Architektur des Jahrzehnts Diese sieben Bauten werden bleiben
Tiny Houses, Kostenexplosionen und Nachhaltigkeits-Streben: Wir zeigen die sieben wichtigsten Bauten, die das Jahrzehnt überdauern werden und fassen die entscheidenden Tendenzen zusammen.
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Foto Kodasema
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Wohnen im Minimalmaß: Die zehner Jahre bringen als Reaktion auf die Wohnungsnot den Trend zum „tiny house“ hervor. Unser Bild zeigt ein Modell des estnischen Architekturbüros Kodasema. Unsere Fotostrecke stellt sieben Bauten der Dekade vor, die Sie in Erinnerung behalten sollten.
Foto Mauritius Images
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Bosco Verticale – der vertikale Wald: Das ist der Name dieser beiden preisgekrönten, 2014 in Mailand fertig gestellten Hochhaustürme von Stefano Boeri Architetti, in denen jedes der 113 Apartments mit einem kleinen Waldstück auf der Terrasse versehen ist. Der gestapelte Hektar Grün mit 800 Bäumen und 20 000 Sträuchern verbessert nicht nur das Wohnklima jedes Eigentümers, sondern auch die verpestete Mailänder Großstadtluft. Eine Variante urbaner Verdichtung, die in den hitzegeplagten Städten von morgen Schule machen dürfte.
Foto dpa
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Vom Bauskandal zum Wahrzeichen: Statt ursprünglich behaupteter 77 Millionen kostete die Hamburger Elbphilharmonie 866 Millionen Euro. Als Paradebeispiel für finanziell ausufernde Großprojekte ist das Anfang 2017 eröffnete Konzerthaus in die Architekturannalen eingegangen. Dennoch wurde die Landmarke der Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron zum Triumph. Jahre nach Bilbao ein erneuter Beleg, dass Kulturbauten magische Kräfte haben.
Foto Christian Gahl/gmp Architekten
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In der Elbstadt Dresden hat man den Mut aufgebracht, dem architektonischen Erbe der DDR-Moderne eine Zukunft zu geben. Das Hamburger Büro von Gerkan, Marg und Partner gestaltete den 1969 von Wolfgang Hänsch errichteten Kulturpalast um. Seit 2017 erleuchtet dieser Palast der Kultur und des Wissens, der einen Konzertsaal für die Dresdner Philharmonie, die Städtische Zentralbibliothek und das Kabarett „Herkuleskeule“ beherbergt, die historische Mitte Dresdens. Ein offenes Haus der Begegnung, das in der Pegida-Gründungsstadt unersetzlich ist.
Foto AFP
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Der Brand der Kathedrale von Notre-Dame in Paris am 15. April 2019 hat die Welt zu Tränen gerührt. Die Katastrophe, die ein Bauwerk zugrunde richtete, das als eine der vollkommensten Schöpfungen der frühen Gotik gilt, war aber nicht nur zerstörerisch, sondern sie war auch produktiv. Denn sie offenbarte etwas, das auch weit hinein ins 21. Jahrhundert noch Bedeutung haben wird: dass eine Kathedrale, ein Sakralbau kein beliebiges Bauwerk, sondern nach wie vor ein Mysterium aus Stein ist – und ein Haus, in dem Geschichte wohnt. Es ist somit Europa, das mit der von Staatspräsident Emmanuel Macron umgehend angeordneten Instandsetzung weitergebaut wird.
Foto Andrew Alberts
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Das Integrative Bauprojekt am ehemaligen Blumengroßmarkt in Berlin, kurz IBeB, hat zwar einen sperrigen Namen, ist aber ein hoffentlich Schule machendes Bauprojekt. Es mixt Ateliers, Arbeiten und Wohnen, Eigentum und Miete, Genossenschaft und Baugemeinschaft, beherbergt Gewerbe ebenso wie eine soziale Einrichtung, und das alles in Berliner Bestlage – die Friedrichstraße ist um die Ecke. Das IBeB zeigt: Es gibt eine Alternative zur seelenlosen Renditearchitektur, die die urbane Vielfalt bedroht.
Foto Hiortshoi
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Utopie und Umweltschutz: Der dänische Architekt Bjarke Ingels bringt beides zusammen. Dafür ist er soeben mit dem Ehrenpreis des Deutschen Nachhaltigkeitspreises geehrt worden. Kopenhagen hat dem Architekturvisionär und seinem Büro BIG den sensationellen Hybrid Copenhill zu verdanken. Ein Gebäude, in dem nicht nur Müll verbrannt und dabei Strom und Wärme für 150 000 Haushalte produziert wird – und dazu eines, dessen Dach mit grünen Matten ausgelegt ist, auf denen man Ski- und Snowboard fahren oder wandern kann, mit Panoramablick auf die Stadt und den Hafen. Nachhaltigkeit kann also auch richtig Spaß machen – Kopenhagen zeigt mal wieder, wie’s geht!
Foto ICD/ITKE
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Die Zukunft des Bauens war 2019 in Heilbronn zu besichtigen: Mit zwei Pavillons präsentierten Stuttgarter Forscher auf der Bundesgartenschau eine Spielart der Architektur, die ihre Konstruktionsregeln in der Natur findet, ressourceneffizient und außergewöhnlich leicht ist – ermöglicht durch Industrieroboter. Mit digitalen Codes gefüttert, haben die schlauen Maschinen die Kassettenteile und ihre 17 000 unterschiedlichen Keilzinkenverbindungen dieses Holzpavillons millimetergenau gefräst und geleimt. Noch mögen solche Leichtbauten Exoten sein. Über kurz oder lang aber wird die digitale Technologie Architektur und Baupraxis gehörig umkrempeln. Der Holzpavillon soll übrigens an einem anderen Ort in Heilbronn einen festen Platz finden.