Der Schläger im Fall „Benni“ wurde vor Gericht zu einer Gefängnisstrafe ohne Bewährung verurteilt. Er hatte im vergangenen Sommer einen Ex-Polizisten in Degerloch übel zugerichtet – ohne Grund.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Degerloch - Josef Hinderhofer lächelt erleichtert, nachdem er das Urteil gehört hat. Der pensionierte Polizist war im vergangenen Sommer vom Angeklagten übel zugerichtet worden, weil er seinen Hund Benni vor einem anderen Vierbeiner beschützen wollte. Der Täter ist am Mittwoch vor dem Amtsgericht Stuttgart zu einer Haftstrafe von einem Jahr und fünf Monaten verurteilt worden. Aufgrund von dessen Vorstrafenregister sei an eine Bewährungsstrafe nach den Worten der Richterin nicht zu denken gewesen.

 

Offenbar bekommt dem 30-jährigen Erwerbslosen ohne festen Wohnsitz der Alkohol nicht gut. Am 22. August hat er den den 66-jährigen Hinderhofer um 19.45 Uhr auf der Epplestraße so heftig von hinten gestoßen, dass das Opfer gegen eine Schaufensterscheibe knallte und dabei eine komplizierte Trümmerfraktur an der rechten Schulter und eine Fleischwunde am linken Arm erlitt.

Der Grund für den Angriff war eine tierische Auseinandersetzung: Ein Hund aus dem Umfeld des Angeklagten hat Hinderhofers Dackel-Pekinesen-Mischling Benni angegriffen und sich in dem Tier festgebissen. Hinderhofer hat daraufhin versucht, seinen Schützling mit Schlägen zu befreien. In der Folge wurde er selbst Opfer eines Angriffs. Der Angeklagte war zur Tatzeit betrunken. Drei Monate zuvor war er zu einer einjährigen Haftstrafe auf Bewährung wegen gefährlicher Körperverletzung – ebenfalls unter Alkoholeinfluss – verurteilt worden. Die Auflage, sich einer Suchttherapie zu unterziehen, hatte nicht viel gebracht.

Er nahm die Entschuldigung an

Der Eindruck des Angeklagten im Gerichtssaal und das Bild der Zeugenaussagen von ihm unterscheiden sich deutlich. Er hat sich bei Josef Hinderhofer vor einigen Wochen in einem Brief schriftlich entschuldigt. Während der Verhandlung tat er dies noch einmal persönlich. Hinderhofer nahm die Entschuldigung „sehr wohlwollend“ zur Kenntnis. Am Tatort hat sich das Verhalten des Angeklagten allerdings ganz anders dargestellt. „Der Mann und die anderen in der Gruppe haben das Opfer und und Zeugen bedroht“, sagte eine Passantin, die am Ort des Geschehens war.

Das bestätigt auch ein 27-Jähriger, der mit seinem Bruder auf dem Weg zur Arbeit Richtung Degerlocher Jugendhaus war, als es in der Epplestraße krachte. „Nachdem der Angeklagte den alten Mann umgestoßen hatte, konnten wir die Hunde trennen.“ Die Worte kamen aus dem Mund eines Übersetzers, weil der Zeuge nur kroatisch spricht. Danach habe der Angeklagte ihm und seinem Bruder Schläge angedroht.

Versuche der Verteidigung, eine Bewährungsstrafe für ihren Mandanten herauszuholen, überzeugten die Richterin nicht. „Der Angeklagte hat in keiner Weise deeskalierend gewirkt“, sagte die Vorsitzende in ihrer Urteilsbegründung. Statt zu helfen, die Hunde zu trennen, habe er aggressiv gehandelt, das Opfer gestoßen und dessen Verletzungen in Kauf genommen. Auch die Sozialprognose sei nicht gut. Der Angeklagte lebe in keinen geregelten Verhältnissen. Und auch sein Umfeld helfe ihm wohl kaum dabei, seinen übermäßigen Alkoholkonsum in den Griff zu kriegen.

Das Opfer zeigt sich erleichtert

Alle Zeugen aus der Gruppe des Angeklagten gaben bei ihrer Vernehmung an, an besagtem Abend alkoholisiert gewesen zu sein – manche so stark, dass sie aussagten, sich an überhaupt nichts mehr erinnern zu können. Bei einem der Männer im Gerichtssaal aus dem Umfeld des Angeklagten schaute eine Bierdose aus einer Tasche seiner mit Antifa-Symbolen bestickten Lederjacke hervor.

Auch wenn für Hinderhofer jetzt noch zivilrechtliche Verhandlungen um Schmerzensgeldforderungen anstehen, zeigt er sich nach der Gerichtsverhandlung sehr erleichtert. „Ich glaube dem Angeklagten, dass er mich nicht ernsthaft verletzen wollte. Aber wer so heftig schubst, muss das in Kauf nehmen“, sagte der ehemalige Hauptkommissar.

Gesundheitlich geht es bei Hinderhofer bergauf. Und das gilt nicht nur für ihn, sondern auch für den Hund Benni. Hinderhofer will sich gar nicht vorstellen, was hätte passieren können, wäre der Kroate nicht zur Stelle gewesen, um sein Hündchen aus dem Griff des tierischen Angreifers zu befreien.

In unserem Video sprach Hinderhofer damals über die Attacke.