Mercedes schafft das Renditeziel, legt in China zu und lässt sich auch durch das „Dieselgate“ nicht bremsen. Im Jahresverlauf kommen noch etliche neue Modelle, die für anhaltenden Schwung sorgen sollen.

Stuttgart - Der Daimler-Konzern hat in seiner Personenwagensparte die angestrebte Rendite wieder übertroffen und in fast allen Bereichen Zuwächse verbucht. Dies geht aus dem Zwischenbericht für die Monate Juli bis September hervor. „Unsere Strategie greift“, sagte Finanzvorstand Bodo Uebber bei einer Telefonkonferenz, „wir wachsen nachhaltig profitabel.“ Auch im Vergleich zur Konkurrenz konnten die Stuttgarter punkten. „Wir sind die weltweit am schnellsten wachsende Premiummarke“, freute sich Uebber.

 

Das Händlernetz wird weltweit umgebaut

Der Konzern verbuchte im dritten Quartal zwar mit 3,7 Milliarden Euro einen um zwei Prozent geringeren Gewinn vor Zinsen und Steuern als vor einem Jahr. Aber der Grund dafür ist ein Sondereffekt: Im dritten Quartal 2014 hatte ein Gewinn in Höhe von einer Milliarde Euro aus dem Verkauf der Beteiligung an Rolls-Royce Power Systems das Ergebnis aufpoliert. Ein Sondereffekt des laufenden Jahres ist der Umbau des deutschen Händlernetzes, der nach den Worten von Uebber insgesamt 400 Millionen Euro in den Jahren 2015 und 2016 kosten wird; bisher war von 500 Millionen Euro die Rede. Daimler trennt sich von vielen bisher konzerneigenen Niederlassungen. Der Umbau beschränkt sich nach Uebbers Angaben aber nicht auf Deutschland, sondern findet auch im Ausland statt. Zahlreiche Händler seien verkauft worden, sagte der Finanzchef – offenbar zu guten Konditionen. In der Summe hat der Umbau des Händlernetzes im dritten Quartal zu keiner Belastung geführt, sondern sogar zu einem Sondergewinn von 21 Millionen Euro. Daimler berechnet für den Konzern auch einen Gewinn vor Zinsen und Steuern aus dem laufenden Geschäft, womit derartige Effekte eliminiert werden. Dieser bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern ist auf 3,7(Vorjahr: 2,8) Milliarden Euro gestiegen. Nach Abzug aller Aufwendungen verblieb im dritten Quartal ein Nettogewinn von 2,4 (2,8) Milliarden Euro.

Zuletzt hat sich der chinesische Markt stabilisiert

Maßgeblich für den Konzern ist stets die Entwicklung der Personenwagensparte Mercedes-Benz Cars, in der die Marken Mercedes-Benz und Smart zusammengefasst sind. Der Absatz stieg gegenüber dem dritten Quartal 2014 um 18 Prozent. Als besonders erfolgreich hob Uebber die C-Klasse und das Segment Geländewagen hervor. Mit etwa 508 000 verkauften Autos war dieses Vierteljahr das bisher absatzstärkste Quartal. Mercedes-Benz Cars legte auf vielen Märkten zweistellig zu, auch in China – plus 39 Prozent –, wo viele Wettbewerber aufgrund des eingetrübten Konjunkturklimas in dem Land Schwierigkeiten haben. Im bisherigen Jahresverlauf wurden schon 284 000 Fahrzeuge abgesetzt, genausoviele wie in zwölf Monaten des vorangegangenen Jahres. Nach den bisherigen Plänen sollen im Gesamtjahr 300 000 Autos verkauft werden. „Da werden wir deutlich drüber kommen“, sagte Uebber, nach dessen Einschätzung sich der Gesamtmarkt in China im September stabilisiert hat.

Im dritten Quartal hat Mercedes-Benz Cars wieder eine Umsatzrendite oberhalb der selbst gesetzten Mindestmarke von zehn Prozent erreicht: 10,5 (Vorjahr: 8,5) Prozent. Auch nach neun Monaten liegt dieser an den Finanzmärkten stark beachtete Wert mit 10,1 Prozent oberhalb der Mindestmarke. Schon im ersten Halbjahr sind die Stuttgarter zum ersten Mal nach längerer Zeit an den Konkurrenten Audi (9,8 Prozent) und BMW (8,9 Prozent) vorbeigezogen.

Auch die Lastwagensparte erreicht das Renditeziel

Zur VW-Affäre um manipulierte Abgaswerte sagte Uebber, dass es so etwas bei Daimler nicht gegeben habe: „Bei uns wird nicht manipuliert“, versicherte er. Unmittelbare Auswirkungen auf Daimler hat die Affäre nach seinen Aussagen bisher nicht, aber: „Wir sehen die Verunsicherung am Markt.“ Und: „Alle sind hochnervös.“ Daimler setzt nach Uebbers Worten weiter auf die Diesel-Technologie. Die Kosten für neue Testverfahren, die sich stärker an den Verhältnissen auf der Straße als auf dem Prüfstand orientieren, seien bereits in den Entwicklungsbudgets enthalten. Auch intern schaut der Konzern jetzt genauer hin und prüft durchweg nach Maßgabe des Vier-Augen-Prinzips, so dass sich jedes Ergebnis gleich kontrollieren lässt.

Die Lastwagensparte übertraf mit 8,2 Prozent ebenfalls ihre Zielrendite von acht Prozent; Umsatz und Gewinn legten zu. Mit Sorge sieht Uebber die Entwicklung in Lateinamerika, insbesondere Brasilien. Hier stellt sich der Finanzchef mittlerweile auf einen Marktrückgang um 50 Prozent ein; zu Jahresbeginn waren es „nur“ 30 Prozent. . Uebber: „Gegenwärtig sehen wir nicht, wie es wieder aufwärts gehen soll.“