Junge Erwachsene, die im Kindesalter an Krebs erkrankt sind, machen im Olgahospital Halt. „Man darf die Wirkung solcher Besuche nicht unterschätzen“, sagt Stefan Bielack, Ärztlicher Direktor an der onkologischen Station am Olgahospital.

Stuttgart - Bunt wie ein Regenbogen leuchten die Trikots der Radfahrer, die von Saarbrücken nach Freiburg fahren und ihr Ziel am Samstag erreichen wollen. Auch in Stuttgart haben sie jetzt einen Stopp eingelegt. Das wechselhafte Wetter hat die Besucher nicht sonderlich beeindruckt, geht es den jungen Erwachsenen doch nicht nur um den Spaß am Sport, sondern vor allem um eine Botschaft. Jeder der Teilnehmer, die aus ganz Deutschland kommen, war im Kindes- oder Jugendalter an Krebs erkrankt.

 

Am 23. August sind die Radler in Saarbrücken gestartet. Auf der 600 Kilometer langen Reise machen sie Halt an sechs kinderonkologischen Kliniken und zwei Reha-Zentren. Sie zeigen bei der nun schon zum 22. Mal stattfindenden Regenbogenfahrt der Deutschen Krebsstiftung in Bonn, dass auch nach einer Krebserkrankung sportliche Höchstleistungen möglich sind. Nicht zuletzt machen sie den Kindern und Jugendlichen durch ihren Besuch in den Kliniken Mut. Schirmherren der Fahrt sind die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), die rheinland-pfälzische Amtskollegin Malu Dreyer (SPD) sowie der baden-württembergische Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne).

Am Dienstagabend sind die Besucher mit einem Schwäbischen Abend im Olgahospital empfangen worden. Der Förderkreis krebskranke Kinder Stuttgart hat dazu auch betroffene Familien eingeladen, um einen Austausch zwischen Eltern und Radlern zu ermöglichen. Am Dienstagvormittag ging es schließlich auf die Station, um mit erkrankten Kindern zu sprechen, zu spielen und zu singen. Werner Wölfle, Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser, war ebenfalls vor Ort, um die Radfahrer zu begrüßen.

„Man darf die Wirkung solcher Besuche nicht unterschätzen“, sagte Stefan Bielack, Ärztlicher Direktor an der onkologischen Station am Olgahospital. „Eine Krebserkrankung ist lebensbedrohlich. Die Therapie ist langwierig und anstrengend. Lange Zeit sehen die Kinder nur ihr eigenes Leid und das der anderen Patienten. Da ist es schön, vor Augen geführt zu bekommen, dass es auch für sie wieder zurück ins Leben gehen kann.“ Auch den Familien, vor allem von neu erkrankten Kindern, machten Aktionen wie die Regenbogenfahrt Hoffnung.

Dankeschön an die Mitarbeiter in den Kliniken

Stefan Bielack hat es beim Empfang im Krankenhaus aber nicht belassen. Zusammen mit einer Gruppe aus Ärzten, Krankenschwestern und anderen Teilnehmern ist er den Besuchern bis nach Pforzheim entgegen geradelt und dann gemeinsam mit ihnen zurück nach Stuttgart gefahren. Die Regenbogenfahrt soll auch ein Dankeschön an die Krankenhäuser in der Republik sein und an die Mitarbeiter, die sich jeden Tag um die Kinder kümmern.

Vor einigen Jahren war auch Thomas Knöller aus Tübingen einer der jungen Patienten. Inzwischen hat er seine Krankheit überstanden und nimmt an der Regenbogenfahrt teil. Bevor es am Mittwochmorgen bei Nieselregen von Stuttgart aus weiter in Richtung Tübingen ging, sagte er: „Ich stehe hier, weil ich wieder Haare habe. Sie werden dünner, weil ich alt werde, und mein Bauch wird dicker – aber was soll’s, wenn das die einzigen Probleme sind, die ich habe.“