Mehrere Stunden hat es gedauert, bis ein 6,3 Tonnen schwerer Mini-Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg in Sonnenberg aus der Erde befreit wurde. THW und Feuerwehr mussten dabei extrem vorsichtig vorgehen.

Stuttgart - Mit der Bergung und Versetzung eines sogenannten Stuttgarter Bunkers hat der Verein Schutzbauten Stuttgart ein Stück Vergangenheit in die Zukunft gerettet. Die Mitglieder des Vereins haben, unterstützt durch die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk (THW), das erst im März dieses Jahres entdeckte Bauwerk aus dem Jahr 1944 von Sonnenberg nach Feuerbach gebracht. Dort wird der Kleinbunker, in dem bei Luftangriffen bis zu acht Personen Schutz gefunden haben, künftig in direkter Nachbarschaft zum Tiefbunker Feuerbach beim Bahnhof der Öffentlichkeit gezeigt.

 

Das 6,3-Tonnen-Stück zieht von Sonnenberg nach Feuerbach

Knapp vier Stunden hat es gedauert, bis das 6,3 Tonnen schwere Betonbauwerk erst in Sonnenberg aus dem Erdreich befreit und dann in Feuerbach neu aufgestellt gewesen ist. Probleme bei der Versetzung des Bunkers hat es laut Rolf Zielfleisch, dem Vorsitzenden des Schutzbauten-Vereins, keine gegeben, auch wenn das THW und die Feuerwehr sowie der Bauunternehmer Adolf Eberhard bei der Aktion vor einigen Herausforderungen gestanden seien.

„Man muss bei jedem Löffel Erdreich, den man aushebt, besonders aufpassen, dass man nicht auf Blindgänger trifft“, sagt der Bauunternehmer. Er hatte bereits am Freitag mit den Arbeiten begonnen. Erst hat er das Erdreich vor dem an der Güntherstraße gelegenen Bunker abgegraben, dann den Rest des Bauwerks frei gelegt. „Dabei musste ich auf die dort verlegten Strom- und Postkabel aufpassen“, so der Bauunternehmer. Diese waren einfach entsprechend der Rundform des Bunkers an dessen Wänden vorbeigeführt worden.

220 Bunker diesen Typs sind gebaut worden

Horst Löffler, der den Zweiten Weltkrieg als Kind im Stuttgarter Westen erlebt hat und mehrfach bei Luftangriffen Schutz in Bunkern suchen musste, hat die Ausgrabung des tonnenschweren Betonkolosses mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. „Ich hatte schon mehrfach von diesem Bunkertyp gehört, den es nur in der Region Stuttgart gegeben hat, gesehen habe ich einen solchen aber noch nie“, sagte er und kann zumindest im Ansatz nachvollziehen, wie es sich angefühlt haben muss, mit acht Personen in dem kleinen Rundbau verharrt zu haben. „Das war sicher kein Vergnügen.“

An 450 Standorten, so weiß Zielfleisch, hätten im Jahr 1944 Bunker dieses vom Tiefbauamt selbst entwickelten Typs aufgestellt werden sollen. 220 seien gebaut worden. Da viele aber bis heute unentdeckt geblieben seien, andere sich auf Privatgrund befänden, habe der Verein bisher keine Möglichkeit gehabt, einen Bunker zu sichern. In Echterdingen kann man seit dem Frühjahr 2011 einen Bunker gleichen Typs am Stadtmuseum besichtigen.

Feuerwehr und THW unterstützen die Aktion

„Durch den Hinweis eines Bewohners sind wir erst im März auf diesen Bunker aufmerksam geworden“, sagte Rolf Zielfleisch. Er ist dankbar, dass die Ausgrabung und Versetzung durch das THW und die Feuerwehr in Form einer Übung unterstützt worden sei. Anders hätte der Verein die Bunkerbergung kaum finanzieren können. Die Feuerwehr hat den gut erhaltenen Betonbau in Form eines kurzen Zylinders mit in der Mitte unten zulaufender Spitze mit ihrem Kranwagen in Sonnenberg aus dem Erdreich gehoben und in Feuerbach positioniert. Das THW hat mit seinem Tieflader den Transport gemeistert. Wegen der ungewöhnlichen Form sei es dabei nicht ganz einfach gewesen, den Bunker zu sichern. „Genau, um Herausforderungen dieser Art zu bewältigen, sind solche Übungen gut“, so der Gruppenführer Falk Weber.

Siegfried Schlegel, der als Mitarbeiter des Zivilschutzamtes den Feuerbacher Tiefbunker jahrelang beruflich betreut hat, findet es gut, dass dieser nun einen weiteren kleinen Bruder zur Erinnerung an die schreckliche Kriegszeit hat: „Es ist wirklich nur schwer vorstellbar, dass darin bis zu acht Personen Schutz gefunden haben.“