Wo gegenwärtig noch Autos parken, soll bald Göppingens zweiter Verwaltungssitz entstehen. Für 24 Millionen Euro will OB Till ein Rathaus mit markanter Architektur bauen.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Die Stadt Göppingen soll am Bahnhof ein neues zentrales Verwaltungsgebäude erhalten. Nach der Ankündigung des Projekts vor wenigen Wochen bei der Einweihung des sanierten Sparkassenhochhauses macht der Oberbürgermeister Guido Till jetzt Ernst. In drei Gemeinderatsvorlagen, die den Stadträten jetzt zugeleitet wurden und die am kommenden Donnerstag erstmals öffentlich beraten werden, hat er die ersten Schritte für das auf 24,1 Millionen Euro taxierte Projekt zusammenfassen lassen.

 

„Der Bahnhof ist der beste Standort“

„Wir wollen moderne Arbeitsplätze anbieten, die barrierefrei erreichbar sind und heutigen ökologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen entsprechen“, sagte Till. Der beste Standort für so ein „Rathaus II“, wie der Arbeitstitel für das neue Gebäude lautet, sei der Bereich der ehemaligen Güterhalle am Bahnhof. Das Gelände hat die Stadt vor Kurzem von der Bahn-Tochter Aurelis erworben. Dort könne nun „ein Zeichen für die Entwicklung der Stadt“ gesetzt werden, ergänzte Helmut Renftle. Der ehemalige Fachbereichsleiter Tiefbau amtiert seit Monatsbeginn als Baubürgermeister und wünscht sich ein „markantes Gebäude“. Till ging noch weiter: „Die Leute, die im Zug daran vorbeifahren, sollen sagen: Das ist eine geile Kiste.“ In der Höhe solle sich das Gebäude aber nicht am Sparkassenhochhaus, sondern am gegenüber liegenden Allianz-Bau orientieren. Dieses Gebäude zählt neun Stockwerke.

Das Bahnhofsviertel gilt als Sanierungsfall und ist auch offiziell als Sanierungsgebiet ausgewiesen. Deshalb könne man mit einer Landesförderung von bis zu 4,3 Millionen Euro für das Projekt rechnen, sagte der Kämmerer Rudolf Hollnaicher. Allerdings müsste dafür der Sanierungstopf weiter gefüllt worden. Bisher sind lediglich 700 000 Euro für Maßnahmen in dem gesamten Viertel bewilligt. Weitere Mittel sollten nun per Aufstockungsantrag nach Göppingen geleitet werden, kündigte die Stadtplanerin Susanne Mehlis an.

Das Ende der Zersplitterung

Der neue Verwaltungsbau soll nicht nur das in der früheren Gewerbeschule untergebrachte Technische Rathaus ersetzen, sondern auch das Ordnungsamt, die Ausländerbehörde und zwei weitere städtische Dienststellen aufnehmen, die bislang über die Stadt verteilt sind. Mehr als 200 städtische Verwaltungskräfte würden damit künftig am Bahnhof arbeiten. Das sind doppelt so viele wie im klassizistischen Rathaus I am Marktplatz.

In den vergangenen Monaten habe eine rathausinterne Arbeitsgruppe intensiv alle Möglichkeiten geprüft. Dabei sei auch eine Generalsanierung der Bestandsgebäude geprüft worden. Sie wäre nach den Schätzungen zwar nur auf 23,7 Millionen Euro und damit etwas günstiger gekommen, an den strukturellen Nachteilen einer zersplitterten Verwaltung hätte dies aber nichts geändert. „Die interdisziplinäre Arbeit nimmt immer weiter zu“, sagte Renftle. So müsse er häufig vom Technischen Rathaus zum Rechtsamt. „Das kostet mich pro Weg zehn Minuten.“

Baubeginn spätestens 2016

In Zukunft hat er dann all dies unter einem Dach. Dabei ist Renftle, der aus Altersgründen nur fünf Jahre amtiert, durchaus optimistisch, dass er noch selbst den Neubau wird beziehen können. Der Baubeginn ist für Anfang 2016 geplant, zwei Jahre später soll das Gebäude fertig sein.