Die Angst vor einer Staatspleite Griechenlands nimmt von Tag zu Tag zu. Zyperns Staatschef Nikos Anastasiades sieht sein Land aber auch für diesen Fall gerüstet. Die zyprische Wirtschaft sei längst nicht mehr so stark mit der griechischen verknüpft wie früher, sagt der Staatschef im Interview.

Brüssel - Zyperns Staatspräsident Nikos Anastasiades sieht sein Land trotz hoher Arbeitslosigkeit auf einem guten Weg. Bei den nötigen Reformen hätten Regierung, Gewerkschaften und Sozialpartner eng zusammengearbeitet.

 
Herr Präsident, um Zypern ist es nach der Aufregung Anfang 2013 still geworden. Genießen Sie die Stille?
Wir stehen weiter im Fokus, aber diesmal glücklicherweise aus anderen Gründen: Unsere Wirtschaft erholt sich langsam, aber sicher wieder von dem Schock. Uns geht es besser, als alle erwartet haben. Für letztes Jahr wurde uns ein weiterer Konjunktureinbruch um 4,8 Prozent vorhergesagt – wir konnten ihn auf 2,3 Prozent begrenzen. Das Ende der Rezession naht.
Vor zwei Jahren war die Stimmung gegen Zypern aggressiv: Die Steueroase mit russischem Schwarzgeld, hieß es, müsse ihr Geschäftsmodell ändern. Tun Sie das?
Ja. Die Bankenaufsicht ist jetzt besser, die Abhängigkeit vom Finanzsektor kleiner.
Ihr Rettungsprogramm läuft noch bis Frühjahr 2016. Können Sie schon früher wieder auf eigenen Füßen stehen?
Die Ratingagenturen bewerten unsere Kreditwürdigkeit wieder besser, die Risikoaufschläge auf unsere Staatspapiere sind durch das Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank nochmals gesunken – weshalb wir uns an den Kapitalmärkten wieder Geld haben leihen können. Ich erwarte also, dass wir in den nächsten Monaten aus dem Hilfsprogramm aussteigen können. Wir werden auch nicht den gesamten Kreditrahmen von zehn Milliarden Euro ausschöpfen.
Ein großes Problem aber haben Sie: die mit 16 Prozent hohe Arbeitslosenrate.
Das stimmt – vor der Krise lag sie bei etwa drei Prozent. Leider haben frühere Regierungen meines Landes die Probleme nicht kommen sehen oder ignoriert. Mein Land hat einen hohen Preis dafür gezahlt.
Würden Sie angesichts fiskalischer Fortschritte bei hoher Arbeitslosigkeit sagen, dass die Eurorettungspolitik funktioniert?
Ich bin mir da nicht sicher. Für uns hat es bisher nur funktioniert, weil wir uns eisern ans Reformieren gemacht haben und dabei eng mit den Gewerkschaften und anderen Sozialpartnern kooperiert haben. Wir haben keine Renten oder andere Sozialleistungen gekürzt, sondern eher die Kriterien für ihre Verteilung verändert. Sonst sähe es vielleicht anders aus in meinem Land.