Buch-Tipp: Iris Hanika, „Echos Kammern“ Alte Mythen, hohe Mieten
Schon viele Leute haben über New York geschrieben, aber so schön wie in Iris Hanikas neuer Roman „Echos Kammern“ haben sich modernes Großstadtleben und Mythos selten umschlungen.
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Literatur ist die bessere Wirklichkeit: Iris Hanika. In unserer Bildergalerie finden Sie weitere interessante Neuerscheinungen.
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Anna Katharina Hahn: Aus und davon. Roman. Suhrkamp Verlag. 308 Seiten, 24 Euro. Tradition und Rebellion lassen sich nicht auf Generationen verteilen, sondern rumoren in jeder einzelnen der Protagonistinnen dieses Familienromans. Er handelt von zerbrechenden Beziehungen und Menschen, die sich davonmachen. In fein gezeichneten Details und charakteristischen Zufälligkeiten und raffinierten Perspektivwechseln öffnet sich in der kleinen Welt eines Stadtviertels ein Resonanzraum von staunenswerter Tiefe. In ihm klingen schwäbische Auswandererschicksale, Pubertätskonflikte mit den Migrationserfahrungen unserer Tage zusammen, grundiert vom leisen Ostinato einer pietistisch geprägten Mentalitätsgeschichte.
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Jhumpa Lahiri: Wo ich mich finde. Roman. Aus dem Italienischen von Margit Knapp. Rowohlt Verlag. 160 Seiten, 20 Euro. Man folgt der Erzählerin auf den Wegen durch ihr Viertel einer ungenannt bleibenden italienischen Stadt, ins Büro, in den Supermarkt, auf die Piazza, ins Wartezimmer, ans Meer, ins Nirgendwo. Was im Leben der Paare und Passanten, die den Weg der Erzählerin kreuzen, nicht zum Ereignis wird, wird zum Ereignis in der Sprache. Die nur wenige Seiten langen Vorstöße und Passagen sind genau inszenierte Prosamalereien, auf das wesentliche konzentriert, die in melancholischer Schönheit den Blick in die verborgenen Interieurs der Seele freigeben. In gestochen scharfen Wörtern wandelt sich das Zufällige, Banale, Bedeutungslose zu einprägsamen Vignetten des modernen Lebens.
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Benjamin Quaderer: Für immer die Alpen. Roman. Luchterhand. 592 Seiten, 22 Euro. Ohne den schillernden ehemaligen Bankmitarbeiter, den Benjamin Quaderer in seinem Roman sein Leben erzählen lässt, wäre es nicht zu jenen Bildern gekommen, die etwa den früheren Vorsitzenden der Deutschen Post dabei zeigten, wie er in Begleitung von Steuerfahndern aus seinem Haus geführt wurde. Mit dem Verkauf gestohlener Kundendaten, hat der Informant ein Millionenvermögen verdient, aber gleichzeitig aufgedeckt, wo und wie die Reichen ihr Geld verstecken. Zum Helden taugt diese windige Figur in der Wirklichkeit eher nicht. Wohl aber zum Protagonisten eines ausgebufften Schelmenromans, der Fiktion und Wahrheit schwindelerregend verspiegelt.
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Lydia Haider (Hg.): Und wie wir hassen! Kremayr & Scheriau. 160 Seiten, 19,90 Euro. Hass ist eigentlich eher eine männliche Domäne. Und nicht selten stehen Frauen im Einzugsbereich der wütenden Suaden, in denen sich die Ahnung der eigenen Unbedeutendheit in wilden Aufplusterungen entlädt. In dem von Lydia Haider herausgegebenen Band „Und wie wir hassen!“ zeigen 18 Autorinnen, darunter Sibylle Berg, Kathrin Röggla und Stefanie Sargnagel, was sie auf diesem Gebiet draufhaben. In ihren furiosen Attacken auf das Patriarchat, das Wetter und bestimmte Teesorten erweisen sich Frauen als die klüger Hassenden. Das wird den maskulinen Zorn noch mehren.
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Elizabeth Strout: Die langen Abende. Roman. Aus dem Amerikanischen von Sabine Roth. Luchterhand Literaturverlag. 352 Seiten, 20 Euro. Nach über zehn Jahren kehrt die US-amerikanische Autorin Elizabeth Strout an den Schauplatz ihres großen Erfolgs „Mit Blick aufs Meer“ zurück. Viele der Leute aus Crosby und dem Nachbarort Shirley Falls haben schon bessere Zeiten gesehen. Jeder hier hat seine kleinen und großen Verbrechen begangen, seine kleinen und großen Freuden erlebt, Hoffnungen haben sich nicht erfüllt, und was der Tod nicht geschieden hat, scheidet das Leben. Mit sicherer Hand steuert Elizabeth Strout die Gebrechen, Hinfälligkeiten, aber auch Leidenschaften und Erkenntnisse des Alterns dorthin, wo sie hingehören: in die Mitte des Lebens, wo sie sich unter die anderen Gebrechen, Hinfälligkeiten und Leidenschaften mischen, mit denen wir unsere Zeit verbringen.