Fünf Monate haben Thorsten Neumann und Elmar Mellert die ehemalige Commerzbank-Filiale mit Kunst, Musik und Filmen bespielt. Mit einer letzten Vernissage und letzten Vorträgen geht es nun zu Ende.

Stuttgart - Die Palermo Galerie befindet sich mitten in der Stadt und doch an einem versteckten Ort. Thorsten Neumann und Elmar Mellert haben im Juni dieses Jahres die ehemalige Commerzbank-Filiale nahe der Stiftskirche in Stuttgart-Mitte übernommen. Seitdem bespielen sie die ehemalige Schalterhalle mit zeitgenössischer Kunst, Musik, Vorträgen und Filmabenden.

 

Das Schaufenster zur temporären Galerie ist zwar groß, geht jedoch raus auf die Mauer der Kirche und befindet sich in dem kleinen Gässchen Am Fruchtkasten 3. Das war in den vergangenen Monaten aber kein Problem. Vor allem bei den Eröffnungen war der kleine Platz vor der Galerie stark frequentiert, Kunst wurde betrachtet, Getränke ausgeschenkt und zu den Beats der DJs, die draußen auflegen durften, getanzt. Aber immer im Rahmen, immer mit Rücksicht auf die Nachbarschaft zur Stiftskirche. „Das war ein schöner Sommer vor toller Kulisse“, sagt Thorsten Neumann im Rückblick. Die beiden Galeristen haben sich eine Art Nicht-Ort erschlossen, wie Elmar Mellert es nennt, den viele gar nicht kennen und an dem man sich wunderbar vor der Stadt verstecken kann – mittendrin.

Die Palermo Galerie hat ihren Ursprung in der Killesberghöhe

Die Palermo Galerie ist mit der Nutzung dieser Räume schon in ihre zweite Runde gegangen. Zuvor hat Thorsten Neuman, unter anderem gemeinsam mit Künstler Erik Sturm, die Palermo Galerie an der Killesberghöhe eröffnet. Damals nutzten sie dafür ein noch leer stehendes Ladengeschäft im Neubau.

Elmar Mellert hat während der Zeit in Stuttgart-Mitte den kleinen Raum mit überwiegend studentischen Positionen bespielt, Thorsten Neumann den großen mit etablierten internationalen Künstlern. Es waren zwei unabhängige Ausstellungsformate, die nebeneinander gut funktioniert haben. Im kleinen Raum startet am Freitag eine Ausstellung von David Späth, im großen Raum sind noch bis Ende Oktober die Arbeiten des Künstlers Willehad Eilers zu sehen. Der Künstler aus Amsterdam ist unter anderem durch sein Video für den Orsons-Song „Schwung in die Kiste“ bekannt. In seiner Schau geht es um ziemlich viel, um Selbstoptimierungswahn, um Freizeitstress, Sexismus und Medienkritik. Vieles ist plakativ, manches erschließt sich erst, wenn man genauer hinschaut. Seine Kunst kann genauso oberflächlich wie auf einer zweiten, tieferen Ebene betrachtet werden. Und: Es wird voraussichtlich die letzte Ausstellung sein, die in der Palermo Galerie an diesem Ort zu sehen sein wird.

Unterstützung der Stuttgarter Kunstszene

Von Anfang an war die Galerie ein Zwischennutzungsprojekt für die beiden Galeristen, ein nichtkommerzielles Projekt unter der Trägerschaft des Dialekt Kunstvereins. Elmar Mellert hat das Pensum während seines Studiums an der Kunstakademie gestemmt, Thorsten Neumann hingegen ist durch Projekte in der Vergangenheit an solche Umstände gewöhnt. Ende Oktober soll nun Schluss sein. Das denkmalgeschützte Gebäude wird renoviert, auf den neusten Stand der Technik gebracht und anderweitig vermietet. „Es war toll, die Möglichkeit gehabt zu haben, hier zu wirken“, sagt Thorsten Neumann im Rückblick. Durch seine Erfahrungen mit Räumen wie dem Selfservice oder dem Projektraum Cobra, hat er inzwischen einen guten Draht zum Zwischennutzungsmanagement der Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart, deren Kooperation er zu schätzen gelernt habe. Wenn es um das Finden von neuen Räumen geht aber auch um Unterstützung bei Behördengängen.

Wichtig für die Zeit der Palermo Galerie war außerdem die Förderung durch das Kulturamt, sowie der Baden Württemberg Stiftung.  Groß sei auch die Unterstützung der Stuttgarter Kunst- und Kulturszene gewesen. Der auch räumlich nicht weit entfernte Württembergischen Kunstverein etwa hat Vitrinen bereitgestellt, das Löwentormuseum Stühle – ganz zu schweigen vom Zuspruch. Unterstützung haben die beiden außerdem von Niclas Ciziroglou erhalten, der sich um Organisatorisches gekümmert hat und von anderen Personen aus Stuttgart, die bei der beliebten Reihe "Feldarbeit" mitgewirkt haben. In dieser Reihe haben etwa Walter Ercolino oder Gerd Dieterich vom Kulturamt ihre fünf liebsten Medien, wie Filme oder Bücher, etc. vorgestellt. "Wir haben in den fünf Monaten der Nutzung alle Register gezogen, die man ziehen kann“, sagt Thorsten Neumann.

Nun freuen sich die beiden auf die letzten paar Tage in der Palermo Galerie. Aber auch auf eine kleine Verschnaufpause im Anschluss. Alle drei Wochen eine neue Ausstellung zu konzipieren und eine Eröffnung zu stemmen, zehrt an den Kräften. Schluss mit Ideen für neue Projekte ist aber noch lange nicht.

Palermo Galerie Am Fruchtkasten 3, Donnerstag bis Freitag 17 bis 20 Uhr, Samstag 15 bis 18 Uhr, Infos im Internet hier oder hier.

Vernissage am Freitag, 23. Oktober, von 19 Uhr an, eröffnet die Ausstellung von David Späth

Feldarbeit die nächste findet am 28. Oktober, 20:30 Uhr, mit Kunstvermittlerin Sara Dahme statt.