Bundestagswahl in Stuttgart Karin Maag kämpft gegen ein rot-grünes Bündnis
Im Wahlkreis Stuttgart II soll Nicolas Schäfstoß mit Schützenhilfe der Grünen die CDU-Abgeordnete Karin Maag bei der Bundestagswahl schlagen. Manchem Grünen könnte der SPD-Kandidat gefallen, weil er Stuttgart 21 für entbehrlich hält.
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Nicolas Schäfstoß hofft im Wahlkreis Stuttgart II auf Stimmen der Grünen. Alle Kandidaten der Wahlkreises stellen wir in der folgenden Bilderstrecke vor.
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Die Kandidatin der Linken, Marta Aparicio, zog vor 27 Jahren von Argentinien nach Stuttgart. „Ich habe in meiner Jugend für die Abschaffung der Militärdiktatur und für eine demokratische Gesellschaft gekämpft, und mit diesem politischen Bewusstsein bin ich nach Deutschland gekommen“, sagt sie. Sie schloss Studien der Politikwissenschaft und Ethnologie ab und zog zwei Töchter groß. Marta Aparicio arbeitet bei der Volkshochschule als Fachbereichsleiterin und Betriebsrätin. Sie kämpft von Anfang an gegen Stuttgart 21. Sie vertritt ihre Partei im Aktionsbündnis und im Vorbereitungsteam für die Montagsdemos. 2009 kandidierte sie im Wahlkreis I für den Bundestag, 2011 war sie Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl.
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Birgitt Bender sitzt seit 2002 im Bundestag, zuvor war sie Fraktionsvorsitzende im Landtag. Die „Biggi“ behauptet von sich, eine fast fließend schwäbisch sprechende Rheinländerin (Düsseldorf, 1956) zu sein. Die Juristin sieht ihre Aufgabe weniger darin, im Wahlkreis auf jeder Hocketse zu erscheinen, als in der Gesundheitspolitik in Berlin für grüne Ideen zu werben. In diesem Amt sei sie „erfahren und vernetzt, geschätzt bei Bündnispartnern, gefürchtet bei den Gegnern“. So formulierte sie es beim Landesparteitag, wo man sie auf Platz elf setzte – vier Ränge tiefer als noch vor vier Jahren. Über Stuttgart 21 sagt Bender, sie halte das Projekt angesichts der Kosten nach wie vor für falsch. Es könne kein Zweifel daran bestehen, dass der Bahnknoten modernisiert werden müsse – aber nicht so. Das Verhältnis von Kosten und Nutzen stehe in einem so schlechten Verhältnis zueinander, dass es sich um eine Fehlinvestition handele.
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„Das ist ja ein Erdrutsch“, entfuhr es Karin Maag vor vier Jahren nach der ersten Hochrechnung. Der Neuling aus dem Bezirksbeirat Möhringen, mittlerweile ist sie auch stellvertretende Kreisvorsitzende, hatte die SPD-Rivalin und dreimal direkt gewählte Ute Kumpf mit mehr als 10 000 Erststimmen Vorsprung aus dem Feld geschlagen. Sie beendete daraufhin ihre Tätigkeit in der Landtagsverwaltung (zuvor war sie Persönliche Referentin von OB Schuster) und pendelt seitdem zwischen Stuttgart und Berlin. Die 51-Jährige sieht man häufig im Fernsehen – sie sitzt als Schriftführerin neben dem Bundestagspräsidentin oder steht an der Urne. Sie ist im Gesundheitsausschuss und berichtet ihrer Partei über die Drogensituation im Land, als Stellvertreterin sitzt sie im Haushaltsausschuss und im Ausschuss für Frauen, Familien, Senioren und Jugend. Karin Maag scheut sich aber nicht, am Rednerpult für Stuttgart 21 zu werben.
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Er kann es womöglich schon nicht mehr hören, aber die Fußstapfen, in die Nicolas Schäfstoß tritt, sind riesig. Seine Vorgängerin Ute Kumpf hat den Wahlkreis immerhin dreimal direkt gewonnen. Deshalb ist der 31-Jährige auch schon seit Januar unterwegs. 60 Mal ist er von Tür zu Tür gezogen und hat dabei 20 000 Kontakte geknüpft. 34 Mal hat er bisher morgens Prospekte verteilt und 150 Veranstaltungen besucht. Er war zudem auf 63 Festen. Der Stuttgart-21-Gegner ist Sohn einer deutschen Mutter und eines zypriotischen Vaters. Er ist im Osten aufgewachsen und 2002 der SPD beigetreten. Er war lange Jahre Vorsitzender der Jusos. Seit er sein Geografie- und Volkswirtschaftsstudium abgeschlossen hat, ist er beim Statistischen Landesamt beschäftigt. Dort streitet er als Verdi-Personalrat für die Belange der Beschäftigen. Er steht für eine „konsequent gerechte SPD, die sich auf die Seite der Arbeitenden und Schwachen stellt“.
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Matthias Werwigk hat schon einmal vorgesorgt, sollte es nichts werden mit dem Job in Berlin, was mit dem Verzicht auf Erststimmen-Werbung und dem 33. Platz auf der Landesliste zu 99,99 Prozent sicher ist: Der 62-Jährige ließ sich für die nächste Gemeinderatswahl auf Platz acht setzen. Werwigk, seit 1999 Direktor bei der Landesbank (LBBW) für Geld und Kredite, Vermögensbildung und Steuern zuständig, darf sich berechtigte Hoffnungen machen, denn in der Kommunalpolitik ist er kein Unbekannter. Bis 2009 war er FDP-Stadtrat und in dieser Funktion selten bereit, Grünen und SPD etwas Butter zum Brot zu geben. Spektakulär war sein Auftritt beim FDP-Landesparteitag, als er den ehemaligen Vorsitzenden Walter Döring in den Senkel stellte. Werwigk stammt aus Untertürkheim. Er ist ein Familienmensch, engagiert sich im kirchlichen, sozialen und kulturellen Bereich. Er sagt, er sei gegen Gleichmacherei und staatliche Bevormundung.
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Auch im Norden – unser Bild ist in Freiberg entstanden – geben sich die Partei im Wahlkampfendspurt der Materialschlacht hin.