Klassik CD-Tipps zum Beethovenjahr
Bei den CD-Neuerscheinungen zum 250. Geburtstag des Komponisten gab es keine Corona-Pause. Wir geben einen Überblick.
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Foto Felix Brode/Sony
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Der Pianist Igor Levit hat in Zeiten des Lockdowns jeden Abend die Interpretation einer Beethoven-Sonate abgefilmt und gestreamt: eine Initiative, die auch ihm, dem Bühnenmenschen, selbst wohltat.
Foto Sony
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Igor Levits Gesamteinspielung der 32 Sonaten (Sony)ist eine der meistrezensierten Einspielungen des Jahres – zu Recht. Auch wenn der omnipräsente Pianist aus Lust am Virtuosen manchen Satz eher durchhechelt als durchlebt, gibt es hier doch zahlreiche klangfarblich sehr feine Momente und Phrasen voller faszinierender Klarheit (bei Sony).
Foto Warner
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Wo Igor Levit analysiert, spielt der türkische Pianist in seiner Gesamtaufnahme fast naiv drauflos, wo Levit fingerflink glänzt, wirkt sein Kollege immer wieder spieltechnisch überfordert. Dafür tobt und träumt sich Say in einer Weise durch die Klaviersonaten, die eine Wahlverwandtschaft des Nonkonformisten und Improvisationskünstlers zu Beethoven unmittelbar spüren lässt (Warner).
Foto Erato
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Sämtliche Streichquartette haben sich das Quatuor Ebène (Erato) und das Kuss-Quartett (Rubicon/Naxos) vorgenommen. Elegant, elaboriert, intellektuell, spieltechnisch brillant wirkt die Darbietung der Franzosen (Erato).
Foto Rubicon
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Das Kuss-Quartett riskiert mehr, was einige klangliche Kollateralschäden zur Folge hat, dafür aber näher, nahbarer, emotionaler und spontaner wirkt. In manchen Momenten („Große Fuge“) packt das ungemein – hier, so scheint es, geht es nicht um Kunst, sondern um das nackte Leben (Rubicon/Naxos).
Foto Sony
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Teodor Currentzis durcheilt mit seinem Ensemble MusicAeterna die fünfte Sinfonie (wie erwartet) im Sturmschritt, also so, wie es spätestens seit den Interpretationen des Dirigenten Hermann Scherchen als authentisch gilt. Mit den Anfangstakten des Stücks wird man bei Currentzis hineingesogen in eine Musik, durch die permanent Blitze zucken – energetische Entladungen, Kontraste, Schocks. Man kann einiges dabei allzu sportiv, trocken, ja hart finden, auch den Übergang vom dritten zum Finalsatz. Aber weil Currentzis das Stück mit ungeheurer Hingabe packt, wird man hörend hilflos hingerissen (Sony).
Foto Alpha
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Die interessanteste Gesamteinspielungen der Sinfonien ist der CD-Schuber mit der Wiener Akademie unter Martin Haselböck, eine Zusammenstellung seit 2014 erschienener Einzelaufnahmen. Haselböck lässt auf Originalinstrumenten an Originalschauplätzen spielen, was den Eindruck einer klingenden Zeitreise erweckt. Plötzlich ist man mittendrin im Epizentrum Beethoven. (Alpha/Note 1).
Foto hm
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Am meisten lernen und überrascht werden kann man allerdings bei der Akademie für Alte Musik, die Beethovens Sinfonien mit Werken von Zeit- oder Gesinnungsgenossen kombiniert: die „Pastorale“ mit der „Grande Simphonie“ von Justin Heinrich Knecht, Beethovens Erste und Zweite mit Stücken des mindestens ebenso experimentellen Carl Philipp Emanuel Bach. Wer die Widerhaken aus Carl Philipps sinfonischer Experimentierstube im Ohr hat, nimmt Beethovens Sinfonien als Kapitel einer Geschichte musikalischer Wagnisse wahr (harmonia mundi).
Foto hm
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Der Pianist Kristian Bezuidenhout (am Konrad-Graf-Hammerflügel) hat gemeinsam mit dem Freiburger Barockorchester unter Pablo Heras-Casado die Klavierkonzerte Nr. 2, 4 und 5 in einer derart wachen und klanglich gestylten Weise aufgenommen, dass die Musik wirkt, als sei sie just dem Jungbrunnen entstiegen: quirlig, verspielt, mit Substanz, aber ohne Schwere, ein schwebender Titan.
Foto Berlin Classics
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Es gibt es – wirklich! – noch Unbekanntes von Beethoven zu entdecken. Der Pianist Matthias Kirschnereit nimmt sich mit Kunst und Empathie verrückter, kluger und schlichter Einzelsätze an (Berlin Classics/Edel).
Foto Erato
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Und noch einmal Beethoven in historischem Klanggewand: Das Pariser Insula Orchestra unter Laurence Equilbey präsentiert neben dem Tripelkonzert die Chorfantasie – mit Bertrand Chamayou als Solist, der aus dem Klavierpart ein zartes Klangfarbwunder auf einem wunderbar präsenten Pleyel-Flügel von 1892 macht (Erato).