Buch-Tipp: Hans Joachim Schädlich, „Die Villa“ Interieur des Grauens
Hans Joachim Schädlich ist der literarische Chronist der deutschen Unrechtsgeschichte. Sein Roman „Die Villa“ zeigt die Schauseite einer Zeit, in der sich Unaussprechliches anbahnt und vollzieht.
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Hans Joachim Schädlich erzählt von einer Kindheit während des Krieges. Weitere interessante Neuerscheinungen finden Sie in unserer Bildergalerie.
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Sigrid Nunez: Der Freund. Aufbau Verlag. 235 Seiten, 20 Euro. In traurigen Tagen kann man jemand gebrauchen, mit dem man sich versteht, am besten auch ohne Worte, der die gleichen Bücher mag wie man selbst. Hier hört dieser jemand auf den Namen Apollo, und offensichtlich teilt er den Buchgeschmack seiner neuen Besitzerin, zumindest verschlingt er begeistert einen Teil ihrer Bibliothek. Sigrid Nunez’ Roman überblendet die verschiedenen Facetten der Freundschaft – Mann, Hund, Literatur. Im Glanz der verständnisvollen Augen einer zärtlichen Dogge erscheint manches in anderem Licht. Das ideale Buch für die Krise.
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Verena Güntner: Power. Dumont Verlag. 254 Seiten, 22 Euro. Aus Werwolf-Motiven, Rattenfänger-Latein und brutalen Dorfschnurren mixt Verena Güntner eine brandaktuelle Parabel, die ihrer Entschlüsselung immer einen Schritt voraus ist. „Power“ macht aus dem Generationskonflikt eine wilde Jagd durch das morsche Unterholz der Zivilisation. Soviel steht fest: wenn Menschen konspirative Rudel bilden und eine Mission verfolgen, ist Gefahr im Verzug. Doch die wahren Bestien lauern nicht im Wald.
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Ingo Schulze: Die rechtschaffenen Mörder. Roman. S. Fischer. 320 Seiten, 21 Euro. Was muss passieren, dass ein kultivierter, reflektierter Mensch plötzlich verbittert rechte Parolen spuckt? Was sich nicht leichthin beantworten lässt, ohne sich auf legitimatorisches Glatteis zu begeben, kann man in einer literarischen Versuchsanordnung durchspielen. Und genau das tut dieser Roman: Er erzählt die Legende vom kunstfrommen Bücherwurm, der nach der Wende an den neuen Verhältnissen scheitert. Und er erzählt, von dem, der schreibt. Schließlich kommt noch die Lektorin ins Spiel. Wer in dieser politisch brisanten Aufstellung nun Täter und Opfer ist, muss der Leser selbst herausfinden.
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Peter Handke: Das zweite Schwert - Eine Maiengeschichte. Suhrkamp. 160 Seiten, 20 Euro. Einer zieht aus, das Rächen zu lernen. Wer dieser merkwürdigen Figur folgen will in ihrem dreiteiligen Dior-Anzug, einem breitkrempigen Borsalino mit Bussardfeder im Hutband, lässt sich am besten treiben. In dem durch die Randgebiete der Alltäglichkeit mäandernden Strom der Erzählung verschwimmen Motive Homers, Racines, Pascals mit den Wiederholungsträumen von Handkes eigener Familien- und Werkgeschichte. Zarter, gefährdeter, verrückter war noch keine der Abenteuerfahrten, zu denen dieser verschrobene Ritter mit dem Schwert der Dichtung aufgebrochen ist, um damit die Wunden, die die prosaische Wirklichkeit schlug, zu heilen.
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Tom Kummer: Von schlechten Eltern. Tropen Verlag. 245 Seiten, 22 Euro. Ein einsilbiger Fahrer kurvt durch die Dunkelheit. Im Fond afrikanische Geschäftsleute, die es sich leisten können, chauffiert zu werden, an der Seite der Geist der toten Frau. Wie ein verdammter Fährmann pendelt er hin und her: zwischen dem Flughafen Zürich-Kloten und dem Totenreich, zwischen der Liebe zu dem lebenden Sohn und seiner großen Passion. Im Zwischenreich dieser wuchtigen Roadnovel verschwimmen Fantasie und Wirklichkeit. Als Borderline-Journalist ist Tom Kummer einmal aufgebrochen, als nur noch der fiktionalen Wahrhaftigkeit verpflichteter Autor ist er in der Nacht seines Lebens angekommen. Großartig.