Büchnerpreisträgerin Terezia Mora Fünf Bücher voller karger Prägnanz und dunkler Poesie
Die Büchnerpreis-Trägerin Terezia Mora ist eine Spezialistin für Grenzerfahrungen aller Art. In unserer Bilder-Galerie führen wir durch ihr Werk.
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Am Nerv der Zeit: Die Büchner-Preisträgerin Terezia Mora
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Mit einer jungen Frau, die um ihr Leben schwimmt, fing alles an. „Der Fall Ophelia“ trug der 28-jährigen Autorin 1999 den Bachmann-Preis ein. Der Text beruht auf einem Kindheitserlebnis, der Drohung, man werde sie ertränken, weil sie Kommunistin und Faschistin sei. Seltsam - was ihrem ersten Buch, in das die Erzählung einging, den Namen gab: „Seltsame Materie“. Zwölf Geschichten aus dem verstörenden Reich der Kindheit in einem kleinen ungarischen Dorf. Grenzerfahrungen allesamt, zwischen geografischen, politischen und existenziellen Zonen, erzählt in einer Sprache von zugleich karger Prägnanz und dunkler Poesie.
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Als Stipendiatin auf dem Künstler-Fluchtwinkel der Solitude bei Stuttgart nahm Terezia Mora das Leben eines heimatlosen, aber genial begabten Flüchtlings in den Blick. Der Übersetzer Abel Nema wurde zum Opfer eines Gewaltverbrechens. Doch hinter der kriminalistischen Oberfläche zeichnet Moras erster Roman „Alle Tage“ das Psychogramm eines Mannes, den der jugoslawische Bürgerkrieg nach Deutschland geschleudert hat. Ein Verlorener, der viele Sprachen spricht, ohne verstanden zu werden, der von Frauen begehrt wird, ohne sie lieben zu können, weil er sein Herz an einen Jugendfreund verloren hat. Die Ortlosigkeit der Hauptfigur gewinnt Gestalt in einer Sprache, die eine geheime Passage zwischen Prosa und Lyrik zugänglich gemacht hat.
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Mit ihrem dritten Buch führt Terezia Mora den Informatiker Darius Kopp ein, Beginn einer Trilogie, deren letzter Band noch aussteht. Ein durchschnittlicher, mäßig attraktiver Mittvierziger, der so gar nicht zu der klugen und sensiblen Flora Meier an seiner Seite passen will. „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ handelt tagebuchartig von einer Woche, eine Frist, in der das Leben des Protagonisten in eine Krise gerät. Während ihm beruflich und privat die Felle davon schwimmen, birgt Mora diese Geschichte einer Selbstauflösung in einem komplexen Netz aus erzählerischen Verknüpfungen und Rückblenden.
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Für den zweiten Teil der Darius-Kopp-Trilogie „Das Ungeheuer“ wurde die Autorin 2013 mit dem Deutschen Buchpreis geehrt. Die Krise ist zur Katastrophe geworden. Flora, Kopps ungarische Ehefrau, hat sich erhängt. Und der Zurückgebliebene ist aus allen Zusammenhängen gefallen. Die zerbrochene Welt bildet sich im Roman in zwei auch typografisch voneinander getrennten Bereichen ab. Oben die Trauerarbeit des Erzählers, unten der schriftliche Nachlass der Toten, die Abwärtsspirale in eine tiefe Depression. Ob Darius Kopp im nächsten Band wohl wieder auf die Füße kommt?
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Mit dem Erzählband kehrt die Terezia Mora zur ihren schriftstellerischen Anfängen zurück. Auch „Die Liebe unter Aliens“ kreist um die Grundlagen des Fremdseins. Elf Geschichten darüber, wie sich Menschen im Guten und im Schlechten verfehlen können. Zartbitteres Gespür für feinste Regungen trägt den Leser über das Grau in Grau scheiternder Beziehungen hinweg.