20 Jahre Sonntagsbrötchen: Kulturgeschichte des Brotes Unser täglich Brot
Die Deutschen sind „Brotfresser“. Das sagen die Franzosen über ihre Nachbarn. Tatsächlich gibt es in keinem Land so viele Brotsorten wie in Deutschland. Rund 300 Sorten zählt der Bäckerei-Verband. Der Mensch lebt aber nicht vom Brot allein. Deshalb hat das Brot auch einen kultisch-religiösen Sinn.
20 Bilder
Foto dpa
1 / 20
Deutschland ist das Land mit der weltweit größten Brotvielfalt. Rund 300 Sorten listet das Deutsche Bäckerhandwerk in seinem Brotregister auf.
Foto dpa
2 / 20
Deutschland ist das Land mit der weltweit größten Brotvielfalt. Rund 300 Sorten listet das Deutsche Bäckerhandwerk in seinem Brotregister auf.
Foto dpa
3 / 20
Im Anfang der Zivilisationsgeschichte war das Korn, die reifen Ähren von Weizen, Einkorn, Emmer, Roggen, Dinkel und Gerste. Der Bauer säte das Getreide aus und konnte bei günstigen Bedingungen zweimal im Jahr ernten und seine Vorratskammern füllen.
Foto dpa
4 / 20
Kaum ein Erzeugnis menschlicher Arbeit hat eine solch tiefe symbolische Bedeutung wie das Brot. Es steht für das Leben an sich, ist Sinnbild für Nahrung und Speise, die den Hunger stillt, das Überleben sichert und dazu noch ein Genussmittel ist.
Foto dpa
5 / 20
Die heutigen Zivilisationen, die sich über Jahrtausende herausbildeten, entspringen im Grunde genommen den ersten Kornkammern der Menschheit. Kultur konnte deshalb entstehen, weil die Ernährung durch den Anbau von ausreichend Getreide gesichert war. Zugespitzt formuliert: Zuerst war das Korn, erst dann kamen die Schrift und der Kult.
Foto dpa
6 / 20
Der kulturellen Deutung voraus ging freilich harte körperliche Arbeit. In der Frühphase des Ackerbaus wurden die geernteten Körner zerstoßen und mit Wasser zu einem Brei verarbeitet und roh gegessen. Die Ägypter waren die Ersten, die die Kunst des Brotbackens kultivierten und so für die zuverlässige Ernährung des Volkes sorgten.
Foto dpa
7 / 20
Zwei Entdeckungen machten aus den harten Getreidekörnern eine schmackhafte und bekömmliche Nahrung: der Bau von Backöfen und die Wirkung von Hefe und Sauerteig als Triebmittel. Gesäuertes Brot war im Land am Nil schon vor rund 6000 Jahren bekannt. In Ägypten entstanden auch die ersten Großbäckereien der Geschichte.
Foto dpa
8 / 20
In der Bibel wird Brot als symbolische Nahrung verstanden, die nicht nur den Leib, sondern auch die Seele nährt und stärkt. „Ego sum panis vitae“(„Ich bin das Brot des Lebens“) sagt Jesus von sich im Neuen Testament (Johannesevangelium, Kapitel sechs, Vers 35; Bild: Erntedankfest im Dom St. Peter und Paul von Bardowick in Niedersachsen).
Foto dpa
9 / 20
Brot und Leben wurden in den frühen Religionen zu Synonymen: Das tägliche Brot war gleichbedeutend mit dem täglichen Überleben. Kein Brot zu haben bedeutete den sicheren Tod. „Unser täglich Brot gibt uns heute“, lautet die vierte und sicherlich dringlichste Bitte im christlichen „Vaterunser“-Gebet.
Foto dpa
10 / 20
Eine ultraorthodoxe jüdische Familie feiert in der Siedlung Betar Illit im Westjordanland Seder, das Pessach-Abendessen. Das ungesäuerte Brot Mazza wird herumgereicht. Am Abend des Pessachfestes gibt es ein großes Familienessen. Dabei wird besonders Brot namens Mazza gegessen.
