30 Jahre Wiedervereinigung „Wo jemand aufwächst, macht einen Unterschied“
Vor 30 Jahren wurde Deutschland wiedervereinigt. Was denken junge Menschen darüber? Sehen Sie noch eine Kluft in ihrem Land? Vier junge Leute aus Ost und West berichten.
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Stefanie Lenk ist in Ost-Berlin geboren. „Ich fühle mich als Ostdeutsche – obwohl ich 1988 geboren bin“, sagt sie. „Die Art und Weise, wie ich aufgewachsen bin und welche Werte mir mitgegeben wurden, unterscheidet sich von Gleichaltrigen aus Westdeutschland, glaube ich. Zum Beispiel wurde mir beigebracht, erst einmal an die Bedürfnisse der Gruppe zu denken und mich selbst hinten anzustellen.“ Unsere Bildergalerie zeigt, wie junge Menschen über die Wiedervereinigung denken. Foto:privat
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Maja Witt, 15 Jahre, kommt aus Kammerforst in Thüringen. Mit dem 3. Oktober verbindet sie nicht viel. „Manchmal sprechen wir in der Schule über die Wiedervereinigung“, sagt Maja. „Aber abgesehen davon denke ich so gut wie nie an das Thema. Ab und zu erzählt mein Papa, wie das damals war in der DDR. Ich höre dann zwar zu – aber so doll interessieren mich die Geschichten ehrlich gesagt nicht. Das ist einfach schon so lange her! Sogar meine Mama war noch ein Kind, als die Berliner Mauer fiel.“
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Alexander Wilms, 32, ist in Erkelenz in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen. „Bei uns zu Hause waren die Teilung Deutschlands oder Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland nie ein Thema. Ich war das erste Mal mit 25 Jahren im Osten – bei einer Reise nach Berlin“, sagt Alexander. „Aus meiner Sicht ist das große Thema für meine Generation nicht die Wiedervereinigung, sondern es sind die offenen Grenzen in Europa – auch wenn beides historisch natürlich miteinander zusammenhängt. Ich bin zwanzig Kilometer von der holländischen Grenze groß geworden. Da sind mit dem Thema auch Emotionen verbunden. Ich fahre oft nach Holland zum Kitesurfen und ich bin froh, dass das ohne jede Passkontrolle oder Stau möglich ist.“
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Lisa Vieth, 31, ist in Bönnigheim im Landkreis Ludwigsburg aufgewachsen. Sie hat entfernte Verwandte aus Ostdeutschland. „Ich bin neugierig darauf, wie das Leben in der DDR war und hätte manche Fragen. Wenn ich mehr über den Alltag damals wüsste, könnte ich vielleicht besser verstehen, ob es heute noch Unterschiede gibt. Aber ich traue mich bei Familienfesten oft nicht so recht, das Thema anzusprechen – aus Angst, dass dann Wut oder Trauer bei meinen Verwandten hochkommen könnte und aus Sorge, dass sie sich darüber ärgern könnten, wie wenig ich über die Geschichte weiß“, sagt Lisa.