Die Stuttgarter Kickers haben aus der englischen Woche nur einen von neun möglichen Punkten geholt – zu wenig für ihre Ansprüche in der dritten Liga.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Die englische Woche ist den Stuttgarter Kickers spanisch vorgekommen. Nur einer von neun möglichen Punkten, das ist zu wenig; neun Gegentore in drei Spielen – das ist zu viel für die Ansprüche des Fußball-Drittligisten. Wobei zuletzt eben vor allem die Defensive in die Kritik geriet. Dabei dachten die Verantwortlichen zunächst, dass auf die Abwehr Verlass ist (und eher der Sturm das Problem), nachdem die Kickers zwischendurch dreimal zu null gespielt hatten: gegen Aalen, Cottbus und Magdeburg.

 

Doch vielleicht waren das auch allesamt Gegner, die ihr Heil gar nicht im Angriff suchten und die Kickers-Hintermannschaft somit nur selten in Verlegenheit bringen konnten. „Wir machen in einem Bereich Fortschritte, und in einem anderen wieder einen Rückschritt“, sagt der Sportdirektor Michael Zeyer, der Kritik an der Kaderplanung zurückweist: „Ich bin sehr zufrieden mit unserer Verteidigung und den Leuten, die wir haben. Das ist ein Lernprozess.“ Dagegen sagt Trainer Horst Steffen: „Wir hätten in der Defensive noch etwas gemacht, aber der Markt hat nichts hergegeben“ – nachdem Tobias Pachonik erst verpflichtet werden konnte, als der Transfer von Besar Halimi über die Bühne war.

Missverständnisse in der Abwehr

Manuel Bihr hat seine Sache – mit Abstrichen – bisher ordentlich gemacht, dafür unterliefen zuletzt ausgerechnet dem Abwehrchef Marc Stein Patzer, wie am Samstag beim 1:1-Ausgleich in Münster. „Ein Missverständnis“, sagt der Trainer – und zwar mit dem Torwart Rouven Sattelmaier. Wie schon beim ersten Tor gegen Dresden. Und beim zweiten Treffer in Wehen traf Sattelmaier zumindest eine Teilschuld. Die Spielweise der Mannschaft erfordert eben zwingend einen Schlussmann, der weit vor seinem Tor steht, um so im Zweifel früh ins Abwehrspiel eingreifen zu können. Das hatte der junge Carl Klaus besser drauf, allerdings mit dem Risiko, auch mal eine Rote Karte zu kassieren.

Jetzt ist guter Rat teuer. Eine Torwartdiskussion entfachen will wahrscheinlich keiner, nachdem Sattelmaier seine Sache zuvor gut gemacht und auch in Wehen einen weiteren Gegentreffer vermieden hat. In der Innenverteidigung steht noch Hendrik Starostzik parat, dem Steffen wohlweislich einen Wechsel zu Holstein Kiel untersagt hatte, weil zu diesem späten Zeitpunkt der Transferperiode „kein Ersatz mehr möglich gewesen wäre“, wie er betont. Auf den Außenverteidigerpositionen hat der hoch gelobte Neuzugang Pachonik in seinem einzigen Startelfeinsatz nicht unterstreichen können, dass er besser als Fabio Leutenecker ist, und Sandro Abruscia ist über die Rolle des Ergänzungsspielers bisher nicht hinausgekommen.

Folgt ein goldener Oktober?

Im Gegensatz zu der üppig besetzten Offensivabteilung klafft hinten schon eine gewisse Lücke. Da rächt es sich vielleicht, dass man Nick Fennell hat ziehen lassen, auch wenn der sicher nicht seine beste Saison hatte, beim Ligakonkurrenten Würzburg nun aber eine feste Größe ist und auch in der bei den Kickers verlangten Spieleröffnung Vorzüge hat. Ende Oktober kommt es im Gazi-Stadion zum Wiedersehen, zuvor stehen noch die Derbys gegen die SGS Großaspach und den VfB Stuttgart II sowie der WFV-Pokal an. Wie sagt Steffen: „Ich traue uns durchaus zu, dass wir vier Spiele hintereinander gewinnen.“ Das wäre dann wohl ein goldener Oktober.