Foto
11 / 20
Einen enormen Schub erhielt die Brotproduktion in mittelalterlichen Europa. Mit der Professionalisierung der Handwerksberufe wurde der Bäcker zum wichtigsten aller Berufe. Der Anteil des Brotes an der Ernährung der Bevölkerung betrug zeitweise bis zu 75 Prozent des täglichen Kalorienverbrauchs. Dunkles Brot aus Roggen und Dinkel galt als Brot der Armen, während das nährstoffarme Weißbrot den Reichen vorbehalten war. dpa
Foto dpa
12 / 20
Brot war zu allen Zeiten ein politisches Machtinstrument, mit dem man die Massen kontrollieren konnte. Brotmangel war immer wieder Anlass zu Hungeraufständen, Auswanderungswellen und Geburtenrückgang. So führten Brotknappheit und gestiegene Brotpreise 1789 zum Ausbruch der Französischen Revolution.
Foto dpa
13 / 20
Ungeachtet der riesigen Auswahl unterscheidet man zwei Grundarten von Brot: gesäuertes Brot, das mit Hilfe von Sauerteig oder Hefe hergestellt wird, sowie ungesäuertes Brot, das ohne Zusatz von Triebmitteln auskommt. Daneben gibt es vielerlei Unterschiede beim verwendeten Getreide, bei der Mehlart und den Zutaten. Der Fantasie der Bäcker sind kaum Grenzen gesetzt.
Foto dpa
14 / 20
Verschiedene Brotsorten, wie Mischbrot, Roggen-Vollkornbrot, Baguette und Knäckebrot: Brot ist sehr nahrhaft. Es enthält viele lebenswichtige Inhaltsstoffe wie Eisen, Kalzium, Magnesium, Ballaststoffe und Kohlehydrate. Zum anderen lässt es sich zuverlässig herstellen und lagern, um auch in Notzeiten auf die Vorräte zurückgreifen zu können.
Foto dpa
15 / 20
Ein Viertel Laib Brot liegt neben einem Glas Starkbier. Jahrhundertelang war in katholischen Gegenden nur eine Mahlzeit während der Fastenzeit täglich erlaubt. Fleisch, fetter Fisch, Eier, Butter und sogar Käse und Milch waren im Mittelalter verboten. Bier zu trinken war dagegen erlaubt.
Foto dpa
16 / 20
Schwäbische Spezialität: Ein Bäcker nimmt in einer Bäckerei frische Seelen aus einem Regal.
Foto dpa
17 / 20
Immer mehr kleine Backstuben in Familienhand fallen der zunehmenden Industrialisierung des Bäckerhandwerks zum Opfer. 2010 wurden nur noch 36 Prozent der Brote in Bäckereien verkauft. Der Rest ging in Discountern, Backshops und Lebensmittelfilialen über die Ladentheke.
Foto dpa
18 / 20
Ein Schüler hält sein Pausenbrot in der Hand. Viele Kinder und Jugendliche ernähren sich nach Ansicht von Wissenschaftlern mangelhaft. Eines der großen Probleme: Nach einer Umfrage lässt mindestens jeder dritte Schüler sein Frühstück ausfallen.
Foto dpa
19 / 20
„Bernd das Brot“ – Kultfigur des ARD/ZDF-Kinderkanals. Die Kunstofffigur ist über zwei Meter groß und wiegt 125 Kilogramm.
Foto dpa
20 / 20
Bis vor einigen Jahrzehnten waren sich die Menschen hierzulande noch bewusst, dass Brot eine heilige Speise darstellt, die man mit Ehrfurcht und Dankbarkeit essen muss. „Wo man Brot ehrt, Gott die Not kehrt“, heißt ein Sprichwort. Viel von dieser Ehrfurcht ist nicht geblieben.