere Vermarktungsmöglichkeiten bietet. Bis dahin gilt der Ist-Zustand, den Kauczinski so beschreibt: „Wenn wir mit unseren Möglichkeiten mal nur Achter werden, muss man damit leben können. Aber wir werden alles dafür tun, dass es nicht so kommt.“

SC Freiburg

Wie beim KSC endete die abgelaufene Runde auch beim Sportclub mit Frust. Nach einer Niederlage am letzten Spieltag in Hannover stieg die Mannschaft nach sechs Jahren aus der Bundesliga ab. Dadurch gerät die Fußballwelt im Breisgau aber nicht aus den Fugen, denn auf entscheidenden Positionen im Club herrscht Kontinuität. Christian Streich würde den SC wohl auch noch in der Landesliga trainieren – so verwachsen ist er mit Land und Leuten dort.

Nach der Partie in Hannover hatte er Tränen in den Augen, aber inzwischen blickt Streich nach vorne. Zwar konnten einige Leistungsträger wie Jonathan Schmid (Hoffenheim), Felix Klaus, Oliver Sorg (beide Hannover), Roman Bürki (Dortmund), Vladimir Darida (Hertha BSC) und Admir Mehmedi (Leverkusen) nicht gehalten werden, aber dafür ist der Torjäger Nils Petersen geblieben. Zudem wurde der Kader mit Talenten wie Vinczenzo Grifo, Tim Kleindienst und Lukas Kübler aufgefrischt.

So soll die Rückkehr in die Bundesliga gelingen – ein Ziel, das jedoch auch andere haben. „Braunschweig, Karlsruhe, Leipzig, Kaiserslautern, Nürnberg. . . soll ich alle aufzählen, die hoch wollen?“, fragt Streich. Wenn er die Liste verlängern müsste, würde als Nächster wohl Freiburg folgen, das zum Auftakt am Montag den 1. FC Nürnberg empfängt. „Wir wollen im vorderen Drittel sein – aber wir gehören sicher zu denen, die ganz große Ambitionen haben“, sagt Streich.

Neben diesen hohen Erwartungen an sich selbst und dem K.o. beim Saisonfinale haben der KSC und der SC sogar noch etwas gemeinsam – auch in Freiburg wird ein neues Stadion gebaut, das günstigere wirtschaftliche Perspektiven eröffnen soll. Das Fassungsvermögen wird dann 35 000 Zuschauer (bisher 24 000) betragen. Startschuss ist 2018, mit der Fertigstellung wird zur Spielzeit 2019/20. gerechnet.

1. FC Heidenheim

Bedauern wird man an der Brenz, dass die Ostalbderbys gegen Aalen wegfallen, das den Weg in die dritte Liga antreten musste. Diese Spiele haben die Fans in der Region elektrisiert. Nun hofft der Heidenheimer Anhang, dass ihrem Verein das Schicksal der Aalener erspart bleibt – eine Gefahr, die Experten aber sowieso kaum sehen. Nachdem der letztjährige Aufsteiger auf Anhieb Rang acht erreichte, halten einige Fachleute die Mannschaft jetzt für einen Geheimfavoriten – aber nicht Frank Schmidt. „Unser Anspruch ist es nicht, dieses Abschneiden zu toppen, sondern drei Konkurrenten hinter uns zu lassen“, sagt der Trainer. Das ist die Gelassenheit und Bescheidenheit, die den Club auszeichnen. Hinzu kommt Ruhe. Schmidt weiß, dass er auch mal ein paar Spiele verlieren darf, ohne in Frage gestellt zu werden.

Er ist Mister Heidenheim. So trägt der Kader seine Handschrift. Zwar mussten Philip Heise (VfB Stuttgart) und Florian Niederlechner (Mainz) abgegeben werden, doch dafür wurden Daniel Frahn (RB Leipzig), Norman Theuerkauf (Braunschweig) und Arne Feick (Aalen) verpflichtet, der beim 2:1-Testspielsieg gegen Eintracht Frankfurt beide Treffer markierte. Ein Gewinner der Vorbereitung ist zudem Tim Skarke aus der eigenen Jugend.

Zehn Spieler sind gegangen und zehn gekommen. Sie sollen unter Führung des Kapitäns Marc Schnatterer eine schlagkräftige Einheit bilden, die Geschlossenheit, Fitness und Kampfgeist in die Waagschale wirft. „Wir befinden uns in einer Liga mit fast lauter Traditionsvereinen – und wir sind nach wie vor ein kleiner Club“, sagt Schmidt vor der Partie am Sonntag gegen 1860 München.

SV Sandhausen

„Wenn es um Sandhausen geht, fragen immer noch viele Leute, wo das geografisch eigentlich genau liegt“, sagt der Trainer Alois Schwartz. Antwort: Sandhausen liegt zwischen dem Walldorfer Kreuz und Heidelberg. Seine nur 14 338 Einwohner sind der Grund dafür, dass der SV gern als Dorfclub bezeichnet wird. Aber er spielt schon die vierte Saison in der zweiten Liga, in der er jetzt aber wegen Lizenzverstößen mit der Hypothek eines Dreipunkteabzugs geht.

Egal, Bange machen gilt nicht für Schwartz, der vor allem auf seinen Neuzugang Jakub Kosecki zählt, einen viermaligen polnischen Nationalstürmer von Legia Warschau. Er soll dafür sorgen, dass Sandhausen nicht wie in den vergangenen beiden Jahren am wenigsten Tore in der zweiten Liga schießt. Dennoch reichte es da jeweils für den zwölften Platz.

Gegen die Wiederholung dieses Resultats hätte Schwartz nichts. „Wir sind noch nicht am Ende unseres Wegs“, sagt er, da die Infrastruktur rund ums Stadion weiter verbessert worden ist. So gibt es inzwischen zwei Rasenplätze und einen Kunstrasenplatz. „Mir macht es Spaß, bei dieser Entwicklung dabei zu sein“, sagt Schwartz. Am Sonntag geht es nach Braunschweig. „Die Herausforderung bei uns ist immer, das Erreichte wieder zu erreichen“, meint Schwartz, „aber ich sage auch – wir wissen, was wir können.“ Wenn die Spieler das umsetzen, werden die Leute vielleicht bald nicht mehr fragen, wo Sandhausen liegt.