Stuttgart-Album – Bild der Woche Früher brauchte der Flughafen keine hohen Zäune
Das Stuttgart-Album ist ein Geschichtsprojekt zum Mitmachen. Es steht für Heimat ohne Tümelei. Wir zeigen jede Woche ein historisches Foto aus den Einsendungen. Denn eine Stadt ohne Erinnerungen hat keine gute Zukunft.
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Foto Thomas Mack
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Es wäre kinderleicht gewesen, 1958 über den Zaun direkt auf das Rollfeld des Stuttgarter Flughafens zu marschieren. An Flugzeugentführungen und Terroristen dachte damals wohl noch keiner. Das kleine Flugzeug D-EFIV im Vordergrund lud zum Rundflug über Stuttgart ein. "Mein Vater steht in der Mitte am Zaun", schreibt Thomas Mack zu diesem Foto. Als Kind blieb er auf dem Boden. "Der Rundflug hat 15 D-Mark gekostet", berichtet Mack, "das war zu teuer, ich durfte deshalb nicht mitfliegen."
Foto Thomas Mack
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Die Besucherterrasse des Stuttgarter Flughafen war für viele ein Ziel von Sonntagsausflügen. Auf dem Foto aus dem Jahr 1958 ist das alte Flughafengebäude zu sehen, das 1939 eröffnete, unvergessene Terminal 3, das im Jahr 2000 abgerissen worden ist.
Foto Thomas Mack
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"Der Bub mit der Lederhose bin ich", schreibt Thomas Mack zu diesem Flughafenfoto aus dem Jahr 1958. Hohe Zäune kannte der Flughafen damals nicht. Heute verlaufen die Gitter auf der Besucherterrasse auf der fünften Ebene des neuen Terminals 3 so steil und spitz wie beim Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses.
Foto Sammlung von Heidi Lenz
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Der Leonhardsplatz in Stuttgart hat einst seinem Namen alle Ehre gemacht. Auf der historischen Postkarte von 1938 aus der Sammlung von Heidi Lenz ist die alte Pracht zu sehen. Nach einem Platz sieht der Leonhardsplatz heute nicht mehr aus. Zwischen Rotlicht und Stadtautobahn verfällt die Bausubstanz. Wer wissen will, wie dieses Viertel einst ausgesehen hat, sollte die Altstadt von Esslingen besuchen, schlägt eine Kommentatorin auf der Facebook-Seite des Suttgart-Albums vor. So schön könnte es heute in Stuttgart sein. Doch die Kriegsbomben hätten verhindert, dass dieser Charme im Talkessel eine Chance bekam – sowie die Stadtplaner nach dem Krieg. Damit die Autos schnell durch die Stadt kommen, ist das Quartier zwischen dem Kaufhaus Breuninger und der Leonhardskirche auseinandergerissen worden.
Foto SSB
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Wer dieses Straßenbahn-Foto aus dem Stuttgarter Leonhardsviertel vom Jahr 1905 sieht, bringt dieses Bild nicht mit dem heutigen Anblick dieses vernachlässigten und problembeladenen Quartiers zusammen. Lange bevor die Stadtautobahn das Viertel geteilt und auseinandergerissen hat, ist der Leonhardsplatz bei der Leonhardskirche ein echter Platz gewesen. Zumindest den Nachtwächterbrunnen, der auf diesem Foto zu sehen ist, gibt es noch immer - allerdings wurde er versetzt. Zu dieser historischen Aufnahme schreibt Bernd Deinert im Facebook-Forum unseres Stuttgart-Albums: "Das rechte Haus Restauration Schimpf wurde in den 30er Jahren von meinem Urgroßvater gekauft und die Restauration weitergeführt bis es wohl leider im Jahre 1943 im Bombenhagel getroffen wurde und niederbrannte."
Foto Martin Hafner
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Neckar on the rocks: Bis zu 55 Zentimeter Eis sind im Winter 1928/29 gemessen worden. Die Menschen konnten auf dem Fluss spazieren gehen. Die Stadtverwaltung wusste sich nur noch mit Sprengungen zu helfen, bei denen die Eisbrocken bis zu 34 Meter in die Luft geschleudert wurden. Dieses Foto mit dem Packeis vom Neckar hat das Stuttgart-Album von Martin Hafner bekommen.
