Das Dorf, in dem niemand Grundsteuer zahlt

Wer von Deutschland aus in die Exklave Büsingen will, muss erst einmal durch die Schweiz fahren.

Büsingen ist zwar deutsches Staatsgebiet, liegt aber mitten in der Schweiz im Kanton Schaffhausen und gehört auch zollrechtlich zum Nachbarland. Das Dorf ist die einzige deutsche Exklave.

Links Deutschland, rechts Schweiz: Die gestrichelte Linie auf dem Boden der Terrasse des Restaurants Waldheim in Büsingen veranschaulicht die Grenze.

In der Ortsmitte weht sowohl die deutsche als auch die Schweizer Flagge.

„Die deutsche Insel in der Schweiz“ – so wirbt die Gemeinde für sich am Ortseingang.

Büsingen verfügt gleich über zwei Postleitzahlen: eine deutsche (links) und eine schweizerische (rechts), wie hier an der Filiale der Deutschen Post in der Ortsmitte zu sehen.

Sogar ein eigenes Kfz-Kennzeichen hat die 1500-Einwohner-Gemeinde.

„Wir als Familie zahlen doppelt so viel Steuern, wie wenn wir in der Schweiz leben würden“, sagt Bürgermeisterin Vera Schraner, die in dem Dorf aufgewachsen ist und mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern dort lebt. Mit dem Erlass der Grundsteuer will die Gemeinde die Bürger entlasten.

An den Ufern des Hochrheins, wo gefühlt jeder Büsinger sein eigenes Gärtle und eine Bootsanlegestelle besitzt, herrscht mit Blick auf die Grundsteuer (noch) Gelassenheit unter den Grundstückseigentümern.

„Die Grundsteuer ist kein Thema hier, die Leute haben es gar nicht auf dem Schirm, dass sich da was ändert“, berichtet Markus Hempel, der Pächter des Restaurants Alte Rheinmühle in Büsingen.

Rudolf Eder vom Lotto-Kiosk lebt schon sein ganzes Leben in Büsingen. „Es wird gemunkelt, dass die Gemeinde die Grundsteuer eventuell wieder einführen will“, erzählt der 75-Jährige.