Foto Sammlung Wolfgang Müller
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Von Degerlochs Höhen ging’s steil hinab zur Wernhalde: An die einst beliebte Schlittenbahn Waldau erinnern heute mitten im Wald noch Stufen zu einer Brücke, die längst eingestürzt ist. Diese Postkarte stammt von 1906.
Foto Thomas Bauer
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„Schneemassen ersticken den Verkehr Süddeutschlands" - so lautete die Schlagzeile am 8. Februar 1958 auf der Titelseite der Stuttgarter Nachrichten. Hier ein Foto von Thomas Bauer von diesem legendären Februar-Freitag.
Foto Mack
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Ein Stuttgarter Winter vor über 50 Jahren: Thomas Mack, dessen Vater dieses Foto gemacht und der es dem Stuttgart-Album geschickt hat, erinnert sich: „An diesen Tag des Winters 1967 kann ich mich noch gut erinnern, es herrschte Schneechaos. Leider fiel die Schule nicht aus, da wir noch keine Monatskarten uns leisten konnten und zu Fuß unterwegs waren. Zum Teil führen die Straßenbahnen ohne Anhänger und waren folgedessen überfüllt.“
Foto Kraufmann
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Ist Stuttgart ohne Baustellen denkbar? Schon in den 1960ern hat das große Wühlen im Untergrund den Kessel erfasst, wie hier am Charlottenplatz. Der 2. Juli 1962 ist ein historisches Datum in der Stadtgeschichte. An diesem Tag wurde der erste Spatenstich für das neue Tunnelreich gefeiert. Die „Operation am offenen Herzen“ begann, wie es damals hieß. Stuttgart war jahrelang eine Baustelle – genau so, wie man es heute wegen Stuttgart 21 kennt.
Foto SSB
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Nein, hier wird nicht der Bahnhof für Stuttgart 21 tiefer gelegt, sondern die Klett-Passage gebaut. In den 1970ern wurde Stuttgart zur „Stadt der Buddelbrooks“ – zur „Stadt zwischen Löchern und Gräbern“. Im April 1976 hat eine neue Zeitrechnung am Bahnhof begonnen. Nach fast 90 Jahren war der Vorplatz des Bonatz-Baus „straßenbahnfrei“. Die U-Haltestelle Hauptbahnhof/Arnulf-Klett-Platz wurde preisend mit einer schönen Rommel-Rede eröffnet. Gleichzeitig feierte die Stadt das „bundesweit modernste und größte Fußgängergeschoss“ mit 32 Geschäften – die Passage, die nach dem früheren OB Arnulf Klett benannt ist. Bis 22 Uhr darf man hier Käufer erfreuen, was in den Anfangsjahren durchaus gelungen ist.
Foto Krimmel
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„Stuttgart ist wieder da – die Baustellen sind weg“ - Plakate mit dieser Aufschrift sind 1977 zur Bundesgartenschau erschienen. Lang, lang ist her. Heute ist die Stadt wieder voller Bauzäune. Man könnte also einen Spruch plakatieren: „Die Baustellen sind wieder da - Stuttgart ist dann mal weg.“
Foto Sammlung Thomas Mack
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Es gab deutlich mehr Bäume auf dem Schlossplatz als heute, die Königstraße gehörte nicht allein den Fußgängern, das Kronprinzenpalais war noch nicht abgerissen, und der alte Rathausturm stand noch: Aus der Sammlung von Thomas Mack stammt diese tolle Ansicht der 1950er Jahren aus dem Herzen Stuttgarts. Unser Leser Mack schreibt dazu: "Die Straßenbahnen hatten noch Stangen statt Bügel. Es ist kurz vor 10.30 Uhr. Damals war auch gegen Mittag Rushhour. Man fuhr nämlich zum Mittagessen nach Hause."
Foto Bosch
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Die Polizisten, die in den 1950ern und 1960ern den Verkehr in Stuttgart regelten, standen erhöht auf einem Podest und trugen lange weiße Mäntel. In unserem Stuttgart-Album haben wir kürzlich daran erinnert. Roland Bosch aus Hemmingen hat uns jetzt noch ein weiteres Foto aus dieser Zeit gebracht. Darauf ist sein Vater Normann Bosch in erhöhter Position beim Schlossplatz zu sehen. „Durch die Abgase war die Luft damals sehr schlecht“, sagt Roland Bosch. Sein Vater habe ihm erzählt, dass er deshalb schon nach zwei Stunden abgelöst werden musste. Im Facebook-Forum unseres Geschichtsprojekts schreibt Norbert Prothmann: „Man muss sich ja auch klar machen, dass damals das Benzin verbleit war. Das war keine gesunde Tätigkeit.“ Zu der Aufnahme bemerkt Marcel Zügel: „Den Schutzmännern wurde wenigstens noch Respekt gegenüber gebracht und nicht wie heute, wo es bei den meisten ein Fremdwort ist.“ Was Michael Meier auf dem Foto aufgefallen ist: „Auch interessant ist die Arbeitszuglok der SSB im Hintergrund.“
Foto Marcelo Lagos
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Einst war Telefonieren im Gehen undenkbar. Heute marschiert alles kreuz und quer mit dem Smartphone am Ohr durch die Stadt. Obendrein musste man Münzen in einen Apparat stecken. Die Kinder des digitalen Lebens kennen so ein umständliches Anrufen nur vom Hörensagen. An der Königstraße gab es mehrere öffentliche Telefone nebeneinander. Der Filmregisseur Marcelo Lagos, der Ende der 1970er vor der Diktatur in seiner Heimat Chile geflohen ist, hat dieses Foto Anfang der 1990er gemacht. In dieser Zeit gehörte er zu der Künstlergruppe, die den legendären Latino-Club Zapata in einer leer stehenden Fabrikhalle im ehemaligen Südmilchareal eröffnet hat. Sein Schwarz-Weiß-Film, den er 1995 gedreht hat, heißt "Stuttgart - mi amor".
Foto Kraufmann
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Fürs Telefonieren brauchte man vor dem digitalen Zeitalter, wie dieser Mann 1997 in Stuttgart, die passenden Münzen. Seit vielen Jahren haben die öffentlichen Fernsprechgeräte ausgedient. Fast jeder besitzt ein Handy. Längst ist der Unterhalt der Telefonhäuschen für die Telekom zu teuer geworden. Die Grenze zur Wirtschaftlichkeit gibt das Unternehmen mit 125 Euro im Monat an.
Foto StZ/StN-Archiv
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Prachtvolle Bahnhofshalle mit Säulen, bemalten Decken und eleganten Damen, die weit geschnittene Röcke trugen: Diese Postkarte aus dem Jahr 1916 zeigt den alten Stuttgarter Hauptbahnhof, der sich an der heutigen Bolzstraße befand, die damals Schlossstraße hieß. Bis 1922 fuhren die Züge bis fast an den Schlossplatz heran. Doch dann wurde der im 19. Jahrhundert nach den Plänen von Karl Etzel gebaute Bahnhof zu klein. Teile seiner Fassade sind heute im Kinokomplex des Metropol-Gebäudes integriert.
Foto StZ/StN-Archiv
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Im März 1871 wird das Ende des deutsch-französischen Krieges vor dem alten Stuttgarter Bahnhof an der damaligen Schlossstraße, der heutigen Bolzstraße, gefeiert. Dieser zeitgenössische Holzstich erzählt davon.
Foto Thomas Mack
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Die Straßenbahn fuhr oben, die Königstraße war keine Fußgängerzone: Thomas Mack hat unserem Geschichtsprojekt Stuttgart-Album faszinierende Fotos aus den 1950ern und 1960ern zur Veröffentlichung anvertraut. Diese Aufnahme vom Schlossplatz und vom Königsbau stammt aus dem Jahr 1958. Männer trugen noch Anzüge und Frauen Kostüme.
Foto Thomas Mack
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Blick auf die Markthalle im Jahr 1959.
Foto Thomas Mack
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Blick auf den Tagblattturm im Jahr 1958.
Foto Thomas Mack
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Vor dem Königsbau fährt noch die Straßenbahn.
Foto Thomas Mack
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Der Schlossplatz im Winter 1967.
Foto Thomas Mack
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Die Königstraße mit der Straßenbahn.
Foto Thomas Mack
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Der Stuttgarter Hauptbahnhof im Jahr 1967.